durch die Americo-Liberianer in Besitz genommen sind. Sie
zerfallen in zahlreiche grössere und kleinere Stämme, beinahe
jeder mit eigener Sprache, die in der Regel von den Angehörigen
der Nachbarstämme nicht verstanden wird.
Die bedeutendsten dieser Stämme sind: Die V ey im Gebiete
von Grand Cape Mount, zwischen dem Manna- und Little Cape
Mount River, die D e h zwischen dem Letztem und dem St. Paul’s
River, die Gol ah, ein mächtiger Stamm in den Urwaldgebieten
am Mittelläufe des St. Paul’s River, früher unter dem kriegerischen
Könige FäN Quehqueh; die Mamba hinter Monrovia, zwischen
Messurado- und Junk River; die Queah östlich davon am Du
Queah River; der mächtige Stamm der P e s s y , hinter dem Gebiete
der beiden Letztgenannten, und im Westen an das Gebiet der
Golah grenzend. Das Gebiet dieser genannten Stämme wird
seitens der Liberianer als zu der Provinz Messurado (Montserrado)
gehörig betrachtet. Ein sehr weites Areal besitzt der grosse
Stamm der Bassa. Dasselbe wird im Südwesten durch das Meer,
im Nordwesten durch den Farmington River, im Nordosten durch
den Sangwin River und im Innern durch das Gib i-V o l k
und einige andere Stämme begrenzt. Dieses Gebiet bildet die
liberianische Provinz Bassa. Südöstlich vom Sangwin River
beginnt das Gebiet des K r u - S t a m m e s , die Heimat der
allbekannten und als Seeleute so hochgeschätzten Krooboys, die
sich südöstlich bis zum Grand Sesters River erstreckt. Dieses
ganze Areal gehört unter die Jurisdiction der Provinz Sinoe.
Um das Cap Palmas herum, im Westen an das Gebiet der
Kru grenzend, wohnen die G r e b o oder G e d e b o , wie die
Kru in zahlreiche kleinere Stämme vertheilt, die das ganze
Gebiet bis zum San Pedro River inne haben und sowohl in Sitte
als Sprache den Kru sehr nahe stehen. Dieser Landstrich bildet
die Provinz Maryland.
Das Gebiet der Y e y zerfällt in zwei grosse Abtheilungen,
nämlich die Te hwa h Co u n t r y , welcher das Flussgebiet des
Mahfa River oder besser gesagt das Land zwischen Manna- und
Morfl River umfasst, und die Pi s s u C o u n t r y oder das Flussgebiet
des Fisherman Lake, resp. des Grand Cape Mount River,
zwischen dem Morfl- und Little Cape Mount River. Obschon die
Bewohner beider Gebiete die Yeysprache sprechen und sich als
Angehörige e i n e s Stammes betrachten, sind doch beide Gebiete
durchaus selbständig, und deren Könige sind von einander unabhängig.
In Kriegszeiten aber halten sie stets treu zusammen.
Während meines ersten Aufenthalts unter den Yey war Ba e la h
Pissu Mandscha, zu Englisch the King of the Lahe (der König vom
See), Mobana Sando aber König von Tehwah. Nach seinem Tode
kam das Tehwah-Gebiet unter den ränkesüchtigen König F eeeman—
Yeyname Duamba Cumbo1) — den frühem Häuptling von Besseh
am Glimah Creek. Dieser Fürst war ein grösser Intriguant. Schon
zu Lebzeiten Mobana Sando’s war er bestrebt, dessen Macht im
Stillen zu untergraben, um sich selbst die Oberherrschaft über
die Tehwah anzueignen. Man sagte sogar, dass er zu diesem
Zwecke mit den Gallinasfürsten fraternisirt und bei den Einfällen
der Kosso die Hand mit im Spiele gehabt habe. Er sprach ausgezeichnet
Englisch, wusste sich sehr gut zu benehmen und h a tte ,
wenn er in schwarzer Tuchkleidung und hohem Cylinder in
Robertsport erschien 4-. zu Hause trug er inländische Kleidung %
ein ganz gentlemännisches Aussehen. Unter ihm standen zahlreiche
nicht sehr einflussreiche Häuptlinge, wie der in Robertsport
wohnende alte Chables Cu b t is. Der in der Yeytown gegenüber
Monrovia wohnende Y ey J ohn oder J ohn Gbay hingegen
erkennt die Oberhoheit von König B a e l a h 8) an.
Die Yey sind wohlgeformte, freundliche und gutmüthigeLeute,
unter denen der Weisse ganz ruhig leben kann. Sie sind sehr
friedliebend und im Kriege feige, weshalb sie vorkommenden
Falls fast regelmässig unterliegen und häufig^ von aus Norden
und Westen her einbrechenden Räuberhorden angefallen und
geplündert werden. Dieses Gefühl eigener Ohnmacht ist wohl
die Ursache, dass sie sich enger an Liberia angeschlossen haben,
als irgend ein anderer Stamm von Eingebornen. Man findet unter
ihnen eine Menge geschickter Handarbeiter, und fast ohne Aus‘)
Im Winter 1886—87 gestorben, und durch Mobana’s jungem Bruder
Sandy ersetzt.
2) Auch dieser ist vor Kurzem gestorben. Sein Nachfolger ist der Häuptling
Gbay (inl. Name Soh ¿Kai) von Buluma.