Zwergform des Eichhörnchens betrachten; die andere zeichnet
sich, wie die beigefügte Abbildung darthut, durch einen kurzen,
drehrunden und mit einem buschigen Haarpinsel versehenen
Schwanz aus.
In grösser Zahl fanden sich in Liberia die Mäuse vertreten,
die wir in nicht weniger als zehn verschiedenen Arten gesammelt
haben. Die niedlichste von allen ist die a f r i k a n i s c h e Zwe r g ma
u s (Mus musculoides), welche als sehr nahe Verwandte unserer
europäischen Zwergmaus zu den kleinsten Säugethieren gehört
und die in ihrer Lebensweise mit der Letztgenannten übereinstimmt.
Sie scheint in Liberia nirgends selten zu sein und wie
unsere Zwergmaus in kleinen Colonien zu leben; infolge ihrer
Kleinheit wird sie aber sehr leicht übersehen. Die afrikanische
Zwergmaus lebt in Gebüsch und hohem, auf trockenem Boden
wachsendem Schilfe, oft ganz in der Nähe menschlicher Wohnungen.
Ihr kaum faustgrosses, mit seitlichem Eingang versehenes Nest
ist I aus Grashälmchen geflochten und, etwas über der Erde
erhaben, zwischen Schilfhalme, trockenes Gras und niedriges
Strauchwerk, oft sogar zwischen die Zaunpfähle von Gemüsegärten
befestigt. Unsere europäische Hausmaus haben wir nirgends
gefunden, wohl aber drei Arten-von Ra t t e n , von-welchen die
eine, Mus alexändrinus, dort einheimisch sein dürfte..Die beiden
ändern sind die Wanderratte (Mus decumanus) und die Hausratte
(Mus rattus) , welche beide jedenfalls durch Schiffe importirt worden
sind, da sie in allen Küstenplätzen massenhaft angetroffen werden.
Niemals aber fand ich zwei Arten oder sogar alle drei
zusammen in demselben Hause, sondern jeweilen nur eine A r t ,
welche dann später wieder durch eine andere verdrängt wurde.
In ihrem Körperbau den genannten Ratten sehr nahestehend
ist die H am s t e r r a t t e (Gricetomys gcmbianus), bei den Liberianern
bush-rat genannt, welche überall ziemlich häufig vorzukommen
scheint. Sie ist bedeutend grösser als die Wanderratte,
oben braungelb, mit weissem Bauch und weissem Schwanzende,,
welches letztere Merkmal sie auf den ersten Blick von allen
ändern rattenartigen Nagern unterscheidet. Zudem besitzt sie
inwendige Backentaschen. Die Hamsterratte findet sich häufig
in verlassenen Termitenbauten und wird von den Eingebornen
nicht selten ausgegraben. Wir haben wiederholt zahlreiche Exemplare
lebend gehabt. Sie erreichen sehr bald einen gewissen
Grad von Zahmheit, werden aber, wenn einmal ausgewachsen,
leicht bissig. In Schieffelinsville besassen wir oft zahlreiche
Exemplare zugleich und liessen dieselben frei im Hause herumlaufen.
In ihren Bewegungen haben sie mich stets an das Känguru
erinnert, da sie gerne auf ihren langen Hinterbeinen sitzen und
den starken Schwanz als Stütze gebrauchen. Beim Gehen berühren
sie mit den Yorderfüssen kaum den Boden und werfen sich oft
nach' Art der Känguru’s mit den Hinterfüssen vorwärts.
Ein äusserst eigenthümlicher Nager ist das Bo r s t e n f e r k e l
(Aulacodus swinderianus), bei den Liberianern unter dem Namen
ground-hog (Erdschwein) bekannt. Dieses Thier hält sich in Buschwald
und niedrigem Strauchwerk auf, woselbst es, ähnlich unserm
Hasen, zwischen Grasbüschen sein Lager hat. Von dort aus besucht
es die angrenzenden Kassavepflanzungen, in welchen es bedeutenden
Schaden anrichtet. Das Erdschweinchen erreicht die Grösse eines
Kaninchens. Es hat borstiges, gelb und schwarz gegrisseltes
Haar, einen dicken Kopf mit ausserordentlich starken, gelben
Schneidezähnen, welche an diejenigen des Bibers erinnern, und
einen mässig langen, schwach behaarten Schwanz. Obwohl es
keine eigentlichen Stacheln, sondern nur grannenartiges, hartes
Haar trägt, erinnert sowohl sein ganzer Habitus als namentlich
auch die zarte, beim Abziehen sehr leicht zerreissende Haut
an die Stachelschweine, von welchen Letzteren Liberia zwei verschiedene
Arten beherbergt.
Das erste derselben ist das gewöhnliche S t a c h e l s c hwe i n
(Hystrix cristata), in Liberia porcupine genannt, welches, obwohl
nirgends gerade häufig, überall in der Nähe von Pflanzungen
angetroffen wird. Eine kleinere Art ist der Qu a s t e n s t a c h l e r
(Atherura africana), viel kleiner und schmächtiger als das Erstgenannte,
mit platten und sägerandigem statt • spindelrunden
Stacheln und ziemlich langem, mit einer Quaste von blasenartig
verdickten Borsten versehenem Schwänze. Diese Art bewohnt
nicht selten alte Termitenbauten; doch habe ich in den waldbedeckten
Abhängen des Cape Mount-Gebirges einen Bau gefunden,
der unter den Wurzeln eines grossen Baumes angelegt war und