
Was das Verhältniss der beiden hier beschriebenen Formen anbelangt, so glaube ich sie nicht
als zwei verschiedene Arten ansprechen zu dürfen, vielleicht nicht einmal als Varietäten einer Art, obwohl
sie sich durch die Beschaffenheit des Schalenrandes deutlich genug unterscheiden. Ich denke
später auf diese Frage noch einmal zurückzukommen.
C y p r i s s e r r a t a Norman.
Taf. 14 Fig. 3, 11, 14.
Candona serrata Norman 1862 p. 46 Taf. 2 Fig. 1—6.
Cypris serrata B rady 1866 p. 371 Taf. 25 Fig. 15—19, Taf. 36 Fig. 3.
------ bicolor G. W. Müller 1880 Taf. 4 Fig. 24—26.
L in k e Schale des <j>: Höhe zur Länge etwa 3:5 (23:40), der höchste Punkt hegt weit vor
der Mitte, etwa auf 2/5 (9/s5) der Länge. Der Dorsalrand bildet einen stumpfen Winkel mit wenig
abgerundeter Spitze, dessen vorderer Schenkel steiler abfallt als der hintere; der vordere Schenkel geht
bald in den breit gerundeten Vorderrand über; der hintere Schenkel ist in geringer Entfernung. von
der Spitze mehr oder weniger deutlich eingebuchtet, verläuft übrigens bis etwa 4/s der Schalenlänge
ziemlich gerade, geht dort im flachen Bogen in den Hinterrand über; letzterer fällt in seiner oberen
Hälfte fast geradlinig und, steil ab, bildet in seiner unteren Hälfte einen flachen Bogen, der ohne Andeutung
einer Grenze in den Ventralrand übergeht. An Stelle dieses flachen Bogens treten etwa der
hinteren unteren Ecke entsprechend 6—8 mehr oder weniger deutliche Zähne; ähnlich, doch durchweg
viel flachere Zähne finden sich am unteren Ende des Vorderrandes in der Zahl 3 oder 4. Der Ventralrand
ist fast gerade, geht ohne Andeutung einer Grenze in den Vorder- und Hinterrand über. Am
ganzen freien Schalenrand findet sich eine mässig breite verschmolzene Zone, welche von zahlreichen
schlanken, unverzweigten Porencanälen durchsetzt wird. Der Saum ist sehr schmal, verläuft in nächster
Nähe des Schalenrandes, ohne denselben irgendwo deutlich zu überragen.
Rechte Schale der linken ähnlich, es finden sich folgende Unterschiede: von dem Winkel,
welchen der Dorsalrand bildet, ist nicht der hintere, sondern der vordere Schenkel eingedrückt, dieser
meist sehr deutlich, der Ventralrand ist deutlich concav, an der hinteren unteren Ecke finden sich meist
weniger, ausnahmsweise mehr Zähne, die Zähne am Vorderrand fehlen ganz. Beide Schalen sind mässig
dicht mit kleinen Porencanälen bedeckt, dieselben würden an einer durchsichtigen Schale recht auffällig
sein, treten in Folge der Pigmentirung vollständig zurück; die Behaarung ist auf der Fläche ziemlich
dünn und kurz, die einzelnen Haare aber kräftig, besonders in der hinteren Hälfte der Schale, am
Vorderrand ist die Behaarung dichter, die einzelnen Haare aber dünn.
F ä rb u n g : Die Grundfarbe ist ein schmutziges Grauschwarz, welches zu schmutzigem Grün
abblassen kann. Dieses dunkle Pigment fehlt auf einem Streifen, welcher den ganzen Schalenrand
umzieht, dieser Streifen ist am breitesten am Vorder- und Hinterrand, in der Augengegend ist er stark
erweitert, am Dorsalrand kann er ganz zurücktreten; ferner fehlt es auf einem grossen, die Schliess-
muskelansätze umfassenden mittleren Fleck, und oft auf einem von diesem Fleck aus schräg nach hinten
und unten ziehenden, über Eierstöcken und Leberschläuehen liegenden Streifen, welcher bis zum hellen
Rand reicht. Die Abgrenzung des' hellen Randstreifens und Mittelflecks gegen die dunkle Partie ist
meist scharf, nicht oder nur wenig verwaschen. Bisweilen ist es ähnlich bei dem über Ovarium und
Leberschlauch hegenden Streifen, meist findet sich aber hier eine blässere, schmutzige Pigmentirung.
Die helleren Partien sind bis zur Verwachsungslinie schmutzig gelbweiss pigmentirt, die Schale lässt
nur am Vorderrand den Körper deutlich durchscheinenJ§J- Oft ist die Oberfläche dicht mit Diatomeen
bedeckt, das Bild dadurch getrübt.
