Unter allen liberianischen Ta g r a u b v ö g e l n ist wohl der
Grösste und Imposanteste der durch starken Schnabel und mächtige
Fänge gleich sehr ausgezeichnete Ha u b e n a d l e r (Spizaetus
coronatus). Derselbe ist ein ziemlich seltener Waldbewohner und
soll sich hauptsächlich von Affen nähren. Ein ebenfalls den
Hochwald bewohnender Raubvogel ist eine kleine Habichtart
(Astur macroscelides), die unsern Sperber nur um ein Geringes
an Grösse übertrifft und sich durch zurückgezogene Lebensweise
und einen weichen, eulenartigen Flug kennzeichnet. An diese
reiht sich eine ebenfalls den Wald bewohnende, von uns entdeckte,
zwerghafte Sperberart (Accipiter büttikoferi, Taf. XXX),
welche sich von der verwandten Form A. hartlaubi durch die
einfarbig schwarzen mittelsten Schwanzfedern unterscheidet. In
offenen Gegenden, namentlich den ausgedehnten Sumpfniederungen
und Grassteppen in der Nähe der Küste, findet man den lang-
s c hwä n z ig e n We i h (Circus macrourus\ welcher, dicht über den
Boden hinfliegend, kleinen Säugethieren, jungen Yögeln und
Heuschrecken nachstellt. Weit häufiger jedoch als diese, ja der
häufigste Raubvogel des ganzen Landes, ist ein Gabelw e i h
(Milvus aegyptius), der sich durch gelben Schnabel vor unserm
schwarzen Milan auszeichnet und als dessen Vertreter in Afrika
betrachtet werden kann. Der gelbschnäblige Milan wird in allen
Flussniederungen sehr häufig angetroffen; er sitzt gern, auf Beute
lauernd, auf hohen Uferbäumen, doch findet man ihn auch,
nach ausgeworfenen Fischen und Krabben suchend, an geschützten
Stellen des Meeresstrandes, und bei' Steppenbränden ziehen sich
diese Vögel oft schaarenweise zusammen, um.in den vor dem
Feuer hertreibenden Rauchwolken auf die flüchtenden, kleinen
Mäuse und Reptilien Jagd zu machen. Auch unser europäischer
We s p e n b u s s a r d , der wohl ab und zu als Wintergast bis
nach Liberia hinunter kommen mag, wurde erbeutet, sowie ein
demselben verwandter, seltener Raubvogel (Baza cuculoides), der
sich hauptsächlich von Heuschrecken nährt, obschon er uns von
den Eingebornen als gefährlicher Hühnerdieb geschildert wurde. Ein
stattlicher, in den wasserreichen Flussniederungen überall häufiger
Raubvogel ist ferner der Geierseeadler (Gypohierax angolensis).,
dessen in der Sonne leuchtendes, schwarzweisses Gefieder schon