
A llo e o c a rp a Z schaui n. sp.
Taf. II, F ig . 20.
1889 Goodsiria coccínea, P f e f f e r : Fau na Süd-Georg., p. 4.
D i a g n o s e : Kolonie polsterförmig, einschichtig, oder den Untergrund umwachsend und dann zw eischichtig1.
Per sonen dicht g ed rä n g t stehend, bis 8 mm lang', me ist schwach polsterförmig ü be r die allgeme in e
Oberfläche hei'vorragend, selten stärker hervortretend. Körperöffnungen u ng e lap p t, schlitzförmig', meist nicht
erhaben, selten a u f polsterförmigen Siphonen. Mund-Tentakeln, ca. 20, ziemlich r e g elmä ssig nach Schema
1, 2, 1, 2, 1 an Grösse wechselnd. Dorsaltuberkel ein o vales Polster mit schlitzförmiger Oeffnung. Kiemensack
g latt, mit ca. 16 (13—17) L ä n g sg e fä ssen jederseits. Hauptquerge fässe gle ich gross, mit secundaren
Quergefässen alternirend. Dorsalfalte glattrandig. Magen mit ca. 18 Längsfalten und mit sehr kleinem
stummelförmigen, e twas g eb o g en en Blindsack a u f einer Längsnaht. Polycarpen zerstreut an der linken
Körperseite,, dick walzenförmig; $ Polycarpen zerstreut an der rechten Körperseite, dünn- u nd k ur zgestie lt
bim fö rm ig , am freien Ende in einen breiten, kurzen, flachen Ovidukt übergehend.
Die deutsche Südpolar-Expedition von 1882—83 brachte zahlreiche Kolonien dieser Art,
die ich zu Ehren eines der Theilnehmer jener Expedition, des Herrn A. Zschau, benenne, von Süd-
Georgien heim.
A e u s se re s : Die Kolonien (Taf. III Fig. 20) bilden unregelmässige polsterartige Ueber-
ziige und Umwachsungen an Wurzeln und Blättern von Macrocystis sowie an PoZyzoa-Stöcken.
Die Gestalt der Kolonie ist sehr abhängig von der Gestalt des Anheftungsmateriales. Häufig überspannen
die Polster den Zwischenraum zwischen verschiedenen Tangwurzel-Aesten 5 vielfach auch
umwachsen sie ihre Grundlage so weit, dass ihre Ränder auf der Gegenseite aneinanderstossen. Auf
diese Weise entstehen Kolonien, die eine zweifache Schicht repräsentiren und die, besonders wenn
das Stützmaterial dünn und wenig auffällig ist, fast das Aussehen von kompakten Massen annehmen.
Dieser Eindruck wird verstärkt, wenn das brüchige Stützmaterial, wie es vielfach der Fall ist,
verwittert und bis auf die innersten Partien ab- und herausgebröckelt ist. Dann erinnern diese Kolonien
thatsächlich an die jungen Kolonien von Goodsiria coccínea, Herdman, wie dieser Forscher
sie in dem Challenger-Bericht abbildet (Tunic. II Challenger, PI. XLV, Fig. 2). Ein Querschnitt
durch die betreffende Kolonie zeigt jedoch stets im Innenraum derselben den ursprünglich unsichtbaren
Stützkörper und verräth damit die thatsächlich einschichtige Natur der Kolonie; auch sind
die an der Gegenseite aneinanderstossenden Ränder der Kolonie nie so innig verwachsen, dass sie
nicht mehr erkennbar blieben. Die Dimensionen der Kolonien schwanken natürlich beträchtlich,
doch ist die Dicke, abgesehen von der scheinbaren Verdoppelung bei Umwachsung, ziemlich konstant.
Die Dicke einfacher Schichten beträgt 6 bis 8 mm. Die scheinbare Dicke umwachsender Kolonien
(doppelte Dicke der einschichtigen Lage plus Dicke des Stützmaterials) kann bis 18 mm steigen. Die
grösste von einer Kolonie übersponnene Fläche ist etwa 50 mm lang und 35 mm breit.
Die Kolonien werden von dicht gedrängt stehenden Pe r s o n e n zusammen gesetzt. Die
Aussenflächen der einzelnen Personen sind meist nur schwach aufgebläht und durch seichte, meist
gradlinige Furchen, die die ganze Oberfläche der Kolonie in ein System von Polygonen zerlegen,
voneinander getrennt. Manchmal sind die Personen-Oberflächen stärker erhaben. . Bei einem Stück
so stark, dass die mehr eiförmigen Personen nur in den untersten Partien miteinander verwachsen
erscheinen. Da dieses Stück sich zugleich durch die starke Erhabenheit der Körperöffnungen auszeichnet
— es kommt hier thatsächlich zur Bildung kegelförmiger Siphonen, die ungefähr so hoch
wie breit sindE- so glaubte ich anfangs, es als Varietät von den übrigen absondern zu müssén.
