ist, sollen eingeschlechtlich sein. Da Herdman jedoch die männlichen Geschlechtsorgane nicht zu
Gesicht bekommen hat, so ist die scheinbare Abweichung von den übrigen Polyzoa-Formen wohl
so zu erklären, dass das Hodenbläschen der scheinbar nur weiblichen Polyearpen entleert gewesen
und in Folge dessen collabirt ist. Vielleicht auch war die bei den zwittrigen Polyearpen dieser
Gattung stets die basale Partie einnehmende Hodenblase vollständig in den Innenkörper der Person
eingebettet und von dem Ovarium überdeckt, oder bei der Loslösung der Polyearpen zwecks eingehender
Untersuchung, am Innenkörper haftend, zurückgeblieben und so der Erkenntniss entzogen.
Fraglich erscheinen mir auch die Verhältnisse des Kiemensackes. Derselbe soll glatt, faltenlos sein
und in den sehr regelmässigen Maschen, die etwas breiter als lang sind, je 3 grosse, ovale Kiemen -
spalten enthalten. Die Quergefässe sollen von annähernd gleicher Stärke sein. Die Zahl der
Läugsgefässe ist nicht angegeben. Nach dieser Schilderung könnte der Kiemensack in den
wesentlichen Zügen wohl mit dem der übrigen PoZi/zoa-Formen übereinstimmen; aber in der Abbildung
vom Theilstück eines Kiemensackes (Tunic. II Challenger, Taf. XLIV, Figj 2) finden sich
9 Längsgefässe, also eins mehr, als sie nach der obigen Diagnose an jeder Seite des Kiemensackes
Vorkommen sollen. Wenngleich an und für sich eine Polyzoa-Form mit mehr als 8 Längsgefässen
an jeder Seite des glatten Kiemensackes durchaus nichts Unwahrscheinliches an sieh hat und höchstens
eine Erweiterung der Diagnose bedingen würde, so will es mir doch nicht recht einleuchten, dass
diese Form von allen anderen in dieser sonst so konstanten Bildung abweicht. Vielleicht beruht das
überzählige Längsgefäss in jener Abbildung nur auf einem Irrthum des Zeichners; vielleicht auch
haben wir das erste Längsgefäss linkerseits in jener Zeichnung als ein Blatt des Endostyls anzusprechen.
Beim Herausrupfen eines Kiemensack-Theiles reisst das Theilstück besonders leicht in
einer dünnwandigen Längsfurche des Endostyls ab, so dass das Theilstück einseitig durch ein Längsband
des Endostyls begrenzt wird. Die in Rede stehende Abbildung nun zeigt rechtsseitig einen
unregelmässigen, eine Maschen-Längsreihe durchsetzenden Bruchrand, während sie linkerseits scheinbar
durch ein Längsgefäss scharf abgeschnitten erscheint. Nimmt man an, dass der rechtsseitige Bruchrand
die Mascbenreihe zunächst der Dorsalfalte theilt, und dass die Figur linkerseits durch ein verkanntes
Band des Endostyls begrenzt wird, so entspräche auch diese Form genau dem Schema, wie
es sich für den Kiemensack der übrigen Polyzoen feststelleu lässt. Gegen diese Annahme spricht
jedoch erstens, dass Herdman gerade jenen fraglichen Streifen mit „i. 1.“ (Internal longitudinal bar
of branchial sac) bezeichnet hat, und zweitens, dass die Maschen neben dem fraglichen Endostyl
genau so breit sind wie die dann folgenden, während wohl stets die vom Endostyl begrenzten
Maschen durch besondere Breite ausgezeichnet sind. Meiner Ansicht nach bedürfen diese Verhältnisse
noch einer weiteren Aufklärung. Ich bin leider nicht in der Lage, diese zu geben, da diese
Form in den mir vorliegenden Collectionen nicht enthalten ist.
Dieser Gattung gehört ferner die CuNNiNGHAM’sche Goodsiria coccinea an. Cunningham
bezeichnete mit diesem Namen zweifellos Formen, die zu verschiedenen Arten gehören, vielleicht
darunter auch solche, die der Polyzoa opuntia L esson zugeordnet werden müssten. Das als Ori-'
ginalstück anzusehende abgebildete Stück (Notes Voy. Nassau, Taf. 58 Fig. III a—e) gehört einer
Art an, der ich jetzt einige Stücke vom Osteingange der Magalhaens-Strasse mit Sicherheit glaube
zuordnen zu können|||=P. Cunninghami Michaelsen, Tunic. Magalh. Süd-Georg., p. 369).
