sonal leitet zwei Erziehungsanstalten mit 251 Zöglingen, neun
Primarschulen mit 284, und 13 Sonntagsschulen mit 268 Schülern.
Im Ganzen hat die Genossenschaft 42 Predigtstellen mit 9 Kirchen,
fünf SchuLhäuser und 452 Communicanten.
Die L u t h e r a n e r sind sehr wenig verbreitet und arbeiten
grösstentheils als Missionäre unter den Eingebornen. Ihre bedeutendste
Missionsstatiön ist Mühlenburg Mission am St. Paul’s River.
Diese wurde 1860 durch die Lutherische Kirche gegründet und erhielt
ihren Namen zu Ehren von Rev. Dr. Müh len bu rg, dem
Gründer der Lutherischen Kirche in Nordamerika. Die Station
wurde durch Rev. D. A. Day während seines dortigen Aufenthaltes
(seit 1874) mit ausserordentlicher Energie und grossem Takt
zu einer erstaunlichen Blüthe gebracht und darf als Muster einer
wohlgeleiteten, aus eigenen Mitteln bestehenden [self-supporting)
Anstalt betrachtet werden.
Im Jahre 1884 hatte eine französische, katholische Gesellschaft,
la Congrégation du Saint-Esprit et du Saint-Coeur-de-Marie, Liberia
als Arbeitsfeld gewählt und in Monrovia eine Missionsstation
gegründet. Einem der ersten Missionäre dieser Station, dem mehrerwähnten
Pater B ourzeix, verdanken wir die erwähnte verdienstliche
Abhandlung über Liberia, welche mir zu dieser Arbeit viel wichtiges
Material geliefert h a t1). Der Erfolg dieser Mission war aber
ein geringer, so dass die Station in Monrovia, welche die einzige
in Liberia geblieben war, im Laufe des Jahres 1887 wieder aufgehoben
worden ist.
Die gegebene Uebersicht über die kirchlichen Genossenschaften
und ihre Thätigkeit zeigt uns, dass die Methodisten unter denselben
am stärksten vertreten sind und die bedeutendste Rolle
spielen. Auch nach aussen hin ist dies der Fall; denn es giebt
in Liberia keine Sekte, die durch ihre religiöse Schwärmerei
alljährlich aufs Neue wieder die allgemeine Aufmerksamkeit so
sehr auf Sich lenkte, als gerade diese. Eine ihrer Lehren ist näm-
’) Dieser würdige Geistliche ist kurz nach der Herausgabe seiner Brochure
in Paris, wohin er zur Wiederherstellung seiner Gesundheit zurückgekehrt war,
gestorben. Der Père Général der Congrégation war so liebenswürdig, mir
die genannte Brochure zu freier Benutzung zur Verfügung zu stellen.
lieh die, dass jedes ihrer Mitglieder unter direktem Einflüsse des
heiligen Geistes stehe, sowohl was die Auslegung des Wortes
Gottes als auch die direkte Vergebung der Sünden betrifft.
Alljährlich einmal wird eine gewisse Reihe von Tagen unter
Fasten und Gebet zugebracht, um in mehr direkte Verbindung
mit dem heiligen Geiste treten zu können. Diese Tage der sogenannten
revivals oder religiösen Erweckungen sind für die
Sekte eine sehr wichtige Zeit, während welcher noch mehr als
gewöhnlich Alles, sowohl- den Tag über als des Abends, der
Kirche zuströmt. In den grellsten Farben, mit glühender Phantasie
werden dann dem sündigen Auditorium Himmel und Hölle
ausgemalt und die ohnehin leicht erregbaren Gemüther, namentlich
der Frauen und Töchter, derart bearbeitet, dass Manche
plötzlich, durch den Eindruck der Predigt überwältigt, ihre
Selbstbeherrschung verlieren, händeringend durch die Kirche
rennen, oft in hysterischen Krämpfen zur Erde stürzen, wieder
aufspringen, mit lauter Stimme ihre Sünden beichten und
die Gnade Gottes und des Heilandes anrufen. Manchmal steigen
sie dann, im Glauben, dass der heilige Geist über sie gekommen
sei, auf die Kanzel und ermahnen mit rührenden Worten
und Geberden die Zuhörer zur Busse und Einkehr in sich selbst,
oder sie stürzen, wenn sie noch nicht getauft sind, ausser
sich vor Zerknirschung wie Besessene auf die Strasse, wo sie
ihre Lamentationen fortsetzen, bis sie schliesslich, durch Heiserkeit
unfähig, einen Laut von sich zu geben, irgendwo erschöpft
niedersinken und dann durch mitleidige Gemeindegenossen nach
Hause gebracht werden. Nach solchen unzweideutigen Zeichen
innerer Zerknirschung und Insichgehens, und nachdem sie pflichtgemäss
von Haus zu Haus mitgetheilt dass der Herr sie in
seiner Gnade zur Wiedergeburt erweckt habe, werden sie dann
nach Ablauf der revivals an einem dazu bestimmten Sonntage,
oft in grösser Zahl, im Flusse öffentlich getauft1).
) In einem Artikel, a School-Commissionars Report, äussert im „Observer”
vom 23. November 1882 der Schulinspektor von Grand Bassa sich auf folgende
Weise über die revivals: „Die Regenzeit und die revivals unterbrechen
einige unserer Schulen auf zwei oder drei Wochen, und die letztem sogar