Der Superintendent des benachbarten Edina, W. L. W ea v e b ,
sandte daher 30 Freiwillige zu Hülfe, doch M. H a w k in s o n , der
Chef von Port Cresson, welcher als Quäker keinen Krieg wollte
und auf gütlichem Wege die Eingebornen zu beschwichtigen hoffte,
wies ihre Hülfe zurück. Ein paar. Tage später wurde die Ansiedlung
überfallen, geplündert und niedergebrannt; 18 Personen
fielen unter den Händen der Eingebornen, und der Rest flüchtete
in die nahen Sümpfe oder nach Edina. Auch dieser letztere
Platz wurde bedroht, doch wurde ein Angriff mit Hülfe von B ob
Gr a y abgeschlagen. Bald darauf erschien E l i ja h J ohnson aus Monrovia
mit 120 Soldaten, die den Feind verfolgten und seine vornehmsten
Wohnsitze eroberten. Unter dem Eindrücke dieser Macht
wurde bald der Friede wieder hergestellt, und J oe H arr is half
sogar das zerstörte Dorf auf einem .ändern Platze, näher dem
St. John’s River, auf der Halbinsel, die .durch die Bucht von
Bassa einerseits und den Benson River andererseits gebildet wird,
wieder aufbauen1). Dasselbe erhielt den Namen Bass a Cove
und später seinen jetzigen Namen Bu c h a n a n oder U p p e r
Buchanan, zum Unterschiede von Fishtown oder Lower Buchanan.
Im nämlichen Jahre wurde auch an der Mündung des Sangwin-
und Sinoe River Grundbesitz erworben, jedoch vorläufig ohne
denselben durch eine Besetzung zu versichern.
Der nächstfolgende Agent war Dr. S k in n e r , der jedoch schon
im December 1836, vom Fieber erschöpft, nach Amerika zurückkehren
musste8). Sein Nachfolger war A n th on y D. W il l iam s
1) Kapitän Ca n o t beschreibt dieses Ereigniss in etwas anderer Weise,
indem er dasselbe mit der Ermordung des Gouverneurs F in l e y von Bassa
durch die Eingebornen in Zusammenhang bringt. Nach ihm endigte eine
Züchtigung der Eingebornen und die Verbrennung ihrer Dörfer, woran er
selbst theilgenommen hatte, mit einem übereilten Rückzuge der liberianischen
Truppen unter Hinterlassung der mitgeführten Kanone, und aus Rache
überfielen und verbrannten die Eingebornen in der darauffolgenden Nacht
die Niederlassung Port Cresson.
2) Unter seiner kurzen Regierung wurde von T h om a s B u c h a n a n , einem
Weissen, der im Januar 1836 als Abgeordneter der Colonisationsgesellschaften
von New York und Pennsylvania in Monrovia angekommen war,
auf dem äussersten Vorsprunge des Vorgebirges Messurado ein Leuchtthurm
gebaut.
(1837—1839). Während dessen Verwaltungsperiode wurde wieder
eine neue, selbständige Colonie gegründet. Es hatte sich nämlich
in Amerika die Missisippi Colonisation Society gebildet, welche die
durch Mr. R e e d , einen negerffeundlichen Pflanzer am Missisippi,
freigelassenen Sklaven nach dem Sinoe River sandte. Diese
Ansiedler gründeten auf dem rechten Ufer dieses Flusses, nahe
der Mündung, eine Stadt und nannten sie zu Ehren des berühmten
Förderers der Sklavenemancipation, J ame s G r Ee n , Greenvil le.
Ueberhaupt schienen jetzt die Colonisationsgesellschaften wie
Pilze aus dem Boden zu wachsen. Nicht nur, dass der guten
Sache der Neger in Amerika immer mehr Freunde gewonnen
wurden, die es sich zur Pflicht machten, altes Unrecht so viel
wie möglich wieder gut zu machen, sondern es entstand auch
aller Orten das Bedürfniss, die Massen frei herumlaufender Neger,
die sich in Amerika zum Arbeiten zu gut dünkten und nachgerade
die ganzen gesellschaftlichen Zustände zu gefährden drohten,
auf irgend eine Weise anderswohin abzuleiten. Dazu nun bot
die Gründung von Colonien in Afrika vorzügliche Gelegenheit,
und so wurde mit den humanen Zielen der Philanthropen der
praktische Geist der Amerikaner gepaart, infolgedessen die Gründung
neuer Colonien in Afrika rasch zunahm1).
Um die zahlreichen am Colonisationswerk arbeitenden Kräfte
nicht allzusehr zu zersplittern, war man nun eifrig darauf bedacht,
die verschiedenen an der Pfefferküste angesiedelten Colonien zu
vereinigen, um sie auf diese Weise nach Innen und Aussen widerstandsfähiger
zu machen und zugleich, um allfälligen spätem
Conflikten zwischen denselben vorzubeugen. Diese Ideen fanden
bei allen Betheiligten Anklang, und es wurde eine Commission
eingesetzt mit dem Auftrag, eine für die vereinigten Colonien
geeignete neue Verfassung zu entwerfen, in welcher der Selbstverwaltung
noch mehr Spielraum als in den bisherigen gelassen
werden sollte. Der .nun zu Stande gekommene und dureh die
Colonisationsgesellschaft sanktionirte Verfassungsentwurf war
') Freilich war dies nur ein schwaches Mittel, denn gegenüber den drei
Millionen in Amerika lebenden war die Zahl von etwa 4000 nach der
Westküste Afrika’s zurückgebrachten Negern — so hoch mochte sich in
1839 deren Zahl belaufen — so gut wie ohne Bedeutung.