
verhältnissmässig mehr ist dies bei den Noctuiden der Fall. Geometriden sind ebenfalls nicht
reichlich. Einen besondern Procentsatz nehmen dagegen, wie ich dies bereits im Eingang der Befrachtung
der Nachtfalter bemerkte, die Pyraliden für sich in Anspruch, von denen bereits eine ungewöhnlich
hohe Zahl von Arten und Gattungen im Bismarck-Archipel nachgewiesen wurde. Tortri-
ciden sind, entsprechend ihrer allgemeinen geographischen Verbreitung, nur sehr spärlich vertreten. Von
Tineiden vermochte ich bereits eine höhere Verhältnisszahl für ihr Vorkommen zu constatiren, aber
gerade hier bei diesen kleinsten Vertretern bedarf es noch genauerer Untersuchungen. Jedenfalls
ist die früher fast allgemein angenommene grosse Armuth von Micropteren in den Tropen nicht
in der vermeintlichen Ausdehnung vorhanden.
Zur nähern Erörterung dieser angegebenen Verhältnisse werde ich mich, wie auch in der
Specialbesehreibung der einzelnen Arten, an Hampson’s Fauna der Nachtfalter von British India,
Ceylon und Burma, anlehnen. Denn wir besitzen noch keine ähnliche vollständige Darstellung der
Heterocerenfauna der hier in Betracht kommenden Gebiete. Meine eigenen Darstellungen über
Java's Heterocerenfauna, sowie die von Sn eilen über die von Sumatra und Celebes, und die erst
im Beginn stehende von G. Semper über die Philippinischen Nachtfalter geben willkommene
Fingerzeige, ebenso wie meine Ausführungen über die Lepidopterenfauna der kleinen Insel Amboina.
Von den 34 von Hampson in seiner Uebersicht (Ind. Moths I. p. 9) angeführten Familien
der Nachtfalter sind im Bismarck-Archipel bis jetzt noch nicht nachgewiesen die Epicopeiiden,
Brahmaeiden, Bombyciden, Eupterotiden, Cymatophoriden, Pterothysaniden, Lasiocampiden und
Arbeliden. Die auch dem indischen Gebiete fehlenden Ceratocampiden, Micropterygiden, Endro-
miden, Castniiden, Heterogyniden fehlen gleichwohl. Es ist kaum wahrscheinlich, dass von diesen
Familien noch Vertreter werden anfgefunden werden. Dagegen ist von den bis jetzt aus dem
Bismarck-Archipel noch nicht bekannt gewordenen Hepialiden anzunehmen, dass sie dort Vorkommen,
da sie in der Nachbarschaft, den Molukken, Neu-Guinea, und in besonderer Entwicklung in Australien
aDgetroffen werden. Es bleiben also 25 Nachtfalterfamilien, die wir in den Kreis der
Betrachtung zu ziehen hätten, welche sieh allerdings in recht verschiedenerWeise entwickelt zeigen
und demgemäss auch je nach den vorhandenen Gattungen und Arten eine besondere Stellung in
der Fauna einnehmen. Bei der. meist versteckten Lebensweise der Heteroceren drücken sie dem
Charakter der Fauna für gewöhnlich keinen besonderen Stempel auf, wie dies manche Tagfalter
tliun. V ie ich im ersten Theile p. 11 erwähnte, fand Ribbe bei seinen Streifzügen im Walde von
Heteroceren besonders Cdlliduliden, Uraniiden, Nyctalemoniden und Nyctipao-Arten. Unter diesen ’
dürfte Alcides aurora besonders anzuführen sein, der bei seiner Grösse und Schönheit ein beachtungswerthes
Moment abgibt. Viele Arten treten des Abends erst und in der Nacht aus ihrer
versteckten Lebensweise heraus und hier ist dann als ein besonders geeignetes Anlockungsmittel das
Licht zu erwähnen. Professor Dahl fing eine grosse Anzahl seiner Heteroceren unter dessen Vermittlung.
Der Anziehungskraft desselben vermögen weder die kleineren Arten der Tineiden, Pyraliden,
Tortriciden und Noctuiden, wie Geometriden zu widerstehen, sondern auch die gewaltigen
Saturniden und grösseren Sphingiden, wie Cossiden werden neben kleineren Formen der Bombyciden
magisch herangezogen. — An den Köder scheinen im Bismarck-Archipel die Nachtfalter weniger
heran zu gehen; doch dürften hierüber noch weitere Versuche anzustellen sein; denn wenn auch
Ribbe ausdrücklich die Erfolglosigkeit betont, so gelang es doch Prof. Dahl, manche Arten durch
das Ködern mit geeigneten Stoffen zu erlangen. In ganz besonders grösser Anzahl fing er so
Cosmophila erosa- in minderer die stattliche Noctuide Arcte coerula K.
