finden können, so ist dies bei den übrigen Vertretern des Thier -
reiches noch weniger thunlich. Hier sind auch die Lebensäusserungen
nicht so ausgesprochen artlich differenzirt wie bei den
beiden höheren Klassen, und sind überhaupt die geistigen Fähigkeiten
durchgehends sehr gering. Bei vielen Gruppen sind übrigens
Beobachtungen über die Lebensweise, wenn nicht geradezu
unmöglich, so doch sehr schwierig und zeitraubend, so dass sich
der Sammler, der dazu die schönste Gelegenheit hätte, selten
eingehend in dieser Richtung beschäftigen kann. Die genannten
Gründe haben mich denn auch veranlasst, die wirbellosen Thiere
zusammen mit den beiden untersten Klassen der Wirbelthiere
in ein Capitel zusammenzudrängen.
Die unter allen Kriechthieren am höchsten entwickelte Gruppe,
die Sc h i ld k r ö t e n , fanden wir in Liberia durch sechs verschiedene
Arten vertreten, von welchen eine sich auf dem Lande aufhält,
während drei im Süsswasser und drei im Meere gefunden werden.
Die erstgenannte Art ist die Kl a p p s c h i l d k r ö t e (Ginixys
erosa), welche in der Lebensweise mit unserm europäischen Igel
verglichen werden könnte. Wie dieser, zieht.sie Buschwald und
Waldsäume dem finstern Hochwalde vor und nährt sich wahrscheinlich
ebenfalls von Kerbthieren und wohl auch von kleinen
Schnecken. Obschon nicht gerade häufig, ist sie doch allgemein
verbreitet. Wir haben zahlreiche Exemplare dieser Art lebend
gehabt. Die meisten Individuen, welche man zu sehen bekommt,
sind etwa faustgross, indessen können sie eine bedeutende
Grösse erreichen und müssen, da sie ausserordentlich langsam
wachsen, sehr alt werden. Das Rückenschild des grössten Exem-
plares, welches in unsern Besitz kam j mass 25 Cm. Ihr Fleisch
wird von den Eingebornen gegessen, wie bei ihnen eben Alles gegessen
wird; ich habe es jedoch stets zähe-und geschmacklos gefunden.
Das Rückenschild dieser Schildkröte hat die Eigentümlichkeit,
dass es durch ein Charnier mit dem Vordertheil verbunden-ist
Und vermittelst eines Muskels niedergeklappt werden kann. Kopf
und Beine werden bei drohender Gefahr zwischen Rücken- und
Brustpanzer eingezogen.
Jedenfalls häufiger als die vorgenannte sind zwei Sump f s
c h i l d k r ö t e n (Sbernothaerus derhianus und S. adansonii) , welche
sowohl in Flüssen als auch in stillem Süsswasser angetroffen
werden. Wie die Klappschildkröte werden sie bis ein Fuss lang;
das Rückenschild ist aber viel weniger gewölbt, grauschwarz
von Farbe und glatt; auch besitzen sie keine Rückenklappe.
Dafür aber kann der vordere Theil des Brustpanzers zugeklappt
werden, so dass sowohl die Vorderfüsse als der nicht zurückziehbare,
sondern seitlich eingelegte Kopf gänzlich bedeckt werden.
Diese Schildkröten können auch ganz gut auf dem Lande leben,
doch scheinen sie ihre Nahrung im Wasser zu suchen. Eine fast
ausschliessliche Bewohnerin von Flüssen und Landseen ist die
Rü s s e l s c h i l d k r ö t e (Trionyx triunguis) , welche sich durch ein
Die Ledersehildkröte (Dermochelys coriacea). (V25 nat. Gr.).
massives, sehr flaches und elliptisches, mit einem breiten, knorpeligen
Randsaum versehenes und mit einer glatten, lederartigen
Haut bedecktes Rückenschild, sowie durch eine rüsselartig verlängerte
Oberlippe auszeichnet. Diese Schildkröte ist oben dunkel
olivengrün und mit gelblichen Tupfen besät; unten ist sie
einfarbig gelblich weiss. Obschon die meisten Exemplare, welche
man bekommt , nicht über handgross sind, können sie doch eine
bedeutende Grösse erreichen, wie-zwei alte Exemplare beweisen,
welche im Fisherman Lake an der Angel gefangen wurden.
Diese hatten nämlich bei einer Gesammtlänge von 122 Cm. ein
78 Cm. langes und 57 Cm. breites Rückenschild, und wog jede