sind die H o r n v i p e r n, namentlich Bitis rhinoceros (Taf. XXXII) *),
von welcher Art wir über 6 Fuss lange und armdicke Exemplare
mit zollangen Giftzähnen gesammelt haben. Man findet
diese Schlange häufig im Strauchwerk, welches die Felder begrenzt,
sowie in diesen Feldern selbst, weshalb sie von den
Liberianern den Namen Gassada-snake erhalten hat. Sie ist sehr
träge und lässt sich berühren, ohne zu beissen. Dagegen scheint
alle Empfindlichkeit in dem kurzen, dünnen Schwanz concen-
trirt zu sein, eine Eigenthümlichkeit, welche den Liberianern
zu folgender Fabel Veranlassung gegeben hat:
„Während'Gott unter die' Schlangen, welche er geschaffen
hatte, zum Schlüsse die Schwänze vertheilte, war die träge
Eassaveschlange auf einem stillen Plätzchen in der Sonne eingeschlafen.
Als sie, von den heimkehrenden übrigen Schlangen
endlich geweckt, auch änkam, war- nur noch ein ganz kleines
Schwänzchen übrig, weil die Ändern die längsten und grössten
für sich ausgesucht hatten. Dieses Schwänzchen gab ihr Gott
mit der Bemerkung: „ „Es ist deine eigene Schuld,. dass du nicht
deinem Rang und deiner Grösse entsprechend bedacht werden
kannst. Nimm dich nun in Acht, dass du diesen Schwanz nicht
verlierst, denn ich hätte dir keinen ändern mehr zu geben.” ” Die
Eassaveschlange aber hat sich diese Worte gemerkt und hütet
seither ihr Schwänzchen mit der äussersten Sorge. Du kannst
ihr auf den Eopf oder auf den,Leib treten, sie wird es ruhig
geschehen lassen; wenn du ihr aber auf den Schwanz tritts t,
dann beisst sie um sich, und du bist verloren.”
Eine andere, der Eassaveschlange sehr nahe verwandte Art, die
eine ähnliche Lebensweise führt, ungefähr dieselbe Grösse erreicht
und von den Liberianern gewöhnlich mit ihr verwechselt wird,
ist Bitis nasicornis. Diese unterscheidet sich, von der erstgenannten
durch viel stärker gekielte Schuppen, sowie auch in ■
der Färbung und Vertheilung des Musters, indem die stabartige,
>) Im ersten Bande, p. 382, unter dem früher gebräuchlichen Namen
Vipern rhinoceros erwähnt. Diese sowohl wie auch die folgende Art gebären
lebendige Junge. Eine von Stampfli in Gefangenschaft gehaltene Cassada
snake hat am 15. April 1888 28 solche Junge zur Welt gebracht.
XXXII.
R. Raar ad viv. pinx. et lith.