
Diese Form, die in ihrem Habitus viel Aehnlichkeit mit Collela Thomsoni Herdman hat,
scheint die häufigste Ascidie der Strandregion von Süd-Georgien zu sein.
A eu s se re s : Die Ko l on i en (Taf. I Fig. 8) bauen sich auf auf einer Basalma s s e, die,
losgetrennt von der Kolonie, kaum für etwas anderes als wie eine Chorizocormus-Kolonie gehalten
werden könnte, und die, wie ich vermuthe, von P f e f f er thatsächlich für eine Chorizocormus-Art
gehalten wurde. Die Basalmasse besteht aus einem fest zusammen gezogenen Gewirr anastomosirender
Stolonen. Vielfach treten freie, kolbig angeschwollene, oder kleine Personen oder Personen-Gruppen
tragende Stolonen aus diesem Gewirr hervor. Das Gewirr der Basalmasse umspinnt die Zweige von
Tangwurzeln oder kleine Steine und Grant-Körnchen. Aus der Basalmasse treten mehr oder weniger
zahlreiche Stö c k e hervor. Diese Stöcke bestehen im Allgemeinen aus einem platt gedrückt bimf
ö r m i g e n Kopf und einem verschieden langen Stiel. Viele Stöcke weichen jedoch von dieser regelmässigen
Gestalt ab; sie können jegliche Form annehmen. Die Stiele der Stöcke sind zum Theil
lang und in langen Strecken, wenn nicht in ganzer Länge, ohne. Personen. Zum Theil sind die
Stiele hier und dort mit einzelnen kleinen Personen oder Personen-Gruppen besetzt, die zu mehr
oder weniger grossen Zwischenköpfen und Sei tenköpfen auswachsen können. Die Dimensionen
der Stöcke sind natürlich sehr verschieden. Einer der grösseren Stöcke war im ganzen 180 mm
lang wovon etwa 120 mm auf den 50 mm breiten, 13 mm dicken Kopf entfallen. Der Stiel ist
etwa 60 mm lang und 2 bis 5 mm dick. Die Dicke der Stiele ist sehr verschieden.
Die Köpfe sind verschieden dicht mit Personen besetzt. Bei einigen Kolonien stehen die
Personen weitläufig zerstreut, durch beträchtliche Zwischenräume voneinander getrennt; bei anderen
stehen sie dichter, manchmal so dicht gedrängt, dass die Masse des allgemeinen Cellulosemantels
stark reducirt erscheint. Diese Verschiedenheit in der Dichtigkeit der Personen bedingt eine
grosse Verschiedenheit in dem Habitus der Kopf-Oberfläche, die noch dadurch vergrössert wird,
dass die weitläufig gestellten Personen zum Theil flach sind und höchstens kleine ovale Polster
bilden, während die ganzen Aussenflächen der gedrängt stehenden Personen stark vorragen
und beinahe blasig aufgetrieben erscheinen. Da die einzelnen Kolonien meist nur die eine oder
die andere Ausbildungsweise zeigen, so glaubte ich anfangs, dass man es hier mit verschiedenen
Varietäten zu thun habe. Ich bin von dieser Ansicht abgekommen, da sich doch einzelne Köpfe
finden bei denen die Dichtigkeit des Personen-Besatzes an verschiedenen Stellen sehr verschieden
ist und da ich keinen wesentlichen Unterschied in der inneren Organisation finden konnte.
Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Verschiedenheit um Gunst und Ungunst der Ernährungsverhältnisse;
vielleicht spielt auch die Jahreszeit des Fanges oder auch die Konservirungsmethode
hierbei eine Rolle. Die Körperöffnungen sind deutlich kreuzförmig. Sie liegen im Maximum
etwa 12/3 mm voneinander entfernt. Die Farbe der konservirten Thiere ist weisslich bis gelblich
oder milchig bläulich weiss mit gelblichen Personen-Oberflächen. Die lebenden Thiere sollen nach
Notizen des Sammlers „hellrotb, wie gewöhnliches Löschpapier“ gewesen sein.
