
Polyzoa lennoxensis n. sp.
Taf. I, Fig. 5.
Diagnose: S tö ck e wahrscheinlich nacktstielig', u nr eg elmä ssig oval, stark abgeplattet (140 mm lang).
Personen-Oberflächen polsterförmig erhaben, 3—31/., mm lang. Körperöffnungen deutlich kreuzförmig, die
einer Person bis 1,2 mm von einan d er entfernt. Aussenschicht des Cellulosemantels g leichmä ssig und locker
mit Sandkörnchen inkrustirt. Per sonen bis 4 mm lang, flaschenförmig, distal mit ver engtem Halstheil. Mund-
Tentakeln von v erschiedenster L än g e , im Allgeme inen lä n g e r e und k ür zer e alternirend, aber die jed e r Ordn
un g u nter sich verschieden lang. Dorsaltuberkel ein o v a le s Polster mit geschw eiftem Schlitz. Kiemensack
g la tt, mit 8 L ä n g sg e fä ssen jede rseits; Haup tq u erge fässe gle ich g ross, mit secundären Quergefässen alternirend
; Kiemenspalten lang g e stre ck t, parallelrandig, meist 7 oder 8 in einer Masche. Dorsalfalte glatiran dig.
Darm linksseitig. Magen mit ein er Längsnaht, an der dicht hinter der Mitte ein schlanker, wurstförmiger,
g e g e n den A n fan g des Mitteldarms h in g eb o g en er Blindsack entspringt, und mit cä. 18 Längsfalten. Gonaden
jed e r se its in einer L ängsr eihe , d ie dicht n eben dem An fan gsth eil des Endostyls b e g in n t; link sse itig e Reihe
kur z; re ch tsseitige R eihe in regelmässigem Bogen v on der ven tralen Medianlinie ab biegend , er st nach rechts,
dann nach oben und schliesslich wieder nach vorn, v o r der Egestionsöffnung endend.
Diese Form ist durch zwei Stöcke in der Collection der schwedischen Feuerlands-Expe-
dition vertreten.
A e u s s e r e s : Ueber die Charaktere der Ko l o n i e (Taf. 1, Fig. 5), zumal über die
Beschaffenheit der B a s a lma s s e , lassen sich leider keine Angaben machen. Die beiden vorliegenden
losgerissenen St ö c k e bestehen aus je zwei Köpf en , die durch ein kurzes, dünnes,
Personen-loses Ve r b i n d u n g s s t ü c k Zusammenhängen. Das Verbindungsstück hat ganz das
Aussehen eines Stieles. Einer der beiden Köpfe der Stöcke ist intakt und muss als Hau p tk o p f
angesehen werden; der andere zeigt gegenüber dem Verbindungsstück eine Abrissstelle, ist demnach
wohl ein Zwi s c h e n k o p f . Sowohl die Häuptköpfe wie die Zwischenköpfe sind stark
abgeplattet. Ihr Flächenumriss ist oval, elliptisch oder unregelmässig. Es liessen sich an dem
grössten Stocke folgende Dime n s i o n e n feststellen. Länge des Stockes 140mm, wovon 85mm
auf den Hauptkopf, 10 mm auf das stielartige Verbindungsstück und 45 mm auf den Zwischenkopf
entfallen. Der Hauptkopf ist im Maximum 55 mm breit und 20 mm dick; das Personen-lose
Verbindungsstück ist abgeplattet, 10 mm breit und 5 mm dick.
Die Haupt- und Zwischenköpfe sind gleichmässig und sehr dicht mit Pe r s o n e n besetzt.
Die Aussenflächen der Personen treten polsterförmig hervor. Diese Polster sind. 3 bis 3 mm
lang und 2*/2 bis 3 mm breit. Die K ö r p e r Öffnungen sind deutlich kreuzförmig, meist von
je einem helleren Wall umgeben; diejenigen einer reifen Person liegen 0,9 bis 1,2 mm von einander
entfernt.
Die F ä r b u n g der konservirten Thiere ist ein bläuliches Grau, von dem sich die Aussenflächen
der Personen durch einen mehr gelblichen Farbenton abheben.
In n e re O rg a n is a tio n : Die äussere Schicht des Cellulosemantels ist weich lederartig,
die innere Masse ist gallertig-knorpelig. Die Oberfläche ist mit zahlreichen Diatomaceen
und anderen Pflänzchen besetzt und durch mikroskopische P a r a s i t e n leicht korrodirt. In die
Aussenschicht sind S a n d k ö r n c h e n eingebettet. Im Allgemeinen ist die Entfernung zwischen
zwei benachbarten Sandkörnern beträchtlich grösser als ihr Durchmesser; sie bilden also eine
ziemlich lockere Läge. Die Masse des Cellulosemantels zeigt eine sehr zart faserige Struktur;
stellenweise finden sich auch gröbere Faserzüge. Eine eigenthümliche Gestaltung nimmt diese
im unmittelbaren Umkreis der äusseren Personenpartien an. Bei Betrachtung mit unbewaffnetem
Auge erscheint der Cellulosemantel hier milchig trübe. An Schnitten zeigt er eine schlierige Struktur.
