zeug bis zu der Grösse von seetüchtigen Schoonern von Stapel
gelaufen1).
Bis dahin ist der Handel in Liberia fest ausnahmslos ein Eintauschen
von Landesprodukten gegen Importwaaren gewesen
so dass verhältnissmässig nur wenig Baargeld in Umsatz kam!
Nur in den liberianischen Bevölkerungscentren, besonders in der
Landeshauptstadt mit ihrem bedeutenden Beamtenpersonale cir-
kulirt ziemlich viel gemünztes Geld und noch mehr currency
von welch Letzterem jedoch in den Faktoreien jeweilen nur so
viel an Geldesstatt angenommen wurde, als man zur Bezahlung
von Zöllen und Patentgebühren u. s. w. verwerthen konnte. Infolge
des sogenannten Goldgesetzes ist der Kurs dieses Papiergeldes
bedeutend gestiegen, doch wird, wie wir gleich sehen werden
viel baares Geld durch die Verkaufsläden an Bord der englischen
Postdampfer und die Schiffe einer amerikanischen, nur gegen
baares Geld verkaufenden Handelsfirma absorbirt, so dass die in
Liberia ansässigen Kaufleute fortwährend gemünztes Gold zu
importiren gezwungen sind, um ihre gold-duties (Abgaben in Gold)
bezahlen zu können.
Der Handel mit Liberia ruht schon seit bald 20 Jahren fast
ausschliesslich in den Händen von drei ausländischen Firmen,
nämlich einer deutschen (C. W oermann in Hamburg), einer hollän!
dischen (Hendrik Müller in Rotterdam) und einer amerikanischen
(Yat es & P orterfield in New-York), welche Alle ihren Verkehr
durch eigene Fahrzeuge., die erstgenannte durch die später zu
Postdampfern erhobenen Dampfschiffe vermitteln. Die beiden
erstgenannten Handelsfirmen haben auf verschiedenen für den
Fremdhandel geöffneten Hafenplätzen feste Faktoreien unter der
Leitung von europäischen Angestellten errichtet, welche Letztere
') Erwahnenswerfih. ist die „Sarah Ann Irons” ein eigentümlich construirtes,
sehr brauchbares Dampfboot von geringem Tiefgang, welches von den Liberianern
Cl em e n t I ro n s und S c ip io A. G i v e n s gebaut wurde und seit 2 Jahren
regelmässig wöchentlich zweimal von Monrovia via Stockton Creek und
St. Paul’s River nach Millsburg und zurück fährt. Dasselbe ist 40' lang und
8 breit, hat eine bequeme Cajüte für. 2 0 Personen und kann eine Ladung
v o n 10 Tonnen aufnehmen. Mr. Da y in Mühlenburg Mission hat die Dampfmaschine
dazu geliefert.
je einem Hauptagenten, mit Sitz in Monrovia, unterstellt sind.
Die New-Yorker Firma hingegen, die ihre Artikel meist gegen
Baar verkauft, hat keine festen Faktoreien, sondern lässt durch
ihre Kapitäne an jedem grössern Hafenplatze, wo baares Geld
in Umlauf ist, anlegen und während der Haltezeit der Schiffe
ihre Geschäfte abschliessen. Die Abnehmer dieser Firma sind
grösstentheils liberianische Kleinhändler, sogenannte shop-heepers,
und wohlhabende Privatleute, welche Letztere sich bei solchen
Gelegenheiten hauptsächlich mit gesalzenen, trockenen und con-
servirten Lebensmitteln versehen. Auch besteht schon seit Jahren
die amerikanische Firma L ew is & Co., deren Hauptagent seinen
Sitz in Cape Palmas hat. Diese Firma hatte früher zahlreiche
Faktoreien in Liberia, doch macht sie keine bedeutenden Geschäfte
mehr. Verschiedene liberianische Firmen arbeiten mit eigenen
Mitteln, andere auch mit englischem Gelde und versenden
ihre Landesprodukte mit den englischen und deutschen Postdampfern.
In neuester Zeit haben sich nebst den genannten auch
noch andere Firmen festgesetzt. So entstand z. B. in lß82 die
Compagnie Belge Libérienne, die durch ihren Hauptagenten, Herrn
Mannheimer, einige Faktoreien errichten liess. Das Betriebskapital
dieser Firma war jedoch unzureichend, und bei den gegenwärtigen
, gedrückten Preisen von Palmöl und Palmkernen machte
sie schlechte Geschäfte, so dass sie im Sommer 1888 liquidirte
und ihre Besitzungen und Forderungen an die holländische Firma
abtrat. Auch die französische Compagnie du Sénégal hat schon
wiederholt in Liberia festen Fuss zu fassen versucht und nach
einem misslungenen Versuche in Monrovia eine Faktorei in Lower
Buchanan (Fishtown) errichtet. Im diesem Hafenplatze hat sich
der schon in meinem Reisebericht erwähnte Mr. Simon A t t ia ,
von Geburt angeblich ein Marokkaner, der das liberianische
Bürgerrecht zu erwerben wusste, niedergelassen und an verschiedenen
Küstenplätzen Faktoreien errichtet. In Monrovia befinden
sich ausserdem noch zwei weisse Kaufleute, die auf eigene
Rechnung Detailgeschäfte führen. Der Eine derselben ist ein
Holländer, Herr A enmey, der Andere ein Deutscher, Herr H ed l e r ,
welcher Letztere in ändern Küstenplätzen Filialen errichtet hat.
Die englischen Postdampfer, von denen alle Wochen je Einer