Holzstäben construirte Stühle (Taf. XXV, Fig. 3), die jedoch selten
die Höhe unserer Fusschemel übersteigen, müssen als Luxusgegenstände
betrachtet werden, ebenso der oft zierlich geschnitzte
Nackenschemel von Bombaxholz, der dem Dorfschulzen bei seinem
Mit'tagschläfchen als Kopfkissen dient. Gelegentlich findet man
in diesem Raume auch eine selbstverfertigte Hängematte, welche
ebenfalls mehr für die Siesta, als für die eigentliche Nachtruhe
berechnet ist. In einer Ecke steht ein messingener Wasserkessel,
ein gusseiserner Kochtopf, beide europäischen Ursprungs, sowie
selbstverfertigte, hölzerne Näpfe, worin die Speisen aufgetragen
Inländische Löffel. Queah-Stamm (]/5 nat. G-r.).
oder vielmehr auf die Erde hingesetzt werden. Selbstgebrannte,
irdene Kochtöpfe und Wasserbehälter findet man in den Küstengebieten
nur noch einzeln und selbst bis weit ins Innere hinein
sind sie stellenweise durch eiserne und kupferne Importwaare
verdrängt. Ebenso sind europäische Töpferwaaren in gewissen
Gegenden weit vorgedrungen, und bei den Queah und Bassa sind
importirte irdene Tassen, Kannen und ganz besonders Waschschüsseln
(bowls) sehr gesuchte Artikel. Sie werden, ebenso wie die
erwähnten Messingkessel, als Schätze aufgespeichert und spielen
unter der Kaufsumme, welche führ eine Frau bezahlt wird, eine
wichtige Rolle. Die Speisen werden meist mit der Hand zum Munde
geführt, und trifft man gelegentlich einmal einen schön geschnitzten,
hölzernen Löffel an, so darf man mit ziemlicher Sicherheit
annehmen, dass derselbe allein zum Gebrauche für etwaige Gäste
bestimmt ist. Freilich giebt es auch hin und wieder Ausnahmen,
besonders bei Häuptlingen, welche, mit den Faktoreien an der
Küste in direkter Verbindung stehen, und bei denen man wohl
einmal sogar Tische, importirte Rohrstühle und ein bescheidenes
Tafelbesteck finden kann.
In den Schlafräumen sieht es ebenfalls sehr einfach aus. Da
findet man eine breite Schlafstelle, entweder ein Gestell von
Holz, wobei dicht aneinander gereihte und mit einer Matte bedeckte
Holzknüppel die Unterlage bilden, oder, besonders weiter
im Innern, ein aus zusammengeschlagenem Thon gefertigter,
erhabener Platz, der ebenfalls mit einer Matte bedeckt wird. Als
Kopfkissen dient in beiden Fällen die eine Hälfte eines der Länge
nach mitten durchgespaltenen Holzklotzes, und ein grosses country
cloth (inländisches Tuch) wird als Decke gebraucht. Auch in
diesem Schlafraum wird .des Nachts ein Feuer unterhalten,
obschon die Temperatur kaum je unter 24° C. sinkt. Hier werden
auch, sofern nicht ein besonderer Raum dazu vorhanden
ist , die Schätze des Hausherrn, Kleiderstoffe, Schmuckgegenstände
u. s. w. in ein paar alten Branntweinkisten verpackt, aufbewährt.
Das Wohnhaus des Häuptlings ist gewöhnlich nach demselben
Plane eingerichtet, nur ist es meist etwas geräumiger und
comfortabler. Nie aber enthält es besondere Fremdenzimmer,
sondern den Fremden, auch den schwarzen, wird stets ein besonderes
Haus angewiesen. Hat der Häuptling zufällig kein solches
zur Verfügung, so wird einfach die Familie eines seiner Untergebenen
auf die Gasse gesetzt und dessen Haus für den Gast
bereit gemacht.
Ausser den gewöhnlichen Wohnhäusern findet sich in jeder grös-
sern Ortschaft ein sogenanntes Palaverhaus, in welchem der
Häuptling seine öffentlichen Gerichtssitzungen hält oder mit den
Stadtältesten zusammenkommt. Dieses Palaverhaus, bei den Liberianern
kitchen (Küche) genannt, ist in der Regel ein langes,
rechteckiges Gebäude mit nur drei Wänden, während die dem