sind es freundliche Erinnerungen, durchwärmt von der grossen Tugend des Kultur-Pioniers, der
Gastfreundlichkeit. Ich grüsse Euch,,-Ihr Freunde .von Uschuaia und Punta-Arenas; es ist nur ein
geringer Ausdruck meines Dankes, wenn ich Eure Namen mit den Objekten verknüpfe, die ich nur
unter Eurer Beihttlfe erlangen konnte.
Die Bearbeitung der magalhaensisehen Ascidien hat noch in andrer Hinsicht eine besondere
Bedeutung für mich. Ich trete damit einem mir bisher noch fremden engeren Kreise von Faeh-
genossen bei. Ich bitte die neuen Fachgenossen, die ihnen hier dargebotene Abhandlung freundlich
aufzunehmen.
Es sei mir gestattet, diesem Vorwort noch einige sachliche Bemerkungen anzufügen. Ueber
einen Theil des Materials sind bereits vorläufige Mittheilungen veröffentlicht worden. Im Jahre 1 8 8 9
veröffentlichte P f e f f e r (Fauna Süd-Georg, p. 3 ) 1) kurze Notizen über einige der südgeorgischen
Ascidien. Wie P f e f f e r in der Einleitung angiebt, stand diese Arbeit unter der „Notwendigkeit,
schnell zu veröffentlichen“, weil er eine statistische Vergleichung der arktischen und antarktischen
Fauna vorbereitete. Die Objekte konnten lediglich nach äusseren Charakteren bestimmt werden.
Die später von mir ausgeführte Untersuchung der inneren Organisation „führte in einigen Fällen zu
einem Resultat, das von dem P f e f f e r ’s abweicht. Eine zweite vorläufige Mittheilung brachte im
Jahre 1 8 9 8 meine Untersuchungsresultate an einem Theil des Materials (Tunic. Magalh. Süd-Georg.).
Was das System anbetrifft, so schliesse ich mich eng an S l u i t e r (Tunic. Süd-Afrika, p. 9 )
an, und zwar besonders auf Grund meiner eingehenden Untersuchungen über die Polyzoidae (.Poly-
styelidae H e r d m a n ) . Diese Synascidien-Familie steht der Monascidien-Familie Styelidae so nahe,
dass eine Trennung beider durch Unterordnungsgrenzen durchaus nicht angängig ist. Die alte Ein-
theilung der Ascidien in Monascidien und Synascidien, wie sie H e r d m a n selbst in seiner jüngsten
Schrift (Tunic. Austral. Mus.) noch aufrecht erhält, ist demnach hinfällig. Die oben erwähnte enge
Verwandtschaftsbeziehung wird auch von H e r d m a n nicht in Abrede gestellt; H e r d m a n schreibt:
the Compound Aseidians must be regarded as a Polyphyletic group, and the families Botryl-
lidae and Polystyelidae are probably derived from Cynthiidae [= Cynthiidae + Styelidae S l u i t e r ] ,
while the other Compound Ascidians are more nearly related to the Clavellinidae and Ascidiidae.
Still I maintain that does not warrant us in separating in our classification the Botryllidae from
the Distomidae and uniting them with the Cynthiidae as S l u i t e r proposes. Whatever their history
has been in the past, the Botryllidae and the Distomidae are equally Compound Ascidians at the
present day. Both form colonies of Ascidiozoids produced by gemmation and imbedded in a common
test, and consequently I consider we are justified in uniting them as Ascidiae Compositae.“ Ich
kann diese Schlussfolgerung nicht adoptiren. Nach modernen Anschauungen hat das wissenschaftliche
System der Lebewesen doch eine höhere Bedeutung, als die einer bequemen Bestimmungstabelle;
soll es doch die verwandtschaftlichen Beziehungen, soweit wir sie zu erkennen glauben,
zum Ausdruck bringen.
Noch ein anderer die Systematik betreffender Punkt bedarf der Erörterung. Soweit ich
die Litteratur der holosomen Ascidien überschaue, finde ich, abgesehen von der Bezeichnung gewisser
Gattungen als „Tiefsee-Gattungen“, nirgends bei der Begründung der engeren Verwandtschaftsbeziehungen,
oder, was nach meiner Ansicht dasselbe bedeutet, bei der Formulirung der Gat1)
D ie se zu charakteristischen Marken abgekürzten Litteratur-Angaben finden ihre Erklärung in
dem ausführlichen Litteratur-Verzeichniss am Schluss der Abhandlung.
tungen, die geographische Verbreitung in Rücksicht gezogen; und doch giebt es nach meinen auf
einem anderen Gebiete erworbenen Erfahrungen keinen besseren Fingerzeig für die verwandtschaftlichen
Beziehungen, als gewisse geographische Momente. Das Studium der Ascidien-Fauna des ma-
galhaensischen Gebietes und die Vergleichung dieser Fauna mit denen anderer Gebiete zeigt mir,
dass derartige geographische Momente in der Ordnung der Ascidien durchaus nicht selten sind.
Freilich treten sie in einem künstlichen System, das auf verwandtschaftliche Beziehungen kein
Gewicht legt — und als ein solches muss ich das HERDMAN’sche System bezeichnen — nicht hervor.
Diese Werthlosigkeit eines künstlichen Systems für geographische und erdgeschichtliche Probleme
ist es hauptsächlich, die mich veranlasst, für das natürliche System Sluiter’s einzutreten.
Ich würde es als ein wesentliches Resultat der vorliegenden Abhandlung ansehen, sollte es
ihr gelingen, die hohe Bedeutung geographischer Momente für die Feststellung verwandtschaftlicher
Beziehungen in das rechte Licht zu rücken und dieser geographisch-systematischen Methode auch
im Kreise der Fachgenossen Anerkennung zu verschaffen.
Hamburg, den 17. Februar 1900.