Palmkohl, Stengeln und Blättern verschiedener Kräuter, Palmnüssen
und Palmkernen greifen muss, um in Zeiten der Noth
sich den Magen zu fällen.
Was speziell die Fleischkost betrifft, so ist der Eingelborne in
der Regel durchaus nicht wählerisch. Da über den Nutzen der
verschiedensten Produkte der Thierwelt später das Nöthige gesagt
werden wird, so beschränke ich mich an dieser Stelle allein auf
Dasjenige, was die Hausthiere ihm zu liefern im Stande sind.
Die Rinder,-welche stellenweise, besonders bei den Bassa- und
Krunegern, gehalten werden, sowie die weit zahlreichem Ziegen und
glatthaarigen Mähnenschafe (Ovis tragelaphus) werden fast ausschliesslich
zum Verspeisen bei grossen Festen aufbewahrt
ebenso die zahlreichen Hühner, welche überdies als gewöhnliche,
alltägliche Fleischkost auf dem Tische des Weissen Vorkommen.
Die Hühner lässt man sich ungestört fortpflanzen, da sie
mehr des Fleisches als der Eier wegen gehalten werden, und nur
dem Weissen zu liebe werden ihnen die Eier weggenommen,
wobei es nicht selten vorkommt, dass man ein ganzes Gelege
von faulen Eiern, deren Bruthenne zufällig weggefangen.wurde,
oder halb ausgebrütete Eier in die Hände bekommt. Man findet
in allen Negerdörfern zahlreiche Hühner. Um sie die Nacht über
vor Raubthieren zu schützen, baut man ihnen Ställe auf hohen
Pfählen, wo dies aber nicht der Fall ist, übernachten sie auf
den Dächern der Häuser. Ihr Flugvermögen ist viel bedeutender
als dajenige der unsrigen. Gelegentlich, besonders in den Küstengegenden,
findet man auch zahme Truthühner und Moschusenten.
Bei den Vey sind zahme Katzen und Hunde die Lieblingsgerichte
der Grossen des Landes. Bevor man dieselben abhäutet,
wenn dies überhaupt geschieht, werden diese Thiere so lange
mit Knüppeln geschlagen, bis das Fleisch mürbe wird. Katzen
werden lebend in einen Sack von Palmblättern gesteckt und
buchstäblich zu Tode geprügelt.
In der Regel überhebt man sich der Mühe, die Thiere abzuhäuten.
Grosses Wild, wie Büffel, Antilopen, Wildschweine und
Flusspferde werden ohne Weiteres in Stücke zerlegt und vor dem
Kochen nur das Haar von denselben abgebrannt. Affen und kleinere
Thiere werden schon vor dem Zerlegen abgesengt, und ganz
kleine, wie Eichhörnchen, Ratten u. s. w. werden oft mit Haut und
Haaren ins Feuer gelegt und gebraten, wobei sich nicht läugnen
lässt, dass auf diese Weise das Fleisch zart und saftig wird und
schmeckt, als ob es am Spiess gebraten wäre. Dabei lässt man
Nichts verloren gehen ; denn selbst die Gedärme werden, nachdem
man deren Inhalt zwischen Daumen und Zeigefinger herausgestreift
h a t, zu Dombaisuppe verwendet und sind sie ausserordentlich
hoch angeschrieben. Auch stört ein etwas weitgehender
haut-goût die Leute keineswegs, denn ich sah sie mit
dem grössten Wohlbehagen halbverfaulte, gestrandete Fische und
angeschwemmte Krokodile verspeisen, als ob es die grössten
Leckerbissen der Welt wären.
; Ebenso einfach wie die Zubereitung der Speisen sind auch
die Mahlzeiten, gewöhnlich zwei am Tage. Die ganze Gesellschaft
setzt sich ohne Weiteres um den grossen hölzernen Napf herum
auf die Erde und greift der Reihe nach mit den Händen zu. Ein
Löffel wird nur für dombai gebraucht, und grössere, ebenfalls
hölzerne, oft sehr schön geschnitzte Löffel dienen mehr zum
Umiühren und Ausschöpfen der Speisen, als um dieselben zum
Munde zu führen. Frauen bedienen sich überhaupt nie eines
Esslöffels, sondern führen selbst dombai und Suppe mit der hohlen
Hand zum Munde. -Aus jeder Handvoll Reis macht der Neger
durch Zusammenpressen zwischen den Händen einen Klumpen,
der in den weit geöffneten Mund geschoben oder geworfen wird.
Als Getränk dient kaltes Wasser, welches in einem eisernen Topf
oder einem Messingkessel bereit steht, und das man aus einem
halbkugeligen, aus der Fruchtschale eines Baumes verfertigten
Gefässe trinkt, welches während des Essens die Runde macht.
Gekocht wird in eisernen Töpfen und den sehr beliebten und
allgemein verbreiteten, importirten Messingpfannen.
Die stark ausgesprochene Vorliebe für animalische Kost wird
auf die verschiedenartigste Weise zu befriedigen gesucht, weshalb
denn auch Jagd und Fischfang eine bedeutende Entwicklung
erreicht haben. Indessen liefert die Jagd viel weniger als man
erwarten sollte. Seit der Einführung des Schiessgewehres hat sich
in der Ausübung derselben auch in Liberia ein bedeutender Um