dingungen des Bismarck-Archipels ähnliche, wie die der benachbarten Inseln und Inselgruppen. Ueber
die klimatischen und Bodenverhältnisse des Bismarck-Archipels, insbesondere der Gazelle-Halbinsel
entnehme ich zur Ergänzung meiner auf Seite 8 ff. des ersten Theils dieser Schrift mitgetheilten Angaben
über Klima und Witterung einem in den „Nachrichten von Kaiser Wilhelm-Land und dem
Bismarck-Archipel“ (1897, Seite 29) gegebenen Berichte von Dr. Danneil die nachfolgenden Sätze,
welche bei der Beurtbeilung des Auftretens der Lepidopteren und für einen künftig dort sammelnden
Forscher von Werth sein, dürften.
„Auf der Gazelle-Halbinsel lassen sich vier Jahreszeiten unterscheiden. Es herrschen von:
1. Mitte April bis Ende September der S.O.-Passat.
2. Ende September bis Mitte November die Kalmen.
,3. Mitte November bis Mitte Februar der N.W.-Monsun.
4. Mitte Februar bis Mitte April die Kalmen.
Die Zeit des S.O.-Passats ist die angenehmste. In den ersten Vormittagsstunden pflegt der
Wind sich zu erheben; mit grösser Gleichmässigkeit weht er dann bis eine oder zwei Stunden vor
Sonnenuntergang, der gegen 6 Uhr Abends erfolgt. . . . In dieser Jahreszeit, der „trocknen Jahreszeit“
regnet es durchschnittlich weniger als zu anderen Zeiten, der Himmel zeigt keine schwere Bewölkung,
und Gewitter oder Böen kommen kaum vor. Allmählich nimmt dann der Passat ab; an
seine Stelle tritt dann eine feuchte Schwüle. Es tritt die Zeit der Kalmen auf oder besser die Ueber-
gangszeit zwischen den beiden Windperioden. Bald wechselt die Luftbewegung; einen Tag kommt
eine leichte Brise mehr von Süd, den nächsten mehr von Nord, bis letztere Strömung allein die
Herrschaft hat. Anfangs zeigt der Wind den ruhigen Character des Passats, dann aber macht sich
der Monsun breit. Schwere bleigraue Wolkenmassen jagen sich am Himmel; Gewitter und schwere
Regenböen sind an der Tagesordnung, und gewaltige Wassermassen stürzen herab bei schwerem Nordwest.
Während dieser nassen Jahreszeit der N.W.-Monsune kommt es aber nicht selten vor, dass
während einer ganzen Reihe von Tagen der schönste, heiterste Sonnenschein eintritt. | | | Die Temperatur
wechselt im Laufe von 24 Stunden zwischen dem 24° und 25° und dem 31—32° C. Der
niedrigste Grad war im Laufe vieler Jahre 17° C., der höchste öfters vorkommende 36°. 30 bis
33° sind gewöhnliche Tagestemperatur, 24 bis 25° Nachttemperatur. Jähe Schwankungen kommen
als Ausfluss der insularen Lage nicht vor. — Die absolute Feuchtigkeit ist sehr gross. Dezember,
Februar, März nnd etwa November haben die meisten Niederschläge. Die Jahresmengen differiren,
doch sind die Werthe gegen die von Neu-Guinea geringer. Der N.W.-Monsun scheint an der Küste
der Gazelle-Halbinsel über das Meer, der S.O.-Passat vom Lande zu kommen. Dieses steigt nach
einem schmalen Strandstreifen schroff in Höhe von 10—15 m an und bildet dann eine mehr oder
minder breite Terrasse, auf der die Wohnungen der Europäer der Blanche Bay und in Herbertshöhe
die Stationshäuser liegen. Im Hintergrund steigt die Terrasse zu einer Hügelflucht von 80
bis 100 m, dem Rande des Hochplateaus, das von schmalen, tief eingeschnittenen Theilen durchfurcht
ist. Vom Strande bis zur Hochebene zieht sich die Baumwoll- und Kokospalmen-Plantage,
weiter innen schliessen sich Busch und Grasland an; die Schluchten und Thäler bevorzugt der Urwald.