In n e re O rg a n is a tio n : Der Cellulosemantel ist im Innern weich fleischig, aussen
mehr oder weniger hart, weich knorpelig oder fest lederartig, je nach dem Konservirungszustand. Die
Oberfläche ist durch P arasiten, Diatomaceen und andere kleine Organismen, verhältnissmässig schwach
korrodirt. Die äussere härtere Schicht ist ziemlich grob faserig. Di eFas erzüge verlaufen mehr
oder weniger genau parallel der Oberfläche. Zahlreiche kleine Pigmentzellen finden sich in dem Cellulosemantel,
besonders dicht in den äusseren Schichten, nach innen zu an Häufigkeit abnehmend, aber ziemlich
weit in die weicheren Schichten hineingehend. Je mehr die Pigmentzellen nach innen zu zurücktreten,
um so zahlreicher werden die kleinen Testazellen. Blasenzellen kommen nicht vor. Manchmal
finden sich grosse Hohlräume in der weichen Innenschicht. Diese Hohlräume sind kugelig,
oval oder unregelmässig gestaltet und können eine Länge bis zu 8 mm erreichen. Zahlreiche, zum
Theil äusserst feine, 0,01 mm dicke, einfache Blutgefässe durchziehen den allgemeinen Cellulosemantel,
sich vielfach verzweigend und anastomosirend, besonders dicht in den äusseren Schichten. Vielfach
enden diese feinsten Blutgefässe in dick bimförmigen bis fast kugeligen Blindgefässen von etwa
0,1 bis 0,15 mm Durchmesser. Manchmal hängen zahlreiche derartige Blindgefässe kurz gestielt
und ziemlich dicht reihenweise an einem grade verlaufenden Gefäss. Selten sieht man zwei feine
Blutgefässe hart nebeneinander in ein Blindgefäss eintreten. Mehr im Innern des allgemeinen
Cellulosemantels finden sich auch grössere Doppelgefässe. Ein solches Doppelgefäss mass 0,15 mm
in der Dicke und 0,2 mm in der Breite.
Die Personen sind breit sackförmig, häufig seitlich abgeplattet. Die grösseren sind ca. 6 mm
lang. Falls sie gedrängt stehen und infolgedessen etwas in die Länge gestreckt sind, können sie
eine Länge von 8 mm erreichen.
Der I n nenkörper besitzt ein ziemlich lockeres Ring- und Längsmuskelsystem und trägt
einige eng gestielte sackförmige End oca r p e n. Die Egestionsöffnung ist von einem Kranz zarter,
fadenförmiger, am Ende schwach angeschwollener Kloakal-Tentakeln umstellt (ca. 48'?).
Der M und-Tentakel kr anz besteht aus ca. 24 (22—26?) einfachen Tentakeln von sehr
verschiedener Länge. Eine feste Regel lässt sich in der Anordnung der Tentakeln verschiedener
Länge nicht immer erkennen; manchmal scheint das Schema 1, 3, 2, 3, 1 zu Grunde* zu liegen.
Die längsten Tentakeln sind ungefähr 0,4 mm lang; sie erreichen, an die Körperwand angelegt,
kaum das Gentrum des Tentakelkreises. Die kleinsten Tentakeln sind warzenförmig, kaum länger
als dick. Zwischen diesen Extremen sind sämmtliche Zwischenstufen vertreten. Der Do r s a l tu
b e r k e l ist oval, grade oder etwas schräge gestellt, mit engem oder klaffendem Spalt. Der
Ki eme n s a c k trägt jederseits 8 Längsgefässe. Die Distanzen zwischen den Längsgefässen
nehmen vom Rücken nach der Bauchseite hin etwas zu, besonders nahe beieinander liegen die
beiden obersten Längsgefässe der linken Seite. Nach Maassgabe der Zahl der Kieraenspalten verhalten
sich die Breiten der in einer Querreihe liegenden Maschen von der Dorsalfalte zum Endostyl
hin linkerseits ungefähr wie 9 : 2 : 6 : 6 : 7 : 7 : 8 : 8 : 1 4 , rechterseits wie 9 : 4 : 6 : 6 : 7 :
8 : 8 : 8 : 15. Die Hauptquergefässe sind annähernd gleich breit. Neben der Dorsalfalte und
zwar nur rechterseits nehmen sie stark an Dicke zu. Je ein secundäres Quergefäss theilt die
Maschen, ohne die Kiemenspalten zu durchschneiden. Die Kieraenspalten sind länglich, parallel-
randig, meist sehr schmal, aber doch noch so breit oder etwas breiter als die sie trennenden
feinsten Längsgefässe. Der E n d o s t y l zeigt nur im Anfangstheil einige sehr seichte und unbedeutende
Ausbuchtungen. Die Dorsalfalte ist glatt und glattrandig, ziemlich schmal. Sie ist
nach der rechten Seite umgeschlagen.
Der Darm (Taf. III Fig. 12), der ganz an der linken Seite des Kiemensackes gelegen i«t,
zeigt folgenden Verlauf: Der Oesophagus entspringt ziemlich weit hinten, links neben dem Ende
der Dorsalfalte. Er ist kurz, etwas kantig, kaum gebogen und geht schräg nach hinten und unten
in den ebenso gerichteten Magen über. Der Magen ist orangenförmig. Er zeigt an der nach
vorn gerichteten Seite eine Längsnaht, an deren hinterer Partie ein kleiner, gegen den Anfang des
Mitteldarms hingebogener Anhang steht. Die Wandung des Magens ist in 16 Längsfalten eingebogen.
Diese Längsfalten verlaufen nur zum Theil zwischen den beiden Polen des Magens;
Zoologlca. Heft 31. 9