Ich nahm hiervon Abstand, da die betreffende Kolonie an einem Ende ohne Absatz, wenngleich
ziemlich schnell, in die gewöhnliche Form übergeht. Die Personen-Oberflächen sind sehr verschieden
gross, durchschnittlich etwa 7 mm lang und 5 mm breit. Die Körperöffnungen sind von kreisrunden
Höfen umgeben, die meist nur sehr schwach, manchmal auch stärker erhaben sind und dann wie
scharf umschriebene, runzelige Polster aussehen. Bei der oben erwähnten Kolonie sind sie sogar
kegelförmig, so hoch wie breit, und verdienen die Bezeichnung von Siphonen.
Die beiden Höfe einer Person sind durch schmale Zwischenräume voneinander getrennt.
Die Körperöffnungen sind geschlossene oder klaffende Schlitze, selten, bei vollständiger Oeffnung,
rundliche Löcher. Sie liegen quer zur Medianebene der Person. Ihre Ränder zeigen zahlreiche
feine, strahlenförmig angeordnete Runzeln. Selten treten einzelne Runzeln, vier oder fünf, stärker
hervor, und in diesen Fällen können die Körperöfifnungen kreuzförmig oder mehrstrahlig sein. Es
handelt sich in diesen Fällen wohl um zufällige Bildungen. Die Körperöfifnungen der grösseren
Personen sind etwa 2 mm von einander entfernt.
Das Wa c h s t h um d e r Ko loni e scheint hauptsächlich an den freien Randpartien vor
sich zu gehen. Die randständigen Personen sind meist kleiner als die mittleren. Ein meist schmaler,
unregelmässig zugeschnittener, dünner Saum des allgemeinen Cellulosemantels schiebt sich vom Rande
der Kolonie über die freien Partien der zu überwachsenden Unterlage. Manchmal treibt dieser dünne,
meist personenlose Saum ausläuferartige, aber immer ziemlich kurze Bänder weiter voraus. Auf
diesen können sich schon kleine, von den übrigen Personen der Kolonie noch getrennte Personen
ausbilden.
Die Gr u n d f a r b e der Kolonien ist ein schwach perlmutterglänzendes, ziemlich dunkles
Schiefergrau. Von diesem heben sich die Höfe der Körperöffnungen durch eine mehr gelbe oder
bräunliche Färbung ab. Bei einigen Kolonien liegen die Höfe der Körperöffnungen auf einem gemeinsamen,
dunkleren, ovalen Felde, hejrvorgerufen dadurch, dass sich die aneinanderstossenden Randpartien
der Personen etwas heller färben. Die lebenden Thiere waren nach einer Notiz des Herrn
Dr. v. d. Steinen lebhaft kirschroth gefärbt.
Innere Organisation: Der allgemeine Cel lulosemantel ist auf sehr geringe Massen
reducirt, da die Personen dicht gedrängt stehen und zum Theil bis fast an die Basalfläche der
Kolonie reichen. Die dünne Aussenschicht des Cellulosemantels ist fest lederartig, die Innenmasse,
zwischen und unter den Personen^ ist knorpelig. Die Oberfläche des Cellulosemantels ist fast rein,
nur sehr schwach korrodirt. In der äussersten, etwa 0,14 mm dicken Schicht finden sich zahlreiche,
zerstreute, kleine Zellgruppen, die wohl als pflanzliche Parasi ten angesehen werden müssen.
Sie werden bei Färbung mit Picrocarmin dadurch deutlicher, dass sich die nächste Umgebung
schwächer färbt, so dass sie von helleren Höfen umgeben erscheinen. Die ganze Masse des Cellu-
losemäntels, die im Allgemeinen sehr zart faserig erscheint und nur stellenweise gröbere Faserzüge
aufweist, ist von ziemlich spärlichen Pigmentzellen und zahlreichen winzigen Testazellen durchsetzt.
In der Grundmasse findet sich ein System locker verzweigter und anastomosirender Blutgefässe. Dieselben
sind grösstentheils sehr zart, etwa 0,01 mm dick, zum Theil jedoch beträchtlich stärker, bis
0,05 mm dick. Diese Blutgefässe tragen viele kolbig verdickte Blindanhänge oder laufen in derartige
Blindgefässe aus. Die Dicke dieser Blindgefässe ist sehr verschieden; im Maximum fand ich sie
0,17 mm dick. Stellenweise stehen diese Blindgefässe ziemlich dicht, fast büschelig; im- Allgemeinen
aber finden sie sich weitläufig zerstreut. Grössere Doppelgefässe konnte ich nicht auffinden. Das
Gefässsystem des Cellulosemantels ist auf dessen Grundmasse beschränkt. In den dünneren Massen
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