Von oben gesehen ist die Breite kleiner als die halbe Länge (6:13); die grösste Breite liegt
ziemlich genau in der Mitte, die Seiten bilden mässig flache Bogen, welche gleichmässig bis zum
vorderen und hinteren Ende verlaufen, so dass beide Enden in gleicher Weise zugespitzt sein würden,
wenn die Spitzen nicht quer abgestutzt wären. Die linke Schale umfasst die rechte, überragt sie aber
nur wenig.
Länge gewöhnlich 1,4—1,5 mm, bisw'eilen kommen auffallend kleine Individuen von 1,2 mm vor.
Gliedmaassen: Die Schwimmborsten der 2. Antenne sind kurz, keine erreicht die Basis des
letzten Gliedes. Maxille mit zwei starken, ungezähnten Klauen. Furcaläste schlank, der Vorderrand
schwach convex, der Hinterrand fast ganz gerade, die Furcalklauen schlank, schwach gebogen, die längere
etwa V2 so lang wie der Vorderrand, die Hinterrandsborste entspringt in geringer Entfernung von der
unteren Klaue, etwa 1lh der Länge dieser Klaue. Die Wimpern der Klauen und des Hinterrandes
sind sehr zart, so dass sie erst bei stärkerer Vergrösserung nachgewiesen werden können, die des
Hinterrandes stehen neben der Kante, sind desshalb sehr schwer zu entdecken.
Bewegung: Das Thier bewegt sich nur kriechend, die lebhafte Bewegung von Antenne 1 und
Antenne 2 befähigt das Thier nicht, sich auch nur gleitend über den Boden zu bewegen.
Vorkommen: Ich habe das Thier wiederholt in Thüringen, in der Nähe von Arnstadt in
kleinen, mässig rasch fliessenden Bächen mit reicher Vegetation, auch in klaren Quellen gefunden, und
zwar ebensowohl im März und April, wie im August und September; in anderen Monaten hatte ich
keine Gelegenheit zur Beobachtung.
Cypris tum e fa c ta Brady und Robertson.
Taf. 17 Fig. 4, 8, 13.
Cypris tumefacta Brad y und R o b e rtso n 1870 p. 13 Taf. 4 Fig. 4—6.
Erpetocypris tumefacta Brady und Norman 1889 p. 87 Taf. 8 Fig. 5—7, Taf. 13 Fig. 18.
Linke Schale des $: Die grösste Höhe liegt annähernd auf halber Schalenlänge, wenig vor
der Mitte, sie ist etwas grösser als die halbe Länge (1:1,8). Der höchste Punkt wird markirt durch
die etwas abgerundete Spitze eines stumpfen Winkels. Von hier aus fällt der Schalenrand deutlich
nach vorn und hinten annähernd geradlinig ab, nach vorn steiler als nach hinten. Nach vorn geht der
Dorsalrand ohne Andeutung einer Grenze in den Vorderrand über, in der hinteren Hälfte findet sich
auf etwa 5/6 der Schalenlänge die Andeutung einer Ecke. Vorderende und Hinterende beide mässig
breit gerundet, das hintere etwas breiter als das vordere. Der Ventralrand mit deutlicher Ausbuchtung
in der Mundgegend, welche den Ventralrand überragt, dahinter eine sehr undeutliche Einbuchtung.
R e ch te Schale der linken sehr ähnlich. Beide Schalen sind mässig dicht mit wenig auffälligen
borstentragenden Wärzchen bedeckt (nur in Canadabalsam leicht zu sehen), die Behaarung ist
am vorderen Schalenrand dicht, übrigens ziemlich dünn, wenig kräftig. Die Schale ist ziemlich gleichmässig
gelb oder gelblich weiss pigmentirt, das Pigment fehlt nur an den Schliessmuskelansätzen und
weniger vollständig über den Ovarien. Einen pigmentlosen Augenfleck kann ich nicht entdecken,
weshalb wohl auch das Aug am lebenden Thier im Profil kaum zu sehen ist. Die Pigmentirung
lässt vom Körperinnern kaum etwas durchschimmern.
Von oben gesehen liegt die grösste Breite, welche wenig grösser als die halbe Länge ist,
hinter der Mitte. Die Seiten bilden flache Bogen, welche an zwei Stellen, einmal in der Mitte, dann
am vorderen Ende abgeflacht sind, derart, dass auf etwa 1U der Schalenlänge eine undeutliche, gerundete
Ecke entsteht. Die beiderseitigen Bogen treffen sich vorn unter einem Winkel, der annähernd so gross
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