aber werden gelegentlich junge Exemplare eingefangen und von
Eingebornen zum Verkaufe an die Küste gebracht. Sie werden
bei freundlicher Behandlung sehr zahm und zeigen eine wahrhaft
rührende Anhänglichkeit an ihren Verpflegen Grösser geworden
sollen sie sogar zu allerlei kleinen Dienstleistungen, wie zum
Herbeitragen von Brennholz, zum Hüten von kleinen Kindern
und zum Verscheuchen der Vögel von den Reisfeldern (?) verwendet
werden können. Nach den Aussagen der Eingebornen zu
urtheilen, würde ein ausgewachsener Chimpanse dem Gorilla
sowohl an Grösse als auch an Körperkraft gleichkommen, und
spielt derselbe überhaupt in ihren Sagen als Sinnbild von Kraft
und Klugheit eine bedeutende Rolle1). Einige ganz alte Exemplare
beiderlei Geschlechts, die in nnsern Besitz gelangten, haben
jedoch den unumstösslichen Beweis geliefert, dass die Erzählungen
der Eingebornen, wenigstens was die Grösse betrifft, in
hohem Maasse übertrieben sind. Das alte Männchen, welches ich
in Weflah erhalten, misst von Stirnrande bis zum untern Ende
des Rückens 95 Centimeter. Die vordem Extremitäten sind sehr
stark, die hintern dagegen nur schwach entwickelt und haben
eine so geringe Muskulatur, dass es einem Chimpansen unmöglich
ist, wie ein Mensch mit gestreckten Beinen aufrecht einherzuschreiten.
Die Höhe eines auf den Hinterbeinen gehenden
Chimpansen kann denn auch kaum mehr als einen Meter betragen.
Manche Autoren glauben verschiedene Arten von Chimpansen
unterscheiden zu müssen, während Andere nur eine Art
anerkennen; indessen sind die diesbezüglichen Untersuchungen
noch nicht so weit gefördert, dass diese Frage endgültig ent-'
schieden werden kann.
Während die Chimpansen sich meist am Boden auf halten und
nur in Bäume klettern, wenn auf der Erde nicht genügend
Früchte zu finden sind, leben die St umme l a f f e n und Meer k
a t z e n ausschliesslich in den Baumkronen und kommen nur
auf die Erde herunter, um Wasser zu trinken oder Lichtungen
zu passiren, die den Hochwald stellenweise unterbrechen. Gewöhn- -
lieh bilden diese Affen kleinere oder grössere Gesellschaften von
*) Siehe auch I. Band, pp. 229, 230.
vier oder fünf bis zu fünfzig und mehr Exemplaren und durchstreifen
zusammen die Wälder, um die Futterbäume abzusuchen
und gegen Abend nach ihren gemeinschaftlichen Schlafbäumen
zurückzukehren.
Die Affen sind ohne Ausnahme ausschliesslich Pflanzenfresser;
indessen nähren sich die beweglichen, unruhigen Meerkatzen
von Früchten, die etwas langsamem und bedächtigem Stummelaffen
grossentheils von Baumblättern, mit welchen wir manchmal
den Magen geschossener Exemplare vollgestopft fanden. Diese
Eigenthümlichkeit dürfte wohl in direktem Zusamenhange mit
dem Fehlen der Backentaschen und dem abweichenden Bau des
Magens stehen. Selbstverständlich brauchen diese Affen zur Beschaffung
des erforderlichen Futters nicht jene grossen Streifzüge
zu machen, wie die Meerkatzen, sondern sind sie auf viel kleinere
Reviere angewiesen. Als Zuspeise lieben alle Affen auch
animalische Nahrung wie Spinnen, Käfer und deren Larven u. s. w.,
die sie mit wahrer Leidenschaft unter alter Baumrinde hervorklauben
oder von dem Pelz ihrer Kameraden absuchen. Ausser-
dem sind die Meerkatzen als eifrige Plünderer von Vogelnestern
bekannt.
Alle eigentlichen Affen sind Tagthiere, und in derselben
Geselligkeit, in der sie den Tag über die Wälder durchstreifen,
beziehen sie auch am Abend ihre Schlaf bäume. Nachdem sie
dieselben mit Einbruch der Dunkelheit besetzt, sucht sich jedes
Glied der Gesellschaft einen geeigneten Platz zum Sitzen aus,
auf dem es möglichst gut vor unberufenen Blicken von unten
gesichert - ist. Da sieht man sie denn sich in allen erdenklichen
Stellungen zur Nachtruhe vorbereiten. Hier lehnt Einer, auf
einem Aste sitzend, den Kopf seitlich auf die Brust niedergebeugt,
an den Baumstamm; dort hat sich ein anderer auf
seinen schwieligen Podex hingesetzt, die Hinterbeine nach vorn
in die Höhe gezogen, gegen einen Stamm gestützt, und den Kopf
zwischen hinein gelegt, und einige andere haben sich ein paar
Laubäste zusammengezogen und eine Art Nest gemacht, auf dem
sie sich gegenseitig in zärtlicher Umarmung umschlungen halten.
Sobald hoch oben in den mächtigen Baumkronen der Morgen
graut, während unter den Bäumen noch Alles in Nacht gehüllt