
Diese in ihrer äusseren Gestalt sehr variable Art scheint der St. squamosa Herdman nahe
zu stehen. Wie nahe die Verwandtschaft zwischen beiden Arten ist, lässt sich nicht sicher erkennen,
da jegliche Angaben über die Darm- und Gonaden-Verhältnisse der St. squamosa fehlen.
A e u s se re s : Die Ge s t a l t der St. paessleri (Taf. II Fig. 9) ist sehr verschiedenartig,
oval, tonnenartig, kuppelförmig, etwas überhängend mützenförmig, meist schwach seitlich kompri-
mirt, manchmal auch in der Richtung von vorn nach hinten stark gedrückt. Die Kö r p e r ö
f f n u n g e n liegen nicht weit von einander entfernt, bei ovaler oder tonnenförmiger Körperform
beide an der vorderen Kante. Sie sind ganz unscheinbar, meist versteckt zwischen eigenartigen,
unten näher zu besprechenden Wucherungen des' Cellulosemantels. Diese Wucherungen in ihrer
Umgebung geben manchmal den Anschein, als seien sie erhaben. Erst bei Betrachtung des geöffneten
Thieres von der Innenseite erkennt man, dass die Körperöffnungen kreuzförmige Schlitze sind.
Als An s a t zma t e r i a l dienen den Thieren Steine, Tangwurzeln, Muschelschalen und andere Gegenstände,
an denen sie sich mit einer mehr oder weniger grossen Fläche des Hinterendes und der
linken Körperseite festgesetzt haben.
Der Ce l l u l o s ema n t e l ist verhältnissmässig sehr dick, fest knorpelig, elastisch biegsam,
durchaus undurchsichtig. Seine Innenfläche ist schwach perlmutlerglänzend; im Schnitt ist er weiss-
lich. Die Aussenfläche ist stark gefurcht und zwar herrscht in den mittleren und hinteren Körperpartien
die Querrichtung der Furchen vor, so dass diese Körperpartien fast eng geringelt erscheinen;
durch Längsfurchen werden die unregelmässigen Ringel in querovale oder rechteckige Felder zerschnitten.
Die von den Furchen umgrenzten Felder sind mehr oder weniger stark erhaben, polsterförmig.
Am Vorderende verschwindet die Ringelung und geht in eine schuppenartige Felderung
über. In der Umgebung der Körperöffnungen sind die von den Furchen umgrenzten Polster oder
Schuppen stärker erhaben und verbergen die Körperöffnungen bis zur Unauffindbarkeit. Besonders
bei grossen Stücken wuchern die Polster in der Umgebung der Körperöffnungen stark, so dass ihr
grösster Umfang ihre Basalfläche übertrifft, und zwar bis zu dem Grade, dass sie abgeschnürt erscheinen.
Zugleich wird ihre Oberfläche unregelmässig gefurcht und zeigt secundäre Auswüchse.
Im höchsten Stadium der Wucherung erscheinen sie Blumenkohl-artig. Während der Cellulosemantel,
abgesehen von den polsterartigen Erhabenheiten, im Allgemeinen nackt ist und auch bei starker
Vergrösserung keine feinere Bewaffnung aufweist, ist er an den polsterförmigen und Blumenkohlartigen
Wucherungen in der Umgebung der Körperöffnungen mit einem äusserst feinen, dichten
Borstenbesatz versehen. Es bedarf ziemlich starker Vergrösserung, um diesen Borstenbesatz zur
Anschauung zu bringen. Die einzelnen Borsten mögen durchschnittlich 0,025 mm lang und an der
Basis 0,004mm dick sein. Der Cellulosemantel ist ziemlich frei von F r emd k ö r p e r n ; doch
sind auch in dieser Beziehung grosse Verschiedenheiten bemerkbar. Die Dime n s i o n e n des
grössten Exemplars sind: Länge 18 mm, Breite 12 mm und Höhe 15 mm; bei anderen Stücken, die
nicht wie das soeben in Betracht gezogene tonnenförmig sind, ist das Verhältniss der verschiedenen
Dimensionen zu einander natürlich ein ganz anderes. Die F ä r b u n g der Thiere ist bleich weiss-
lich grau bis gelblich, mit verschieden starkem bräunlichen Anflug. Die Wucherungen in der
Umgegend der Körperöffnungen sind dunkler, bräunlich grau.
In n e re O rg a n is a tio n : Der I n n e n k ö r p e r hängt nur locker mit der Innenfläche des
Cellulosemantels zusammen und lässt sich meist leicht herausheben; dabei ist er ziemlich dünne. Die
Ringmuskeln bilden eine zarte aber geschlossene Schicht; die Längsmuskeln sind in der Gegend
der Körperöffnungen zu gröberen, getrennt verlaufenden, gegabelten und mit einander anastomosirenden
Bündeln vereinigt. Zahlreiche kleine En d o c a r p e n ragen vom Innenkörper in den Peri-
branchialraum hinein.