Die dicht gedrängt stehenden Schlieren oder Strahlen verlaufen senkrecht gegen die Oberfläche der
Person und verursachen eine wellige Ausbuchtung der im grossen Ganzen parallel der Personen-
Oberfläche verlaufenden feinsten Faserung des Cellulosemantels. Es muss dahin gestellt bleiben,
ob diese strahlenförmig schlierige Struktur des Cellulosemantels nur eine Kontraktionserscheinung
ist und auf der Konservirungsmethode beruht, oder ob man es hier mit einer Eigenthümlichkeit
dieser Form zu thun hat. Ich habe etwas Aehnliches bei keiner anderen Polyzoa beobachtet.
Wahrscheinlich steht diese Erscheinung in Beziehung zu der halsförmigen Verengung des distalen
Personen-Theiles. Im Cellulosemantel finden sieh zahlreiche Pigmentzellen, aussen ziemlich dicht,
nach innen zu spärlicher werdend. Je weiter nach innen, um so mehr werden diese Pigmentzellen
durch kleine Testazellen ersetzt. Blasenzellen fehlen. Zahlreiche feine, locker verzweigte Blutgefässe
durchsetzen ziemlich gleichmässig die ganze Masse des Cellulosemantels. Von diesen feinen
Blutgefässen gehen kolbenförmige Blindgefässe aus. In den äusseren Schichten des Cellulosemantels
sind diese Blindgefässe häufig biischelig zusammengedrängt. Dickere Doppelgefässe fand ich nur
spärlich in der inneren Masse des Cellulosemantels.
Die P e r s o n e n sind im Maximum 4mm lang und an der breitesten Stelle 2,5mm dick.
Sie haben eine sehr charakteristische Gestalt. Ihre distale Hälfte ist cylindrisch, bei der grössten
beobachteten, 4 mm langen Person l,5^mm dick. Ihre proximale Hälfte hat die Form eines
Rotationsellipsoids, dessen Längsachse (bei dem gemessenen grossen Exemplar 2 mm lang) kürzer als
der Durchmesser des Rotationskreises (grösste Dicke der Person 2,5 mm) ist. Die Personen sehen
demnach wie dickbauchige, kurzhalsige Flaschen aus. Der Halstheil ist von dem erweiterten Theil
meist ziemlich scharf abgesetzt.
Der I n n c n k ö r p e r ist verhältnissmässig fest. Er trägt zahlreiche End o ca r p e n .
Kloakal tentakeln konnten nicht nachgewiesen werden; doch ist ihr Vorkommen auch bei dieser
Form wohl wahrscheinlich.
Die M u n d - T e n t a k e 1 n sind von sehr verschiedener Länge. Im Allgemeinen wechseln
längere mit kürzeren ab; doch sind die Tentakeln der längeren ebenso wie die der kürzeren Ordnung
unter sich wieder so verschieden, dass man jede Ordnung in weitere Ordnungen1 theilen könnte.
Eine feste Regel lässt sich demnach nicht angeben. Die Tentakeln stehen dicht gedrängt. Ihre
Anzahl im Kreise liess sich nicht feststellen, da sie in Folge ungünstiger Konservirung vollkommen
verklebt, und dabei so brüchig sind, dass sich der Tentakelkranz als Ganzes nicht klar zur Anschauung
bringen liess.
Der D o r s a l t u b e r k e l hat die Gestalt einer Cypraea-Schale; er ist ein ovaler Höcker
mit schwach geschweiftem Schlitz.
Der Ki eme n s a c k trägt jederseits 8 L ä n g s g e f ä s s e; die Distanzen zwischen diesen
Längsgefässen nehmen vom Rücken nach der Bauchseite hin undeutlich zu, besonders an den
Enden des Kieraensaekes. In den mittleren Partien ist eine Differenz kaum vorhanden. Hier
beträgt die Distanz etwa 7 oder 8 Kiemenspalten-Breiten. Deutlich vergrössert sind, besonders
auch in den mittleren Partien des Kiemensackes, die Breiten der dem Endostyl und der Dorsalfalte
benachbarten Maschen, die bis zu 12 Kiemenspalten-Breiten anwachsen können. Die K i eme n sp
a l t e n sind länglich, parallelrandig, mehr als doppelt so breit wie die sie trennenden feinsten
Längsgefässe. Die Haupt quergefässe sind annähernd gleich stark, neben der Dorsalfalte stark
erweitert. Feine s e c u n d ä r e Q u e r g e f ä s s e theilen fast konstant die Maschen, ohne die