Sumpfes eine feste Kruste gebildet h at, gehen die Negerfrauen,
welchen der Fischfang zum grossen Theil obliegt, hin, graben
die halb erstarrten Fische mit Hacke und Spaten aus und machen
auf diese Weise oft eine recht ansehnliche Beute. Kommt später
die Regenzeit wieder und wird der Boden aufs Neue zur Sumpffläche,
so erscheinen auch die Fische, welche während der
Trockenzeit einen guten Theil ihres1 Fettes verloren haben, wieder
im Wasser und finden an all den Pflanzenresten und zahlreichen
Insekten reichliches Futter. Der interessanteste dieser
sonderbaren Fische ist ohne Zweifel der zu den Labyrinthfischen
gehörige S c h l a n g e n k o p f (Ophiocephalm insignis). Dieser
wird etwa fusslang; er ist graubraun und olivenbraun marmo-
rirt. Sein Kopf ist platt und mit Schildern bekleidet; auch die
Der Zitterwels (Malapterurus electricus). bk nat. Gr.).
Beschuppung ist eigenthümlich, indem sie aus Reihen von an
einander stossenden, sich nicht dachziegelartig deckenden Platten
besteht. Wir fingen einmal beim Ausgraben und Reinigen
unseres Brunnens bei der Station Hokhiö einige Exemplare
dieses Fisches, die sich, zusammen mit einem Polypterm, sowie
mit zahlreichen Exemplaren der oben genannten, Pipa in unterirdische
Höhlungen zurückgezogen hatten. In der Frühe des
folgenden Morgens führte mich die Jagd zufällig an der Quelle
vorbei, woselbst ich im ausgeworfenen, bereits halb erhärteten
Schlamme einen .„Schlangenkopf’ stecken sah-. Ich nahm eine
ganze Scholle dieses Schlammes mit dem eingetrockneten-Fisch,
in mein Taschentuch gebunden, mit und legte ihn am Pfade,
welchen entlang ich auf der Rückkehr zu kommen hoffte, im
Schatten eines Strauches nieder. Da ich einen ändern Weg
zurückkam, so konnte der Fisch erst am Abend geholt werden.
Derselbe war aber während des ganzen Nachmittags der heissen
Sonne ausgesetzt gewesen und sammt dem Taschentuche so zu
sagen zu Stein erhärtet. Um das Tuch loszuweichen, legte
ich den Klumpen in einen Eimer mit Wasser und erstaunte
nicht wenig, als ich ein paar Stunden später beim Herausholen
des Tuches fand, dass der todtgewähnte Fisch munter im Wasser
umherschwamm.
Ausser Schlangenkopf und Polypterus giebt es noch andere Arten,
die sich beim Yorrücken der Trockenzeit in den Schlamm eingraben.
Unter diesen finden sich einige Species von S t a c h e lw e l s e n
(Clarias), welche sich dadurch auszeichnen, dass der erste Strahl
der Brustflosse von einem starken, sägerandigen Stachel gebildet
wird, der vermittelst eines seitlich drehbaren Gelenkes niedergelegt
werden kan n 1). Diese Fische, unter welchen sich eine
der gefangenen Arten (C. salae) als neu herausstellte, bewohnen
mit Yorliebe die stillen, schwarzen Waldbäche und tiefe Wassertümpel.
Sie liefern ein weiches, schmackhaftes Fleisch und
bilden, da sie massenhaft gefangen werden, ein nicht unbedeutendes
Nahrungsmittel der Eingebornen. In einem früheren
Capitel, p. 208, wurde bereits eine Art Stachelwels erwähnt,
welche nach A ndeeson sehr gross werden soll.
Unter den grundelartigen Fischen ist ganz besonders die
S p r i n g g r u n d e l (Periophthalmus kodreuteri) durch ihre
eigenthümliche Lebensweise merkwürdig. Dieses bei den Liberianern
als jumping fish oder big-eye bompy bekannte Fischchen
findet sich häufig in Mangrovesümpfen und auf Schlammbänken
im Mündungsgebiete der Flüsse und erinnert auf den ersten,
flüchtigen Blick eher an einen Regenmolch als an einen Vertreter
aus der Klasse der Fische. Die Springgrundel scheint sich
auch wirklich aus dem Wasser wenig zu machen, sondern dasselbe
höchstens zu benutzen, um sich bei drohender Gefahr darüber
hinweg an eine sichere Stelle zu flüchten. Sie führt vielmehr
') Diese Stacheln werden von den Fischen als Vertheidigungswaffe gebraucht
und verursachen gefährliche, eiternde und schwer heilende Wunden,
weshalb die Eingebornen dieselben sofort nach dem Fange abbrechen, um
sie unschädlich zu machen.
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