Der Mu n d -Te n t a k e l k r a n z besteht aus ca. 60 einfachen Tentakeln. Es lassen sich
leicht zwei verschiedene Längen unterscheiden, die alternirend geordnet sind; aber die Tentakeln
einer Ordnung sind unter sich nicht ganz gleich. Meist erschien diese Verschiedenheit durchaus
unregelmässig. Manchmal aber hatte es den Anschein, als seien die Tentakeln der ersten Ordnung
wieder ziemlich regelmässig alternirend verschieden gross, so dass sich ihre Ordnung in zwei verschiedene
Ordnungen spaltete. Folgende Reihe mag als Schema gelten für die Anordnung der
Tentakeln in drei Ordnungen, von denen die zwei in verschieden starkem Grade voneinander gesondert
erscheinen: 1,2, 1*, 2, 1, 2, 1*, 2, 1.
Der D o r s a 11 u b e r k e 1 ist polsterartig erhaben, quer oval und trägt eine ziemlich einfache
Oeffnung. Dieselbe erscheint als weit klaffender Querspalt, der einfach und gradlinig ist,
oder dessen linkes Ende sich hakenförmig zurückbiegt. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die
Form der Oeffnung bei anderen Exemplaren auch andere Verschiedenheiten auf weise.
Der Ki eme n s a c k erstreckt sich durch die ganze Länge des Thieres. Er trägt jederseits
vier Falten, die von den ersten, der Dorsalfalte benachbarten, bis zu den letzten, dem Endostyl
benachbarten, an Stärke abnehmen. Die obersten Falten sind deutlich ausgeprägt, wenn auch
nicht so stark überhängend wie bei anderen Styela-A.vian. Sie tragen ungefähr 12 rippenförmige
Lä n g s g e f ä s s e . Die untersten Falten sind rudimentär, kaum erhaben, durch engeres Zusammenrücken
von ca. 5 Längsgefässen angedeutet. Stellenweise werden diese untersten Falten ganz undeutlich,
indem ein Längsgefäss nach dem ändern sich von dem engeren Verbände abtrennt. Auch
die zweituntersten Falten sind stellenweise noch als rudimentär zu bezeichnen. In den Zwischenräumen
zwischen den Falten, zumal in dem Raum jederseits dicht neben dem Endostyl, stehen die
Längsgefässe bedeutend weitläufiger; es fallen drei bis sechs auf einen Faltenzwischenraum. Die
H a u p t q u e r g e f ä s s e sind nur sehr wenig verschieden breit. Stellenweise lässt sich eine regel-
mässigere Alternation in ihrer Breite erkennen; an anderen Stellen ist keine feste Regel in ihrer
Folge zu erkennen. S e c u n d ä r e Qu e r g e f ä s s e alterniren ziemlich regelmässig mit den Haupt-
quergefässen. Die Ma s c h en sind entsprechend der Entfernung der Längsgefässe von einander
verschieden breit. In den Räumen hart neben der Dorsalfalte und noch deutlicher in denen neben
dem Endostyl sind sie breiter als lang. In den übrigen Falten-Zwischenräumen sind sie im Maximum
so breit wie lang, quadratisch. An einigen Stellen sind die hart am Endostyl liegenden Maschen
enorm verbreitert. Diese Verbreiterung ist die Folge des geschlängelten Verlaufs des Endostyls,
da selbst die ihm zunächst liegenden Längsgefässe nicht den Ausbuchtungen des Endostyls folgen.
Die Kieme n s p a l t e n sind länglich, mehr oder weniger regelmässig parallelrandig, an den Enden
gerundet. Ihre Breite ist meist bedeutend grösser als die Breite der zwischen ihnen verlaufenden
feinsten Längsgefässe. In der Nähe des Endostyls sind sie stellenweise stark verbreitert, sammt
den Maschen wie in die Breite gezerrt, so dass sie zum Theil so breit wie lang erscheinen. In
den annähernd quadratischen Maschen liegen vier bis fünf Kiemenspalten. Der En d o s t y l ist im
Anfangstheil unregelmässig geschlängelt.
Die Do r s a l f a l t e ist dünn saumförmig, ungerippt und glattrandig. Sie ist verhältnissmässig
lang, anfangs schmal und schwach faltig, gegen das Hinterende verbreitert.
Der Darm liegt an der linken Seite des Kiemensackes und zeigt folgenden Verlauf: Der
schlanke, nicht weit vor dem Hinterende des Kiemensackes entspringende Oesophagus führt im