Personen nur die sehr dünne äusserste Schicht des kautschukartig harten, oberflächlich lederfesten
allgemeinen Cel lulosemantels einnehmend, stark verkürzt, etwa l 1^ mm lang, 4 mm hoch
und 3 mm breit. Innenkörper ziemlich dick und stark, durchscheinend. Tent akel n fadenförmig,
verschieden lang. Kiemensack jederseits mit (3?) zum Theil stark ausgeprägten Falten; zwischen
zwei benachbarten Kiemensack-Falten 3 bis 4 Längsgefässe. Endostyl stark geschlängelt. Darm
an der linken Seite. Oesophagus kurz, gebogen. Magen ei- oder tonnenförmig, mit Längsnaht
an der dem Mitteldarm zugewendeten Seite und einem an der hinteren Partie der Längsnaht entspringenden
winzigen, kolbenförmigen, nach hinten hingebogenen Blindsack. Magenwandung mit
ca. 19 Längsfalten, die zum Theil am Vorderrand, zum Theil an der Längsnaht des Magens entspringen.
Mitt.eidarm in engem Bogen gegen den Magen zurückgekrümmt und dann nach vorn
gehend. Eine einzige grosse, zwittrige Gonade rechts neben dem Endostyl gelegen. Hoden aus
2 gesonderten, neben einander liegenden Theilen bestehend, deren jeder sich aus einer grossen Zahl
winziger, bimförmiger Hodenbläschen zusammensetzt; Sonderausführungsgänge der Hodenbläschen
je einer Hodenhälfte zu einem Hauptausführungsgang zusammenfliessend. Beide Hauptausführungsgänge
schräg nach hinten gehend und in ziemlich spitzem Winkel zusammenstossend und gemeinsam
ausmündend. Ovarium unpaarig, zwischen den beiden Hodenhälften und zum Theil auf den einander
zugewendeten Seitenpartien derselben liegend. Stiel des Ovariums (Ovidukt?) in dem Winkel
zwischen den beiden Ausführungsgängen der Hodenhälften nach hinten gehend und in der Spitze
desselben mit jenen zusammentreffend j | | j - Fundort: Kap Agulhas-Bank.
Neben dieser stoloniferen typischen Form kommt im Kapland-Gebiet eine krustenförmige
Form dieser Gattung vor, G. monocarpa (Sluiter). Dank dem freundlichen Entgegenkommen des
Herrn Sluiter konnte ich ein Bruchstück von der Originalkolonie untersuchen und feststellen, dass
der Bau der Geschlechtsorgane (Taf. III Fig. 8) im Prinzip mit dem von G. placenta übereinstimmt,
wenngleich er im Besonderen beträchtliche, für die Art charakteristische Abweichungen aufweist.
Die beiden Hodenhälften bestehen aus je einer einzigen grossen Hodenblase, die jedoch nicht
einfach, sondern getheilt ist; eine solche Hodenblase ist im Allgemeinen handförmig, in mehrere
(3—6?) fingerförmige Lappen zerschlitzt. Die beiden Ausftihrungsgänge der Hodenhälften sind schlank,
ziemlich lang und gehen gerade aufeinander zu, um schliesslich (durch einen schlanken gemeinsamen
Samenleiter) auszumünden. An der Stelle, wo die Sonderausführungsgänge der beiden Hodenhälften
sich vereinen, also in der Mitte zwischen den beiden gelappten Hodenblasen, entspringen mehrere,
zusammen eine büschelige Gruppe bildende 0 v a r i a 1 z o 11 e n, die zum grössten Theil sehr klein,
stummel- oder zapfenförmig sind, während eine (oder einige?) am freien Ende in Folge des überwiegenden
Wachsthums einer Eizelle stark kugelig angeschwollen ist; die Grösse dieser Anschwellung
ist so beträchtlich, dass ihre Masse, die des ganzen übrigen Ovariums tibertreffend, meist die ganze
Büschelgruppe überdeckt. Hierauf beruht es wohl, dass in der SLuiTER’schen Abbildung (Tunic.
Süd-Afrika, Taf. 7 Fig. 7), die wahrscheinlich nur eine Hälfte eines Geschlechtsapparates reprä
sentirt, dieses Ovarialbüschel unsichtbar ist. Häufig fand ich in unmittelbarer Nähe des Geschlechtsorgans
zart gestielte Kugeln, die je einen mehr oder weniger weit entwickelten Embryo enthielten.