Ob und wie durch das Auftreten von Raupen von Heteroceren im Bismarck-Archipel, irgend
welche bemerkenswerthe Erscheinungen auftreten, darüber lässt sich weder aus der vorliegenden
Literatur, noch aus dem mir vorliegenden Material etwas Besonderes sagen.
Gehen wir die einzelnen im Bismarck-Archipel vertretenen Familien hinsichtlich des Vorkommens
und der geographischen Verbreitung der einzelnen, sie constituirenden Gattungen und Arten
näher durch, so ergibt sich Folgendes:
Die erste Familie der in allen Gebieten vorhandenen Saturniiden hat in dem unsrigen nur
wenige Vertreter in zwei Gattungen, von denen die eine, Coscinocera, dem papuanischen und australischen
Gebiet eigentümlich, nur eine in mehrereren Lokalformen vorkommende Art umfasst, die
andere, Antheraea, welche in Afrika und Asien, wie im malayischen Archipel auftritt, zwei sehr
nahe verwandte Arten- aufweist, von denen die eine bisher noch nicht beschrieben war. Beide
sind bisher nur vom Bismarck-Archipel bekannt.
Von der ebenfalls in allen Gebieten verbreiteten Familie der Sphingiden, welche mit 11
Arten auftritt, fehleu die drei Unterfamilien der Acherontiinae, Smerinthinae und Ambulycinae,
während die drei ändern in Indien vertretenen der Chaerocampinae, Sphinginae und Macroglossinae
vertreten sind.
Von den Chaerocampinae sind die Gattungen Chaerocampa, Daphnis, Angonyx, Theretra
im Bismarck-Archipel nachgewiesen, während Acosmeryx, Ampelophaga, Deilephila, und Elibia zu
fehlen scheinen. Die allgemein verbreitete Gattung Chaerocampa zeigt in theylia eine im indischen
Gebiet nicht seltene Art, in celerio eine von Europa und Afrika bis zu den Pacifischen Inseln verbreitete
Art, während silhetensis und helops im indischen Gebiet, vigil, ■lucasi und erotus in demselben,
den Molukken und Australien, letztere auch auf den Salomons-Inseln, brennus endlich von den
Molukken bekannt ist. Die Gattung Daphnis hat die dem in dem indischen Gebiet verbreiteten
hypothous verwandte Art dohertyi und die mehr östlichen gloriosa und protrudens', die Gattung
Angonyx zeigt die Art testacea, welche von Indien und den Molukken bekannt ist. Protoparce hat
in convolvuli eine in Europa und in Asien bis zu den Molukken verbreitete Art und Pseudosphinx
in der veränderlichen discistriga eine in Indien vorkommende. Die Macroglossinen, eine ebenfalls
weit verbreitete Familie, hat in der Gattung Macroglossa vier Vertreter, von denen fulvicaudata von
Neu-Pommern, Neu-Lauenburg, den Salomons-Inseln und Neu-Hebriden bekannt ist, micäcea von Australien
und Neu-Pommern, godeffroyi von Neu-Lauenburg, calescens und belinda bis jetzt allein
von Neu-Pommern.
Die dritte Familie der auch- im paläarctischen Gebiete verbreiteten Notodontiden ist nur
durch zwei von Neu-Pommern erwähnte Arten bekannt geworden. Auch die Sesiiden, welche sonst
vom paläarctischen, indomalayisehen, nearctischen, neotropischen und afrikanischen Faunengebiet
bekannt sind, haben nur sehr sparsame Vertreter, eine Art der Gattung Phlogothauma von Neu-
Pomftiefn, eine Paranthrene von Neu-Pommern und 2 $es«a-Arten von Neu-Pommern. Die Tinae-
geriden, welche hier eine etwas zweifelhafte Stellung einnehmen, sind mit einer Art von deu Short-
lands-Inseln nachgewiesen, die vielleicht auch im Bismarck-Archipel vorkommt und mit australischen
Formen verwandt ist.
Von den im paläarctischen, afrikanischen und indoaustralischen Gebiet bekannten Synto-
■miden haben wir nur eine Syntomis-Avt von Neu-Pommern und eine Euchromia zu verzeichnen,
von den verwandten Zygaeniden nur eine Proceris-Art, welche denen von Australien verwandt ist.
Die Psychiden sind mit zwei Subfamilien vertreten, von denen die Oeceticinae die im neotropischen,