del auszurotten. Wie in England, so wurde später R oberts
mit seiner Familie auch an den Höfen von Preussen, Frankreich,
Belgien und Holland aufs Freundlichste empfangen. Bald war
seine Republik durch beinahe alle Regierungen Europa’s als
selbständiger, unabhängiger Staat anerkannt, und mit verschiedenen
derselben wurden Handelsverträge abgeschlossen.
Im Februar 1849 erschien die französische Fregatte „Pénélope”
vor Monrovia, um die liberianische Flagge zu begrüssen. Sie
fand dort die amerikanische Corvette „Yorktown” und die englische
Brigg „Kingfisher”. Da nun in den schon unter A shmun
(12. April 1826) durch Liberia erworbenen Gebieten am New Cess
River, und besonders in dem nahen Tr a de Town, spanische
Sklavenhändler sich aufs Neue festgesetzt hatten und ihren
Handel schwunghafter betreiben denn je zuvor, so wurde eine
gemeinschaftliche Expedition dorthin unternommen, zu welcher
R oberts die nöthigen Landungstruppen lieferte. Diesen vereinten
Kräften gelang es, die dortigen Sklavenfaktoreien zu zerstören
und 3500 Sklaven die Freiheit zu geben.
Einen Monat später starb der gefeierte Held E l i ja h J ohnson
in einem Alter von 60 Jahren. Die dankbare Republik ehrte
sein Andenken, indem sie mitten auf dem Governments Square,
im Schatten riesiger Mangobäume, eine Marmorsäule (siehe p. 1)
errichtete, welche die folgende Inschrift trägt: „Dem Andenken
von Rev. E l i ja h J o h n so n , geboren 11. Juni 1789, gestorben
23. März 1849, gebürtig aus New Jersey, Vereinigte Staaten
von Amerika. Er verliess Amerika mit dem Schiff Elisabeth in
1820, war Einer der Dulder von Sherbro, Einer der heroischen
Truppe, die unter dem nobeln A shmun am il. December 1822
Monrovia vertheidigte. Gläubig, weise, patriotisch, tapfer, bekleidete
er wichtige Aemter bis zu seinem Tode.”
In 1850, also 26 Jahre nach seinem ersten Besuche, erschien
Rev. R. G u r l ev abermals in Liberia, um sich in seiner Qualität
als Agent der Colonisationsgesellschaft von dem geordneten Zustande
Liberia’s zu überzeugen. In den verschiedenen Provinzen wurden
Comités angewiesen, um ihm auf seine Fragen genaue und gewissenhafte
Auskunft zu geben. Das Resultat dieser Informationen
in loco war ein ausführlicher, äusserst günstiger Bericht mit
Karte, die im Literaturverzeichniss (siehe I. Band) vermeldet ist.
Schon 1849 hatte R o b e r t s , getreu seinem an Lord A sh l ey
gegebenen Versprechen, mit der Erwerbung der sogenannten
Gallinasländer, zwischen Grand Cape Mount und Manna Point
hinter der Insel Sherbro, einen Anfang gemacht und setzte diese
auch in den zwei folgenden Jahren ungehindert fort. So erwarb
er durch acht spezielle Contrakte mit den betreffenden Negerfürsten
der Reihe nach die folgenden Territorien1):
1. Das T e r r i t o r i um von Mann a , zwischen Manna- und
Sulymah River, 23. Mai 1849.
2. D a s T e r r i t o r i u m v o n M a n n a Ro c k , zwischen
Sugary- und Manna River, 27. Mai 1850.
3. Das T e r r i t o r i um von Su l yma h , zwischen Sulymah-
und Gallinas River, 24. December 1850.
4. Das T e r r i t o r i um der G a l l i n a s , vom Gallinas- bis zum
Palma River, 19. Februar 1851.
5. Das Cassa Te r r i t o r i um, von letzterm Flusse bis zum
Wanga River, 4. Mai 1850.
6. Das Gumbo T e r r i t o r i um, von letzterm Flusse bis zum
Sawa (Sewe) River, 6. April 1850.
7. D a s Mu t t r u T e r r i t o r i um, vom Sawa- bis zum Mongray
River, 9. April 1850.
Leider fehlten der Republik die Mittel und namentlich auch
die nöthigen Colonisten, um diese neu erworbenen Gebiete,
welche fortan unter dem Namen der nordwestlichen Grenzgebiete
(North West Boundary Settlements), figurirten, faktisch zu besetzen
und dadurch das Eigenthumsrecht unanfechtbar zu machen. So
wurden dieselben denn vorläufig sich selbst überlassen und sind
sie gerade aus diesem Grunde, wie wir später sehen werden, zu
einem Zankapfel zwischen Liberia und England geworden, wobei
Liberia als die schwächere Partei zusehen musste, wie England,
*) Colonel W a uw e rm a n s , der in seinem Buche die Grenzstreitigkeiten
zwischen Liberia und England mit besonderer Ausführlichkeit und Genauigkeit
bespricht, hat diese 8 Contrakte wortgetreu und in extenso in Annex ü .
seines Buches wiedergegeben. Einige dieser Gebiete sind in den Contrakten
aber nicht genau umschrieben.