über. Dieses ist in der Profilansicht zum grössten Theil verdeckt durch die bauchige Vorwölbung der
Schale. Die Schale ist bedeckt mit zahlreichen, mässig scharf begrenzten, rundlichen Gruben; dieselben
sind ziemlich gleichmässig über die ganze Schale verbreitet, mit Ausnahme der Nachbarschaft des
Schalenrandes. Diese Gruben sind in mehr oder weniger deutlichen Längsreihen angeordnet, welche
von einander durch etwas erhöhte Leisten getrennt sind. Man sieht diese flachen Leisten deutlich
nahe dem Ventralrand, wo sie die Gruben mehr oder weniger vollständig verdecken, so dass hier die
Schale einfach längsgerippt erscheinen kann. Die Borsten sind sehr kräftig, sie stehen zerstreut, sie
entspringen aus kleinen, wenig auffälligen Porencanälen. Manche Borsten stehen auf Warzen, welche
im Profil deutlich sichtbar sind. Linke Sckale der rechten ähnlich, der Dorsalrand weiter nach hinten
reichend, entsprechend das hintere Ende breiter gerundet, der Ventralrand weniger stark überwölbt.
Von oben gesehen sehr breit, Breite zur Länge etwa 4:5. Die grösste Breite liegt etwa auf
2¡3 der Schalenlänge; hinteres Ende breit gerundet, in der Mitte eingezogen, vorderes zugespitzt, Spitze
quer abgestutzt. Die linke Schale überragt vorn die rechte deutlich.
Schale des 3 wesentlich anders gestaltet als die des $; der Dorsalrand reicht viel weiter nach
hinten, bis etwa zii bU der Schalenlänge, dort bildet er mit dem Hinterrand eine deutliche, stumpfwinklige
Ecke mit gerundeter Spitze. Das Hinterende ist sehr breit gerundet, viel breiter als beim ?,
die Rundung liegt weiter nach oben, der hinterste Punkt über der halben Höhe, beim $ darunter.
Der Ventralrand wird im Profil nicht oder nur unbedeutend von den Seitentheilen der Schale verdeckt;
er ist schwach eingebuchtet, geht im flachen Bogen in den Hinterrand über.
Die F ä rb u n g ist oberseits in der hinteren Hälfte ziemlich dunkel graubraun, mit grünlicher
Beimischung; in der Mitte, an den dorsalen Schalenrändern, fehlt das Pigment, so dass sich hier ein
breiter, heller Streifen findet. In der vorderen Schalenhälfte zieht zieh hinter dem Auge quer über
das Thier ein breiter, dunkler, schwarzbrauner oder braungrüner Fleck von unregelmässiger Form; gewöhnlich
ist er in der Mitte am breitesten, reicht hier bis etwa zur Mitte der Schalenlänge, ist nach
den Seiten hin verschmälert. Vor diesem Streifen ist die Schale in der Mitte farblos, die Seiten von
blasser, grauer Farbe. Auge sehr lebhaft. Unterseite überwiegend blassgrau gefärbt, Körper und
Färbung der Oberseite durchschimmernd.
Länge des $ 0,56 mm.
3 wenig kleiner.
Bezüglich der Gliedmaassen habe ich der Gattungsdiagnose nichts hinzuzufügen.
Die Thiere bewegen sich langsam und schwerfällig kriechend auf dem Grund, scheinen sich
niemals einzugraben, wozu auch ihre Gliedmaassen wenig geeignet. Sie tragen zahlreiche Eier im
Schalenraum.
Vorkommen besonders an den flachen Ufern von Seen, in verschiedenen Seen der Umgebung
von Berlin (Hartwig), im Dümmer bei Osnabrück (Lienenklaus), wiederholt in England gefunden.
3. Familie Darwinulidae.
Wegen der Familiendiagnose verweise ich auf die Diagnose der einzigen Gattung:
D a rw in u la B rady und Norman 1889.
{Polycheles B rady und R o b e rtso n 1870, Darwinella dieselben 1872.)
Schale ohne verkalkte Innenlamelle und ohne Saum, innere und äussere Lamelle verschmelzen
nicht mit einander; die häutige Innenlamelle trägt Reihen zarter Borsten (Taf. 21 Fig. 10).
Die H A ntenne entspringt auf einem kurzen, stumpfen Fortsatz, welcher in seiner Mitte das
unpaare Auge trägt (Taf. 21 Fig. 13), sie ist kurz, gedrungen, das 1. und 2. Glied bilden mit einander
ein Knie, die letzten Glieder sind schwach nach oben gebogen, sie tragen am Dorsalrand sehr
kräftige, nach oben gerichtete, klauenartige Borsten, ferner am letzten Glied eine Sinnesborste (?).
