Glied kann beim 3 zwei eigentümliche, meist starke, cylindrische Borsten mit weichem Endstück
tragen. Ihre Function erscheint mir überaus zweifelhaft; ich bezeichne sie kurz als Männchenborsten.
Die beiden letzten Glieder tragen durchweg sehr starke Klauen. Nach dem Gesagten würde ich
bezeichnen Vävras Glied 2 als Stamm, Yävras Glied 3—6 als Innenastglied 1—4. Die Mandibel
(Taf. 1 Fig. 17) besteht aus dem sehr starken kahnförmigen Basalglied mit Kaufortsatz und einem
ursprünglich viergliedrigen Taster, dessen erstes Glied eine Athemplatte (Re) trägt. Das 2.—4. Glied
des Tasters entspricht dem Innenast.
Über die morphologische Deutung der Maxille (Taf. 1 Fig. 16) vergl. G. W. Müller 1894 p. 53 ff; sie
besteht aus einem kurzen Stamm mit drei borstentragenden Kaufortsätzen, die ich von der Basis distal fortschreitend
als 1., 2., 3.; bezeichne, so dass der 3. neben dem Taster liegt. Unter den Borsten dieser
Kaufortsätze sind gewöhnlich einige durch massiven Bau, eventuell durch Zähnelung ausgezeichnet,
besonders häufig zwei des dritten Fortsatzes. Ferner trägt der Stamm einen zweigliedrigen Taster
und eine durchweg sehr umfangreiche Athemplatte. Eine zweite Maxille fehlt, die nächste Gliedmaasse
ist als erste thoracale aufzufassen (G. W. Müller 1894 p. 179,80).. Bekanntlich dient diese Gliedmaasse
in den verschiedenen Familien der Ostracoden sehr verschiedenen Funktionen, ist entsprechend als
Maxille, als Maxillarfuss oder als erstes Bein bezeichnet worden, eine Bezeichnung, die sich nicht einmal
innerhalb der einzelnen Familie mit der Funktion deckt, da letztere oft bei Gattungen derselben
Familie oder selbst bei beiden Geschlechtern einer Art verschieden ist. Ich würde eine einheitliche Bezeichnung
dieser Gliedmaasse für sehr erwünscht halten, und diese könnte wohl nur die indifferente „erste
thoracale Gliedmaasse“ sein, ich fürchte aber, ich werde mit der Einführung dieses Namens bei den Ostra-
codenforschern wenig Glück haben. Was den Bau dieser Gliedmaasse (Taf. 1 Fig. 8,14, Taf. 19 Fig. 17,19)
anbetrifft, so besteht sie aus einem mit dem Körper in grossem Umfang wenig beweglich verbundenen
Stamm, der sich nach vorn in einen Kaufortsatz verlängert; derselbe ist bei den Süsswassercypriden
niemals abgegliedert. Der Stamm trägt an seiner unteren Ecke einen nach hinten gerichteten, als
Taster bezeichneten Anhang, derselbe ist bei den ? fast durchweg ungegliedert, nur ausnahmsweise
zeigt er Reste einer Gliederung (bei Iliocypris dreigliedrig). Beim 3 ist er durchweg als Greiforgan
entwickelt, meist deutlich zweigliedrig, das letzte Glied gegen das erste einschlagbär (ich bezeichne
diese beiden Glieder kurz als Stamm und Finger des Greiforgans). Stets sind die Greiforgane auffallend
asymmetrisch gebildet. Schliesslich kann der Hinterrand des Stammes eine umfangreiche Athemplatte
tragen, die aber häufig der Rückbildung verfallt.
Die zweite thoracale Gliedmaasse (erstes Bein Taf. 1 Fig. 11, Taf. 13 Fig. 9) besteht gewöhnlich
aus einer Reihe von 5 Gliedern, selten erfolgt durch Verschmelzung der Glieder 3 und 4 eine Reduction;
das erste Glied legt sich lateral dem Körper an, ist in grossem Umfang mit ihm verbunden; das zweite
bildet in der Ruhe einen rechten Winkel mit dem ersten, die weiteren liegen annährend in der
Verlängerung des zweiten; das letzte kleine Glied trägt eine umfangreiche Klaue, neben ihr zwei
kleine Borsten.
Die dritte thoracale Gliedmaasse (Taf. 1 Fig. 9) besteht ebenfalls aus fünf Gliedern, sie wird
durch Verschmelzung von drei und vier häufig viergliedrig. Vävra und Hartwig zählen sechs, resp.
fünf Glieder. Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, wo die sechs Glieder herkommen sollen, da
ich nie mehr als fünf entdecken konnte, bis mich die Figur 17 p 59 bei Vävra 1891 belehrte, dass
dieser Autor das erste Glied als zwei auffasst. Ich kann, wie gesagt, Vävras Ansicht nicht theilen,
finde dieselbe übrigens bereits bei Claus (1892 p 43 ff.) widerlegt. Es würde also entsprechen erstes und
zweites Glied bei Vävra dem ersten Glied bei mir, das dritte Glied bei Vävra dem zweiten bei mir etc.
Das Bein ist eigenthümlich nach oben gekrümmt, so dass das letzte Glied in der Ruhe den Ursprung des
ersten berührt, es dient bekanntlich als Putzfuss, entsprechend sind die beiden letzten Glieder oft eigenthümlich
mit Haken, Kämmen etc. bewaffnet.
— 11 ig g g g
Die F ü rc a lä s te (Taf. 1 Fig. 12, 13) sind gewöhnlich stabförmig, sie tragen meist vier Borsten
von denen die beiden terminalen klauenartig gestaltet sind, ich bezeichne dieselben kurz als die Furcal-
klauen; die beiden anderen Borsten bleiben fast durchweg viel schwächer, die eine entspringt direct vor
der vorderen Klaue, die andere am Hinterrand <in grösserer oder geringerer Entfernung von der hinteren
Klaue. Bisweilen erfahrt die ganze Furca eine Rückbildung.
Der P en is (Taf. 1 Fig. 7)-ist ein für die Unterscheidung der Arten ausserordentlich wichtiges
Organ, nur schade, dass wir es wegen des Fehlens der 3 nicht bei allen Arten kennen, die Systematik
der Ostracoden würde sich etwas einfacher gestalten. Bei der Beschreibung habe ich folgende
Nomenclatur angewandt: als Basis bezeichne ich den Theil, an welchem das Vas deferens eintritt, den
gegenüberliegenden als Spitze, als Innenrand den gewöhnlich annähernd geradlinigen Rand, mit welchem
sich beide Penishälften einander in der Ruhelage nähern, den gegenüberliegenden als Aussenrand. Ferner
können wir gewöhnlich unterscheiden einen Stamm und drei Äste (besonders deutlich bei Iliocypris Taf. 19,
Fig. .14, 15.) Von diesen bezeichnen wir den am Aussenrand entspringenden als den äusseren, den nahe
dem Innenränd entspringenden als den inneren, den dritten zwischen beiden liegenden als den mittleren
(aF, iF, mF). Letzterer steht gewöhnlich mit dem Vas deferens in enger Verbindung. Der äussere
Fortsatz, und ebenso der innere, kann sich wieder spalten, so dass wir es mit einem äusseren und
einem inneren Ast zu thun haben (a A; i A.)
Ich will' noch ausdrücklich bemerken, dass ich nicht etwa die Homologie der einzelnen mit
gleichem Namen bezeichneten Fortsätze behaupte, ich kann das nicht einmal für die Gattung Candona.