Die Embryonen waren kaum grösser als die reife Eizelle. Da sich diese gestielten Kugeln stets
leicht losrissen, so konnte ich ihre Stellung nicht genau erkennen. Ich glaube jedoch, dass sie
nichts andres als eine Ovarialzotte repräsentiren, deren Eizelle sich in lang andauerndem Zusammenhang
mit dem Ovarium zum Embryo entwickelte.
Ausser den beiden kapländischen Arten lassen sich auch zwei australische Arten mit Sicherheit
der Gattung Gynandrocarpa anreihen. Die eine derselben, G. Michaelseni (Sluiter) (Synstyela
Michaelseni Sluiter), ist schon oben (p. 24, Fussnote) eingehend erörtert worden. Die zweite
ist Goodsiria lapidosa Herdman, die demnach als Gynandrocarpa lapidosa (Herdman) zu bezeichnen
ist. Herdman sagt von dieser Art (Tunic. Austral. Mus., p. 100), dass die Polycarpen
zwittrig sind, und dass die Hodenbläschen viel zahlreicher als die Eier seien. Die betreffende
Abbildung (1. c,, Plate P—st. III Fig. 11) repräsentirt nur einen Theil eines Geschlechtsorgans;
doch lässt sieh daraus ersehen, dass auch hier das Ovarium eine centrale Stellung einnimmt,
während sich jederseits vom Ovarium Hodenbläschen finden. Ob diese Hodenbläschen einer Seite
von der der anderen Seite getrennt bleiben und sich zu einer geschlossenen Hodenhälfte zusammenfinden',
ist aus der Abbildung nicht genau zu erkennen.
Ich reihe der Gattung Gynandrocarpa provisorisch auch die Art Gynandrocarpa (?) borealis
(Gottschaldt) | j = Goodsiria borealis Gottschaldt) von Spitzbergen an. Eine endgültige Entscheidung
über die Stellung dieser sonst gut charakterisirten Art, der zweifellos Goodsiria coccinea
Bonnevie (Ascid. N.-Atlant.-Exp., p. 13, Taf. IV, Fig. 32—34) zugeordnet werden muss, lässt sich
erst nach Aufklärung ihrer Geschlechtsverhältnisse treffen.
Geographische Verbreitung: (Nord-Atlantischer Ocean?) Vom Kapland über Nord-
Australien bis Ost-Australien.
Den Schluss dieser allgemeinen Erörterung über die Familie Polyzoidae mag eine Ueber-
sicht über die geographische Verbreitung der Gattungen bilden, soweit die bis jetzt bekannten und
der Gattung nach sicher bestimmbaren Arten sie gestatten. In der folgenden Verbreitungstabelle der
Gattungen sind die Zahlen dieser Arten in die betreffende Rubrik eingetragen.
Nördlich v.
400 Südl. Br.
Californien
Kapland iNord-Au-1 Ost-Australien
stralien
Alloeocarpa. 1 4 1 1 _
P o ly zo a 1 5 + 1 var. 2 (3?)
+ 1 var. 1 - — j
G yn a n d ro c a rp a i p p i l - 2 + 2 var. — B . m 1
Chorizocormus ^ 9
I B S v ' r + i . 1 — 2
Südlich v.
40° südl. Br.
Magal-
haeps-Str.
ü. Feuerland
Falkland
Inseln
Süd-
Georgien
Kerguelen
'
Aus dieser Tabelle sind vornehmlich folgende geographische Beziehungen ersichtlich: Fasst
man die Gattungen mit zwittrigen und die mit eingeschlechtlichen Polycarpen zu je einer Gruppe zusammen,
so schliessen die Gebiete der beiden Gattungen einer Gruppe einander aus. Die Gruppe mit
eingeschlechtlichen Polycarpen spaltet sich in eine ostpacifisch-atlantische (Alloeocarpa) und eine
indisch-westpacifische (Chorizocormus) Gattung; die Gruppe mit zwittrigen Carpen spaltet sieh in
eine südlichere (Polyzoa) und eine nördlichere (Gynandrocarpa) Gattung, wobei ungefähr der 40°
südl. Br. die Trennungslinie bildet. Die Fundorte für die Glieder der einzelnen Gattungen markiren
anscheinend kontinuirliche und in gewissem Sinne beschränkte Verbreitungslinien.
In diesen auffallenden geographischen Beziehungen sehe ich eines der wesentlichsten Beweise
für die Natürlichkeit der von mir formulirten Gattungen.