2. Antenne: Der Stamm ähnlich gestaltet wie bei den Cypriden (p. 9), der Aussenast bildet
eine Platte mit zwei Borsten, der Innenast gedrungen, 3 gliedrig (2 und 3 verschmolzen), mit starken
Klauen bewaffnet, das 1. Glied ventral mit einer Gruppe von (4) Sinnesborsten.
Mandibel mit wohl entwickeltem, vielzähnigem Kaufortsatz; Taster 3gliedrig, das erste Tasterglied
sehr umfangreich, es trägt die Athemplatte mit zahlreichen Strahlen, sowie an seiner Aussenseite
eine Reihe von 9 langen, steifen Borsten; dieselben nehmen von der Basis nach der Spitze hin an Grösse
zu, die ersten erreichen fast die Spitze des Kaufortsatzes, die letzten sind annähernd so lang wie die
zwei letzten Tasterglieder; diese sind sehr gestreckt, sie bilden mit dem' ersten Glied ein annähernd
rechtwinkliges Knie.
Maxi Ile der der Cypriden ähnlich, die Athemplatte mit sehr zahlreichen (etwa 30) Strahlen,
von denen einige mundwärts gerichtet sind, Taster zweigliedrig, das erste Glied über den Ursprung des
zweiten stark vorgewölbt; die Borsten der Kaufortsätze z. Th. an der Spitze verdickt.
E rs te tho ra c a le Gliedmaasse (Maxillarfuss) beim $ mit 3-gliedrigem, gerade nach
hinten gerichtetem Innenast, dessen letztes Glied 3 Borsten trägt. Athemplatte vorhanden, umfangreich,
mit zahlreichen (8) Strahlen.
Zweite th o ra c a le Gliedmaasse (Pi) der der Cypriden ähnlich, das erste Glied nicht in
dem gleichen Umfang wie bei den Cypriden mit der Leibeswand verbunden, in dieser Beziehung den
Cytheriden - ähnlicher.
D r itte th o ra c a le Gliedmaasse der zweiten ähnlich, nicht nach oben gebogen. Der
H in te rle ib endet in einer unpaaren Spitze, Fu real äste fehlen vollständig. Ein Receptaculum
seminis scheint vollständig zu fehlen, ich habe bei verschiedenen darauf untersuchten <j> mit Eiern im
Brutraum keinerlei Spur davon.entdecken können. 3 habe ich nicht gesehen; unter 150 untersuchten
Individuen aus dem Dümmer bei Osnabrück war kein <J, ebensowenig unter denen von anderen Fundstätten.
Brady und Norman (1889 p. 124) haben an 2 Fundstätten beide Geschlechter aufgefunden,
an anderen nur $; es wäre von grossem Interesse, zu wissen, ob die $, die neben 3 Vorkommen, ein
Receptaculum seminis besitzen.
Die $> tragen die Eier und jungen Larven im Brutraum mit sich umher. Die Larven dürften
zum mindesten eine Häutung im Brutraum durchmachen; ich habe solche gefunden mit 1. und 2. Antenne,
Mandibel und Maxille in annähernd definitiver Form und einem kräftigen mit 3 Borsten bewaffneten
paarigen Anhang am hinteren Körperende. Letzterer dürfte der Furca entsprechen, die also in früher
Jugend vorhanden, später verloren geht. Die Larve würde dem 3. Stadium der Cypriden entsprechen.
D a rw in u la s tev e n so n i Brad y und Robertson.
Taf. 21 Fig. 10—23.
Polycheles stevensoni B rady und R o b e rtso n 1870 p. 25 Taf. 7 Fig. 1 -7 , Taf. 10 Fig. 4—14.
Darwinelia stevensoni dieselben 1872 p. 50.
— 1874 p. 117 Taf. 5 Fig. 8- 10.
— B rad y , Crosskey und R o b e rtso n 1874 p. 141 Taf. 2 Fig. 13—17.
Darwinula stevensoni B rady und Norman p. 122 Taf. 10 Fig. 7—13, Taf. 13 Fig. 1—9, Taf. 23 Fig. 5.
Linke Schale des ?: die Höhe ist deutlich kleiner als die halbe Länge (etwas über 2/5), der
höchste Punkt liegt etwa auf 3U der Länge. Der Dorsalrand geht ohne Andeutung einer Grenze in
das fast halbkreisförmig gerundete Hinterende über. Nach vorn fällt der Dorsalrand im flachen Bogen fast
Zoologica. Heft 30. 13