bereits bei früheren Gelegenheiten hervorgehoben. In mondhellen
Nächten wird denn auch fast überall nach dem Takte
von Trommel und Castagnette getanzt, oft bis lange
nach Mitternacht, ebenso über Tag bei festlichen
Anlässen, besonders bei den grossen, den Verstor-'
benen gewidmeten Gedenktagen, ferner bei Heirathen
und den Festen bei Gelegenheit der Mannbarkeitserklärung
der Kinder, welche Feste gewöhnlich 8—14
Tage dauern. Diese Tänze, begleitet von den Klängen
der Trommeln und anderer Instrumente, haben etwas
hinreissend Wildes, oft an Wahnsinn Grenzendes,
besonders bei finsterer Nacht, wenn die Gruppen
der bald in gemessenem Rhytmus wie herausfordernd
auf einander zutretenden und sich wieder
znrückziehenden, bald aber wieder durch einander
springenden Tänzer und Tänzerinnen vom rothen
Scheine des aufflackernden Feuers phantastisch beleuchtet
werden.
Beinahe ebenso leidenschaftlich wie Musik und
Tanz lieht der Eingehorne das Spiel. Unter den zahlreichen,
verschiedenen Spielen ist das sogenannte
Poh-Spiel ganz besonders geschätzt. Das dazu dienende
Geräth hat die äussere Form eines Canoes (Taf.
XXVHI, Fig. 5) und enthält zwei Reihen von je
sechs näpfchenartigen Vertiefungen, in welche durch
die beiden ansitzenden Spieler nach gewissen Regeln
Bohnen oder andere Gegenstände gelegt werden.
Jeder der beiden einander gegenüber sitzenden Spieler
legt die durch wohlberechnete Züge gewonnenen
Bohnen in das zu seiner Rechten befindliche Fach
am Ende des „Poh” , und wer seine Gegenpartei
derart in die Enge .treibt, dass sie nicht mehr
ziehen kann, ist Gewinner. Es wird stets mit
zusammen 48 Bohnen, also vier für jedes der 12
Fächer, gespielt. Die Poh sind oft mit. ’ reichem.
Kriegshom
von Holz,
River Cess
(Vs nat. Gr.).
Schnitzwerk bedeckt und zeigen ausnahmslos einige Verzierungen.
Das Poh-Spiel ist ganz besonders hei den Gallinas, den Kosso
und den Vey beliebt und wird in jedem Dorfe angetroffen. Eigen-
thümlich ist die weite geographische Verbreitung dieses Spieles;
denn dasselbe wird in ganz gleicher Form auch im malayischen
Archipel angetroffen.
Ein anderes Spiel, das ich hei den Mamba, den Queah und den
Bassa häufig gefunden und das ebenfalls für zwei Spieler berechnet
ist, wird durch untenstehende Textfigur veranschaulicht.
' Dasselbe kann einigermaassen mit unserem Damspiel verglichen
werden. Es ist aus zusammengefügten Holzstäbchen hergestellt ,
die 14 Fächer bilden. Die Spieler setzen sich, wie beim Poh-Spiel,
einander gegenüber, mit dem Spiel in der Mitte. Jeder Theilnehmer
hat 10 flache, lange Holzstäbchen,
die unten zugespitzt sind.
Die Stäbchen der einen Partei
sind am obern Ende, um sie
kenntlich zu machen, schief abgeschnitten
(sogenannte Männchen),
die anderen zehn aber gerade
(Weibchen). Jeder Spieler setzt
vier Stäbchen, und in abwechselnden
Zügen trachtet Einer dem
Ändern durch Ueberspringen die
seinigen wegzunehmen. Derjenige,
Inländisches Damspiel, Hill Town welcher ein Stäbchen verliert,
(/, na . r.). ersetzt dasselbe durch ein anderes,
bis sein Vorrath erschöpft ist. Es sind also nie mehr als'acht
Stäbchen zugleich'im Spiel. Wer sie Alle verliert oder durch die
Gegenpartei matt gesetzt wird, ist geschlagen. So sehr dieses
Spiel auch an manche bei uns gebräuchliche erinnern mag, so
glaube ich doch nicht, dass es-europäischen Ursprungs sei.
Diese und zahlreiche andere Spiele werden durch Manche mit
solcher Leidenschaftlichkeit gespielt, dass der Verlierende, nachdem
er Alles, was er besass, der Spielwuth geopfert, selbst seine
eigene Freiheit einsetzt und im ungünstigen Falle mit stoischem
Gleichmuth der Sklave seines Mitspielers wird.
Unter den Männern verschiedener Stämme, wie der Gallinas,
der Vey, der Golah, Queah, Bassa und Anderer, besteht eine