Herdman’s Goodsiria coccinea (Tunic. II Challenger, p. 337) ist sicher nicht mit dieser
Polyzoa coccinea (Cunningham s. s. Michaelsen) identisch (siehe unten!), möglicherweise jedoch
mit anderen Formen, die Cunningham mit jenem Originalstück in seiner Goodsiria coccinea vereinigte.
Zweifellos gehört die HERDMAN’sche Form in die Gattung Polyzoa. Der Geschlechtsapparat
besteht aus zwittrigen Polyearpen, deren männlicher Theil, wie Herdman’s Fig. 14 der Taf. XLV
(in: Tunic. II Challenger) deutlich erkennen lässt, aus einer einzigen grossen Hodenblase sammt Ausführungsgang
besteht. Da sich diese Form, soweit ich erkennen kann, mit keiner anderen bekannten
Art dieser Gattung identifieiren lässt, so muss sie als besondere Art geführt werden. Ich
bezeichne sie als Polyzoa Herdmani. Als Hauptcharakteristicum dieser Art ist wohl die geringe
Zahl der Falten des Magens anzusehen: „There are usually about six well-marked folds upon the
right side of the stomach. A transverse section (PI. XLV. Fig. 18) shows in addition a single large
fold, which projects far into the inferior, nearly dividing it into two distinct cavities.“
P feffer’s Goodsiria coccinea (Fauna Süd-Georg., p. 4) gehört nicht in die Gattung Polyzoa’.,
sie ist identisch mit der unten beschriebenen Alloeocarpa Zschaui.
Nach dem von der deutschen Tiefsee-Expedition gesammelten Material kommt die Gattung
Polyzoa auch auf den Kerguelen vor. Das betreffende Objekt gleicht in dem Habitus der Kolonie
den jugendlichen Kolonien von Polyzoa pictonis var. georgiana Mchlsn. (siehe unten!).
Geographische Verbreitung: Von der Magalhaens-Strasse und Süd-Feuerland über
die Falkland-Inseln und Süd-Georgien bis zu den Kerguelen.
4. Gynandrocarpa d. gen.
Syn. Goodsiria (part.) Herdman.
Synstyela (part.) S lu ite r.
Diagnose: „Kolonie k r u s t e n f ö fmi g oder aus ei nem e i n z ig e n f r e i wa c h sen
den St o ck , des sen .St iel s ich (stets?) b a s a l in ei n Ne t zwe rk von S. tolonen
au f l öst , bes t e he nd. (Kiemensack verschiedenartig, glatt und mit wenigen kräftigen Längsgefässen,
oder mit Falten und mit vielen zarten Längsgefässen). Geschlechtsapparat zwittrig;
männlicher Theil mei s t aus 2 Theilstücken zusammengesetzt, di e ihrerseits aus
mehreren k l e i nen , mit den Sonderausführungsgängen zusammenfliessenden Hodenbläschen
oder aus einer grösseren, und dann verzweigten Hodeoblase bestehen; Zahl
der Geschlechtsorgane in einer Person sehr gering, manchmal bis auf 1 reducirt.“
Die typische Art dieser Gattung, Gynandrocarpa placenta (Herdman) vom Kapland, zerfällt
in drei Varietäten, von denen die eine (G. placenta var. nov. unilateralis) hier eingehender
zu beschreiben ist. Die sämmtlichen bis jetzt zur Untersuchung gelangten Kolonien dieser Art (2
der typischen Form, 2 der var. fusca und 1 der var. unilateralis) bestehen aus einem einzigen
freiwachsenden, kurz gestielten Stock, so dass diese Kolonie-Form wohl als charakteristisch für die
Art angesehen werden darf.
Gynandrocarpa placenta (Herdman) var. nov. unilateralis: Kolo n i e aus einem einzigen
freiwachsenden, kurzgestielten Stock von 180mm Länge bestehend. Kopf 135mm lang, 85mm
breit, 18—28mm dick. Stiel 30mm lang, 30mm breit. 20mm dick, verschrumpft, Basalmasse
klein, etwas breiter als der Stiel, stark inkrustirt, ein enges, unregelmässiges Masehenwerk mit zahlreichen
Sand- und Kieslacunen, stellenweise mit deutlichen Stolonen. Kopf-Oberfläche mässig
dicht und regelmässig mit Personen besetzt. Personen-Oberfläche nicht erhaben, als verwaschene,
elliptische, grünlich-blaue Feldchen von 3—31/2 mm Länge und 21/2—3 mm Breite erkennbar.
Kör per Öffnungen ungefähr 1,2 mm voneinander entfernt, mehr oder weniger deutlich vierlappig.