und Bettag, der sogenannte thanksgiving-dayl), gefeiert, welcher
sich ebenfalls zu einem würdigen Festtag gestaltet. Ein anderes
Fest ist der YJeihnachtstag, an welchem man sich gegenseitig
beglückwünscht und an welchem schon morgens früh
kleine Kinder singend vor die Thür kommen, um ihre Christgabe
(christmas-gift) zu empfangen. Yom Keujahrstag hingegen
wird keine besondere Notiz genommen, und wenn derselbe auf
einen Wochentag M it, so wird wie an einem gewöhnlichen Tage
gearbeitet. Unter den wohlhabendem Klassen werden gelegentlich
kleine picknicks veranstaltet, bei denen ein Uttle dance nicht fehlen
darf, und in grössern Plätzen werden gelegentlich durch die
Schuljugend oder auch durch erwachsene junge Leute sogenannte
exhibitions abgehalten, eine Art Concert von Chor-, Quartett- und
Sologesang, abgewechselt mit kleinen Theaterstücken und deklamatorischen
Yorträgen, wobei, selbst bei kleinen Kindern, das
freie, zwanglose Auftreten, das diesen Leuten in hohem Maasse
angeboren zu sein scheint, den weissen Zuschauer in Erstaunen
setzt. Ueber kirchliche Feste werde ich später Gelegenheit
haben, Näheres mitzutheilen.
Einefi wohlthuenden Eindruck macht auf den Neuling die
überall streng befolgte Sonntagsheiligung, besonders wenn er von
einem europäischen Hafenplatze kommt, wo er Gelegenheit hatte
zu beobachten, wie der rege Welthandel auch an Sonntagen
hunderte von Menschen an die anstrengende Arbeit des Löschens
und Ladens bindet, und er durch eine längere Seereise daran
gewöhnt ist, den Sonntag als gewöhnlichen Wochentag zu betrachten.
Unaufhaltsam doch arbeitet die Maschinp auch an diesem Tage
fo rt; rastlos treibt die emsige Schraube das Fahrzeug seinem
fernen Ziele zu; ohne Unterlass will das gefrässige Ungethüm
unten im Raume gespeist und bedient sein, und wenn auch
der gewöhnliche Matrose wenigstens durch das Anziehen sauberer
Wäsche zeigen kann, dass Sonntag ist, die russgeschwärzten
Maschinisten, Heizer und Kohlentrimmer kennen keinen Feiertag,
es sei denn, dass das Boot zufällig während eines Sonntags in
einem liberianischen Hafen vor Anker liegt. Liberia hat nämlich,
') Siehe vorn, p. 12.
einige wenige Ausnahmen abgerechnet, die Sonntagsheiligung
auch auf seine Seehäfen ausgedehnt, zum grossen Aerger freilich
von vielen Kaufleuten, die durch die liberianischen Gesetze an
diesem Tage zu gänzlichem Nichtsthun gezwungen werdenx).
Am Sonntag sind in Liberia sämmtliche Werkstätten, Magazine
und Kaufläden geschlossen, und im besten Sonntagsstaate, das
Gesangbuch oder Testament in der Hand, sieht man die Liberianer
schaarenweise zur Kirche pilgern. Der Rest des Tages
wird der Beschaulichkeit gewidmet, und auf Schritt und Tritt
hört man bei einem Gang durch die stillen Strassen die Töne
eines Harmoniums oder sogar einer Hausorgel aus den offenen
Fenstern von Privatwohnungen erklingen. Das Harmonium ist
das beliebteste Musikinstrument in Liberia und wird in den
meisten Häusern von Begüterten gefunden, während Pianos
kaum anzutreffen sind. Das gewöhnliche Repertorium bilden
geistliche Lieder, - besonders Psalmen, und mitunter wird das
Instrument, das Yiele meisterhaft zu spielen verstehen, von
Choralgesang begleitet. Die Liberianei sind, wie alle Schwarzen,
grosse Liebhaber von Musik und bringen es auf irgend einem
beliebigen Instrumente sehr leicht zu grösser Fertigkeit.
Was die kirchlichen Yerhältnisse betrifft, so ist es zum grossen
Theil die amerikanische Mission — ich meine hier nicht die Heidenmission
't-i*die ihre Thätigkeit der Gründung und Aufrechterhaltung
geordneter kirchlicher Zustände zugewandt hat. Mit
Hülfe von amerikanischem Kapital wurden Schulen und ein
Priesterseminar gegründet, Kirchen gebaut und Geistliche besoldet.
Die amerikanische Initiative hatte zum Princip, die kirchlichen
Zustände so zu consolidiren, dass später die verschiedenen Congre-
gationen auf eigener Basis, ohne fremde Hülfe, sollten fortbe-
stehen können. Aber in dieser Hinsicht hat man allerlei traurige
Erfahrungen gemacht. Seitdem die Unterstützungen von
l Einen treffenden Beweis strenger Sonntagsheiligung erzählt Wauwer-
mans in seinem Buche, p. 213: „Im Jahre 1844,” sagt er, „als. der Prinz
von Joihvilee an Bord der „Belle Poule” Liberia besuchte, verweigerten
die Behörden in Monrovia die Beantwortung der Salutschüsse des französischen
Kriegsschiffes, weil es Sonntag sei, was aber nicht ausschloss, dass
der Prinz durch die Monrovianer mit grossem Enthusiasmus empfangen wurde.”