Der Boden rings an der Blanche Bay ist das Ergebniss jung-vulkanischer Aufschüttungen
aus Asche und Bimstein aus der Thätigkeit des Vulkans Vanekokorund der Gruppe von 5 Vulkanen,
von denen man gewöhnlich nur die Mutter, die Nord- und die Südtochter erwähnt. An der Oberfläche
ist der Boden durch Verwitterung und Vegetation zu einer mehr oder weniger tiefen Humusschicht
verändert. Der Boden ist ausserordentlich porös und für Wasser aufsaugungsfähig. In Herbertshöhe
und Umgegend sind keine längeren Bach- und Flussläufe. Grundwasser findet sich nur nahe am
Strande. Natürliche Quellen sind selten, so dass die Eingeborenen genöthigt sind, das Wasser oft
stundenweit ins Innere zu transportiren. . . .“
Wir finden, wie bemerkt, unter den Lepidopteren des Bismarck-Archipels die nächsten Beziehungen
zu Neu-Guinea und weiterhin zu den Molukken im Westen, wie zu den Salomons-Inseln im
Osten und Australien im Süden. Ueberraschend ist für einen Jeden, welcher grössere Parthien von
Nachtfaltern aus den verschiedenen eben genannten Gebieten mit einander vergleicht, namentlich die
überaus grosse Uebereinstimmung der Pyraliden. Diese Familie erfreut sich einer ganz besonders
grossen Verbreitung. Bereits Meyrick hat (Trans. Ent. Soc. London 1886, pag. 189) hierauf aufmerksam
gemacht und das grosse Uebergewicht der Botydidae in der Fauna der pacifisclien Inseln
betont, welche beinahe die Hälfte aller Arten umfasst. Viele sind nach ihm durch den malayischen
Archipel bis nach Indien und selbst nach Südafrika verbreitet. Auch die australischen Pyraliden (siebe
M e y r i c k T r a n s . Ent.Soc. 1887, p. XXIX) haben vielfach die gleiche enorme Verbreitung von Australien
aus über die pacifischen Inseln einerseits und den malayischen Archipel, Südasien und Südafrika
andrerseits; ja sie reichen mit manchen Arten bis nach Amerika hinüber, wiewohl sie einen
schwachen Flug haben, nicht beträchtlich gross sind, nicht in grösser Zahl erscheinen und keinen
Wandertrieb zeigen. Von 129 australischen Arten fand Meyrick nicht weniger als 73 weit verbreitet.
Offenbar ist daran der Umstand Schuld, dass die Raupen ihre Nahrung auf weit verbreiteten
Pflanzen finden und solche auch verändern können. Ich werde Gelegenheit haben, über die
weite geographische Verbreitung der Pyraliden des Bismarck-Archipels, wie auch über die anderer
Nachtfalter mich im Nachfolgenden bei der Besprechung der einzelnen Arten zu verbreiten.
In der Behandlung der im Bismarck-Archipel vorkommenden Familien, Gattungen und Arten
habe ich mich, soweit es anging, wie ich bereits in der Einleitung zum ersten Theil (Tagfalter)
bemerkte, an das Werk von Hampson (The Fauna of British India, Ceylon und Burma, Vol. I
bis IV, London 1892—1896) angeschlossen, da sich die uns beschäftigende Lepidopterenfauna unmittelbar
an die dort erörterte anschliesst. Hampson’s Werk umfasst in übersichtlicher Weise
noch die Pyraliden, lässt aber die Tortriciden, Tineiden und Pteroplioriden unberücksichtigt. Wenn
man auch im Einzelnen zu Ausstellungen in Hampson’s Ausführungen berechtigt ist, so erschien
es mir doch besser, das von ihm befolgte System zu adoptiren und die Charakteristik der Familien,
Gattungen und Arten im Allgemeinen so anzunehmen, wie er es gethan hat. Hie und da habe ich
mir Abweichungen auf Grund der Forschungen anderer Entomologen gestattet, ausser den zahlreichen
eigenen Zusätzen, zu welchen ich durch das Auftreten von Formen, welche Hampson
nicht verzeichnet, genöthigt war. Wo es nicht unbedingt erforderlich war, neuere Beschreibungen
auf Grund des mir vorliegenden Materials zu geben, habe ich theils die Diagnosen Hampson’s in
Uebersetzung beigefügt, theils die anderer Autoren benutzt. In Uebereinstimmung mit den Grundsätzen
Hampson’s und anderer Schriftsteller, wie Snellen’s, habe ich versucht, die Nomenclatur
thunlichst zu vereinfachen und die Synonyme soweit anzugeben, als sie einigermaassen gesichert erscheinen.
Ueber die vorhandenen Pterophoriden füge ich die mir von Herrn Medicinalrath Dr. Hofmann
in Regensburg gemachten Bemerkungen bei.
Unter wesentlicher Benutzung der von Hampson Indian Moths. I. p. 9 über die im indischen
Gebiet vorkommenden Nachtfalter gegebenen Uebersicht lassen sich die im Bismarck-Archipel bis
jetzt beobachteten Heteroceren, wie folgt, abtheilen: