
ist augenscheinlich identisch mit der hier unter dem Namen Candona insculpta beschriebenen. Hartwig beruft
sich für seine Identificirung auf die Uebereinstimmung zwischen Länge, Höhe und Breite. Ich lege auf
dieses Merkmal allein sehr wenig Werth. Sind die Zeichnungen nach ganzen Thieren gefertigt, so ist
ein Verzeichnen in dieser Richtung fast unvermeidlich, und wie leicht hier ein Irrthum oder ein Verzeichnen
erfolgt, beweist am besten die eigene Darstellung von Hartwig, in der sich ein recht auffälliger
Widerspruch zwischen Text und Zeichnung findet, nämlich Länge zur Höhe 1:1,48 statt 1:1 68.
Die Profile bei Koch und Hartwig sind recht verschieden, man vergleiche die obere und hintere Wölbung.
Am auffälligsten unterscheidet sich die Ansicht von oben, von der Hartwig keine Abbildung
giebt, doch passt die Beschreibung „kurz eiförmig“ ganz gewiss nicht zu Kochs Abbildung, die Angabe
bei Hartwig „Tom zugespitzt“ scheint mir sehr wenig zutreffend, zum mindesten ist die Zuspitzung
eine ganz andere als bei Koch (vergl. Taf. 4 Fig. 10). Das eine können wir mit aller Bestimmtheit,
sagen, Kochs und Hartwigs C. pubescens sind nicht identisch.
Nach meiner Ansicht ist
1) überhaupt nicht mit Sicherheit festzustellen, welche Art Koch bei Beschreibung seiner
C. pubescens Vorgelegen hat; wahrscheinlich nicht nur eine, sondern mehrere;
2) weder die von Brady-Norman 1896, noch die von Hartwig 1899, 3. beschriebene Form
kommt für die Identificirung in Frage.
Wenn wir uns schliesslich fragen, welche Form den Namen pubescens zu führen berechtigt ist,
resp. ob derselbe nicht besser ganz zu beseitigen ist, so muss nach meiner Ansicht die Antwort lauten:
der Name ist beizubehalten und derjenigen Form zu geben, w'elche zuerst k e n n tlic h unter diesem
Namen beschrieben ist*).
Dann kann aber nur Yavra’s Art in Frage kommen, trotz des Irrthums, der Vavra bei der
Ansicht von oben untergelaufen ist. Auch scheint mir diese Art am besten zu Kochs Abbildungen zu
passen, besser jedenfalls als die von Brady-Norman und Hartwig dargestellten Formen. Die Darstellungen
von Sars (1890) und Brady-Norman (1891) können auf Kenntlichkeit kaum Anspruch machen.
Yon Hartwig sind während des Druckes der vorliegenden Monographie nur § Veröffentlichungen
über Ostracoden erschienen (1899 3, 4, 1900).
Leider hat es dieser um unsere Kenntniss der Entomostraceen hochverdiente Forscher, der
die heimische Fauna mit eben so grossem Eifer wie Erfolg untersucht hat, sehr wenig verstanden, die
Resultate seiner Untersuchungen in brauchbarer Form wiederzugeben. Ausserordentlich erschwert
wird die Benutzung seiner Arbeiten durch die Neigung, diese Resultate in minimalen Dosen zu verabfolgen,
eine Neigung, die ihn veranlasst, eng Zusammengehöriges auseinanderzureissen (vergl. 1899
3, 4). Bei seinen Beschreibungen neuer Arten vermisst man brauchbare Schalenbilder, deren Fehlen
die Bestimmung erschwert. Immerhin sind die meisten Arten kenntlich durch die Abbildung eines
besonders charakteristischen Organes, meist des Greiforganes des 3 dargestellt. Leider betreffen die
neuesten Beschreibungen Vertreter der Gruppe pubescens, bei der sich das Greiforgan viel weniger
zur Charakterisirung der Art eignet, als in anderen Gruppen. So fürchte ich, wird man weder seine
Candona lobipes, noch seine C. sarsi (1899) wiedererkennen.
Seine Candona marchica (1899, 3) ist augenscheinlich identisch mit der hier unter dem Namen
C. rostrata beschriebenen. Auch halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass diese Art mit der von
Brady-Norman und Yavra unter dem gleichen Namen beschriebenen identisch ist,, glaube, die Art.
muss den Namen rostrata behalten.
Mit den synonymischen Arbeiten Hartwigs habe ich ¿lieh bereits mehrfach beschäftigt (1898, 2
oben p. 29, 1899, 3 oben p. 99). Zu der letztgenannten will ich noch nachtragen, dass die Candona
*) Kegeln der zoologischen Nomenclatnr p. 19 § 1 a.
pubescens Sars umgetauft wird in sarsi, und dass von dieser Art (nach Originalexemplaren) Abbildungen
der Greiforgane gegeben werden, die, wie gesagt, sehr wenig charakteristisch sind. Die Candona pubescens
Cronebergs, die auch kaum sicher zu identificiren sein wird, wird umgetauft in C. cronebergi; über
Yavras Candona pubescens schweigt er sich leider aus. In der Hauptsache leistet auch diese Arbeit
eine Vermehrung der überflüssigen Namen.
Kaufmann hat eine vorläufige Mittheilung gegeben über neue Ostracoden aus der Schweiz
(1900 1, 2). Soweit ich aus den nicht von Abbildungen begleiteten Beschreibungen zu ersehen vermag,
ist keine seiner neuen Arten identisch mit einer der hier als neu beschriebenen. Hoffentlich wird
die angekündigte ausführliche Darstellung eben so genau, wie die Beschreibung der schweizerischen
Cytheriden desselben Autors.
Nachtrag zu p. 46.
Während des Druckes wurde mir, dank dem Entgegenkommen des Autors, Dadays Arbeit
(1895) über Cypris madaraszi {Cyprois dispar Daday) zugänglich. Aus dieser Arbeit ersah ich, dass
ich seit Jahren ein Exemplar dieser interessanten Art besitze, welches in Dalmatien (Blato bei Bognajca)
von Pisarovic gesammelt ist. Ich verdanke dieses Exemplar der Liebenswürdigkeit von A. Mrazek in
Prag. Dadurch bin ich in der Lage, festzustellen, dass die Art überhaupt nicht in die nähere Verwandtschaft
von Notodromas und Cyprois gehört, vielmehr gehört sie der zweiten Gruppe der Unterfamilie
der Cyprinae an (siehe p. 46 oben). Es dürfte berechtigt sein, für diese Form eine besondere Gattung
aufzustellen.