des Zuckerrohrs als einer an der Pfefferküste noch ziemlich seltenen
Pflanze. Nach seiner Meinung soll es von. Sierra Leone
dorthin gebracht worden sein. Ursprünglich scheint dasselbe in
Ostindien zu Hause zu sein; sein Vorkommen in wildem Zustande
konnte jedoch bis heute noch nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen
werden.
Obschon die verschiedensten Gemü s ep f l an z e n (Küchengewächse)
bei einiger Sorge gut gedeihen £ti so giebt sich doch
selten Jemand einige Mühe, dieselben anzupflanzen und ihnen
die nöthige Pflege angedeihen zu lassen. Kohl und Bohnen, sowie
hie und da etwas Salat sind denn auch nahezu die einzigen
europäischen Gemüse, die man gelegentlich einmal antrifft und
zu hohen Preisen erhalten kann. In Robertsport habe ich z. B.
den Kohl, so lange er erhältlich war, mit einem Shilling per
Kopf — und die Kohlköpfe sind in Liberia nicht gross — bezahlt.
Am weitesten verbreitet ist der P o r t u l a k (Portulacaoleracea,
L.), bei den Golah Sakkum genannt, den wir sowohl an der
Küste als in der Nähe von Negerdörfern weit im Innern als
Unkraut üppig wuchernd antrafen und der uns stets ein willkommenes,
angenehm säuerlich schmeckendes Gemüse lieferte.
Der Verwendung von Kassave- und Batatenblättern als Gemüse
ist schon auf Seite 125 erwähnt worden.
Toma t e n oder Liebesäpfel (Lycopersicum esculentum, Miller),
zu den Solaneen gehörend und in Amerika zu Hause,: findet
man gelegentlich in den Pflanzungen der Liberianer kultivirt,
und bei den Vey habe ich die Ei e rp f l a n z e (Solanum melongena
L., engl, garden-egg, egg-plant), in kultivirtem Zustande angetroffen.
Die Erstere wird, wie bekannt, zu Saucen verwendet;
das Fruchtfleisch der Letztem, das von einer bald ei- bald kugelförmigen,
etwas harten und weisslichen Schale umschlossen ist,
dient als eine Art Mus'.
Häufiger als diese beiden zu den Solaneen gehörenden Gemüse
Der Gemüsesamen muss in Kisten mit Erde, die man in den Häusern
behält, ausgesät werden, und die jungen Pflänzlinge versetzt man erst ins
Freie, wenn sie stark genug sind, um nicht mehr von Ameisen und Termiten
oder vom Platzregen vernichtet zu werden.
sind die Früchte aus der Familie der Cucurbitaceen oder Kürbispflanzen.
Die nennenswerthesten unter diesen sind gewöhnliche
Melonen (Cucumis melo, L.), sowie die saftreichen, erfrischenden
Wa s s e rme l o n e n (Cucumis citrullus, L.), ferner gewöhnliche,
kopfgrosse und noch grössere Kürb i s s e , deren Schalen, mit
kunstvoll eingeschnittenen Zeichnungen verziert, gelegentlich zum
Kaufe angeboten werden, sowie zierliche F l a s c h e n k ü r b i s s e ,
die ausgehöhlt als Kalebassen, oder auch, wie wir später sehen
werden, als Resonanzboden und zugleich als Hauptbestandteil
der beliebten Rasselinstrumente dienen.
Wichtiger aber als alle die genannten ist eine Frucht, die
man als solche zu den Obstarten zu zählen geneigt ist, obschon
sie in ihrer äussern Erscheinung sowohl, als auch in botanischer
Hinsicht in die Nähe der eben genannten Cucurbitaceen gehört,
nämlich die Baummel o n e . Der Melonenbaum {Garica papaya,
L., engl, paw-paw) *), der häufig bei den Wohnplätzen der Liberianer
wächst und überall gleich üppig gedeiht, und den die schwarzen
Köchinnen jedenfalls nur ungern vermissen würden, zeichnet
sich eben so sehr durch seine graziöse Gestalt, als durch sein
erstaunlich rasches Wachsthum aus, worin er selbst die bekannte
Ricinusstaude (Wunderbaum) noch übertrifft. Er ist in Amerika zu
Hause. Sein Habitus erinnert, obwohl sich dies schlecht mit
unserer Vorstellung einer Kürbispflanze verträgt, in mancher
Hinsicht an eine Palme. Der schlanke, überall gleich dicke Stamm,
der wie bei den Palmen von unten bis oben mit den Narben
der abgefallenen Blätter bedeckt ist, trägt auf seiner Spitze eine
Krone von langgestielten, handförmig getheilten Blättern, und
an deren Basis sitzen gleichzeitig in einem dichten Knäuel um
den Stamm herum trichterförmige, gelbe, weibliche Blüthen —
der Melonenbaum ist diöcisch — sowie halbreife und reife, gestreifte
Früchte von der Form und Grösse einer Gurke. Diese
Pflanze — ein Baum im eigentlichen Sinne ist sie nicht — entwickelt
sich ausserordentlich rasch, blüht und trägt Früchte
schon im ersten Jahr, in welchem sie über mannshoch wird und
bereits eine Blätterkrone besitzt, die derjenigen des ausgewach-
') Siehe das Titelbild dieses Oapitels.