sechs verschiedene Ausgänge hatte. Am Fusse des nämlichen
Berges, ganz nahe am Strande, befand sich ein ähnlicher Bau
zwischen hohen Felstrümmern, so dass an ein Ausgraben seiner
Bewohner nicht zu denken war. Auch an den Steilufern des
Junk River, nahe bei Schieffelinsville, fanden wir einen Bau, der
zwischen Felstrümmern und Baumwurzeln angelegt war.
Ein sehr grosses Contingent von stattlichen Säugethieren
stellen die Wi e d e rk ä u e r . Das grösste unter allen ist der
Büff e l {Bubalus pumilus?), in Liberia bush-cow genannt. Derselbe
erreicht die Grösse unseres zahmen Rindes, doch bleibt er
wohl stets etwas niedriger als Letzteres. Ganz alte Exemplare
sind äusserst spärlich behaart, wie ein Büffelbulle vom Du
Queah River zeigt, der jetzt im Leidener Museum steht. Derselbe
hat ganz graues, dünnstehendes Haar, zwischen welchem hindurch
man überall die blosse, schwärzliche Haut sehen kann. Die Hörner
dieses Exemplars sind merkwürdiger Weise so krumm nach innen
gebogen, dass deren Spitzen sich nicht nur berühren, sondern
einander noch auf eine Länge von 10 Cm. vorbeistreben, so dass
das Hörnerpaar einen gänzlich geschlossenen Ring darstellt. Da
der Schädel am Hinterrande etwas abnormal aussieht, so nehme
ich an, dass das Thier in seiner Jugend irgend einen heftigen
Schlag oder Stoss erhalten habe, welcher auch auf das fernere
Wachsthum der -Hömer seinen Einfluss geltend gemacht haben
dürfte. Es sei hier nebenbei bemerkt, dass eine der dünnen,
platten Rippen ein altes, grosses Schussloch zeigt; jedenfalls ist'
das Geschoss unmittelbar unter der Rippe sitzen geblieben, so
dass das Thier von diesem jedenfalls gutgezielten Schüsse keinen
ernstlichen Schaden bekam. Eine nicht sehr alte, aber doch
immerhin erwachsene Büffelkuh wurde im August 1881 von
J ackson im Cape Mount-Gebirge erlegt, während ich schwer
erkrankt im Bette lag. Unglücklicherweise konnte ich nur den
Schädel bekommen, und auf meine Frage nach dem Aussehen
des Thieres erklärte mir der . Jäger, dass dessen Farbe roth
gewesen sei, mit schwarzen Beinen und ebensolchem Kopf und
Hals. Trotz der Verschiedenheit in der Färbung, die wahrscheinlich
nur einen Altersunterschied andeutet, halte ich die beiden
genannten Thiere für derselben Art angehörend; dass diese aber
mit Bubalus pumilus identisch sei, kann ich. kaum glauben. Bis
wir aber auch von der letzteren Art mehr und zuverlässigeres
Material besitzen, wage ich nicht, die liberianischen Exemplare
endgültig von ihr zu trennen1).
Die Hörner -dieser Büffelart sind einander an der platten Basis
nicht genähert wie diejenigen des Kafferbüffels und des bis jetzt
unter dem Namen Bubalus pumilus oder brachyceros bekannten
kurzhörnigen Büffels, sondern lassen die ganze Stirn frei; auch
sind sie an der Basis nicht seitlich abwärts gebogen, wie beim
Kafferbüffel, sondern wenden sich in derselben Ebene, in welcher
die Stirnfläche liegt, nach hinten, worauf ihre Spitzen sich,
namentlich bei alten Exemplaren, einander nähern und auf diese
Weise die Form einer Sichel beschreiben.
Der Büffel ist im ganzen Lande bei den Liberianern sowohl
als bejlden Eingebornen wohlbekannt. Er hält sich mehr in
Waldrändern und Buschwald als im Innern der Hochwälder auf.
Dort verschläft er den Tag und kommt des Nachts in die Savanen,
sowie in Reis- und Kassavepflanzungen der Neger heraus, in
welchen er oft furchtbare Verwüstungen anrichtet, indem er
Alles, was er nicht aus- oder abrauft, zu Boden tritt. Die bush-
cow (Waldkuh) ist ein scheues Thier, das vor dem Jäger nicht
aufgeht, sondern sich in seinem Lager, so lange dies irgendwie
angeht, niederduckt und jenen Vorbeigehen lässt. Am ehesten
wird sie noch durch die sie in grösser Zahl umschwärmenden
Fliegen verrathen. Auch bei Mondschein wagt sie sich selten in
offene Pflanzungen, sondern geht soviel wie möglich nur während
der finstern Stunden hinaus und ist auch dann noch sehr
vorsichtig. Ganz in der Nähe meiner Jagdstation in Hokhie am
Fisherman Lake fanden wir an einem Morgen ein grosses Stück
einer Kassavepflanzung durch einige Büffel verwüstet. Um diese
schädlichen, aber für mich sehr werthvollen Thiere in Besitz zu
bekommen, legte ich mich einige Nächte hinter einander mit
meinem Jagdjungen auf einem buschbedeckten, mitten in besagtem
Felde stehenden, zehn Fuss hohen Termitenbau auf die Lauer.
’) Siehe auch Pechuel-Loesche’s „Afrikanische Büffel”, Zoologische Jahrbücher,
III. Band, p. 705 u. ff.