I.
Al lg eme ine Bemerkungen.
Die im Bismarck-Archipel vorkommenden Nachtfalter sind bisher nur sehr unvollkommen
bekannt geworden, wozu nicht allein das geringere Interesse beigetragen hat, welches den Nachtfaltern
im Allgemeinen entgegen gebracht wird, sondern auch die grösseren Schwierigkeiten in Aufbringung
derselben. Die spärlichen Mittheilungen, welche Gudrin und B o isd u v a l in ihren Arbeiten über
einige Arten gegeben hatten, sind zwar später durch B u tle r, wie auch von Rothschild, Warren,
und Druce ergänzt worden, wie ich dies bereits in der Einleitung zum ersten Theile dieser Arbeit
gezeigt habe: unsere bisherigen Kenntnisse blieben aber sehr lückenhaft. Um so erfreulicher ist es
für mich, dass ich durch das reiche Material, welches mir in den Sammlungen von Professor D a hl,
welcher vorzugsweise in der Umgebung von Ralum in Neupommern, und von C. Ribbe jr., welcher
besonders in Kinigunang auf Neupommern und in Mioko auf Neu-Lauenburg, wie auch etwas in Neu-
Mecklenburg sammelte, zu Gebote stand, es vermag die vorhandenen Lücken im Wesentlichen auszufüllen
und ein übersichtliches, wenn auch nicht erschöpfendes Bild der Heterocerenfauna des Bismarck-
Archipels zu geben. Immerhin bleibt trotz des Fleisses dieser beiden Forscher noch genug für künftige
Reisende in jenen Gegenden zu thun. Neben den früheren Ständen vieler Nachtfalter sind die Hetero-
ceren des Inneren von Neupommern, wie des noch nahezu jungfräulichen Neu-Mecklenburg und
Neu-Hannover uns beinahe unbekannt. Es dürften noch eine Reihe von Formen dort nachzuweisen
sein, welche die in unseren Kenntnissen hinsichtlich des Vorkommens bestimmter, bereits in Neu-Guinea,
Australien oder der Salomonen nachgewiesener, Gattungen und Arten bestehenden Lücken zu schliessen
geeignet sind. Es ist zu wünschen, dass künftige Sammler sich mit gleichem Eifer und Erfolge, wie
die Herren Dahl und Ribbe, dem Sammeln von Nachtfaltern hingeben mögen. Dabei dürften ihnen
die von Ribbe neuerdings gegebenen Rathschläge zum Sammeln von Schmetterlingen in tropischen
Ländern zu Gute kommen (s. Insectenbörse, Januar und Februar 1899). Ribbe sagt dortselbst:
„Schwärmer wird man meist des Abends an blühenden Sträuchern, Gartenpflanzen, vorzüglich Lilien,
fangen können. Sesien und Macroglossen fliegen, wie auch bei uns, am Tage und besuchen die vorhandenen
Blumen. Von Bombyciden, Spannern, Noctuen, Micros wird man viele am Tage, bei den
Gängen durch den Wald und das Gebüsch, aufstöbern und fangen. Man wird in den Tropen finden,
dass zu Zeiten am Tage viel mehr Nachtschmetterlinge, als Tagschmetterlinge fliegen. Einige Gattungen,
wie z. B. Agaristiden, Uraniden, betragen sich ganz wie Tagfalter, tummeln sich in der Sonne.
Vor allen die Uraniden ähneln in ihrem Verhalten ganz denPapilios; weiter sind es die Glaucopiden,
die die Sonne lieben und sich an deren wärmenden Strahlen erfreuen. Auch Hazisarten fand ich
vielfach im Walde von Strauch zu Strauch fliegen. Sehr günstige Tageszeiten für den Fang von Noctuen
sind die Abschnitte des Tages, welche kurz vor oder nach Sonnenaufgang oder Untergang liegen.“
Die Heterocerenfauna des Bismarck-Archipels schliesst sich natürlich der indo-australischen
in jeder Beziehung an, gleich der Tagfalterfauna. Sind doch die klimatischen und Vegetationsbe-
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