
 
        
         
		-   92  - 
 schien  ein gesunderer Wind in den liberianischen Regierungskreisen  
 wehen  zu  wollen.  Zahlreiche,  energische  Maassregeln  wurden  
 genommen,  um  die Einkünfte  des  Staates zu erhöhen, das entwer-  
 thete Papiergeld  wieder  in Ansehen  zu  bringen, und  die Kaufleute  
 zu  verpflichten,  die Eingangszölle  für  gewisse  Importartikel theil-  
 weise  in  Gold  zu  bezahlen.  Ein  Th eil  der  auf  diese  Weise  
 erhobenen  Gelder  (10°/o)  sollte  zur  Abzahlung  der  Staatsschuld  
 verwendet  werden.  Yor  1884  war  der  wirkliche  Werth  des  
 Papiergeldes  (currency)  auf ungefähr die Hälfte des Nominalwerthes  
 herabgesunken,  ja  es  konnte  von  einem  wirklichen  Kurse  nicht  
 einmal  die  Rede  sein,  da  die  Faktoreien  nur  so  viel  currency  
 an  Zahlungsstatt  annahmen,  als  sie  brauchen  konnten,  um  Eingangszölle  
 und  andere  Abgaben  zu  bezahlen.  Auch  Gerichtskosten, 
   Bussen  u.  dgl.  konnten  mit  currency,  und  zwar  zu  
 vollem  Kurse,  bezahlt  werden.  Dies  hatte  zur  Folge,  dass  alles  
 gemünzte  Geld  der  Staatskasse  fern  blieb  und  diese  letztere  alle  
 Ausgaben  mit  Papier  bestreiten  musste,  was  besonders  durch  
 die  ohnehin  nicht  sehr  hoch  besoldeten  Staatsbeamten1)  schwer  
 empfunden  wurde,  da  dieselben  für  ihr  Geld  so  gut  wie  nichts  
 zu  kaufen  im  Stande  waren. 
 Um  diesem  Uebelstande  abzuhelfen,  nahm  Ende  1882  die  
 gesetzgebende  Yersammlung  nach  langen  Debatten  ein  Gesetz  
 an,  das  in  Liberia  unter  dem  Namen  Gold  Law  (Goldgesetz)  
 bekannt  ist,  und  nach welchem  die  Eingangszölle  für  Spirituosen,  
 Schiesspulver,  Gewehre  und  Messingwaaren  in  Gold  bezahlt  
 und  ein  Yiertel  von  allem  eingegangenen  Papiergeld  vernichtet  
 werden  sollte. 
 Dieses  Gesetz  fand  allseitig  eine  günstige Aufnahme und wurde,  
 was  leider  nicht  von  allen  Gesetzen  gesagt werden  kann,  conse-  
 quent  durchgeführt,  wodurch natürlich der Geldmarkt einen bedeu') 
  Die  Besoldungen  einiger  der höchsten  Staatsbeamten  sind:  
 Präsident $  2,500.-  nebst  $  1,000  Zulage  für  besondere  Ausgaben. 
 Staatsminister........................................$ 
 Finanz-, Marine- und Kriegsminister.  „  1000.- a g 
 Minister  des  Innern..................................    600.— 
 Generalpostmeister..................................    500.— 
 Staatsanwalt...........................................    700.— 
 tenden  Impuls  zum  Bessern  bekam.  Baares  Geld,  das  früher  im  
 Yerkehr  kaum,  und  in  der  Staatskasse  gar  nicht  angetroffen  
 wurde,  cirkulirte  bald  überall,  und  der Handel,  der  früher  unter  
 der  Entwerthung  des  Papiergeldes  litt,  lebte  sichtlich  auf. 
 Mit  diesen  Resultaten  noch  nicht  zufrieden,  erliess  die  Regierung, 
   beeinflusst  durch  die  in  Liberia  sich  rasch  ausbreitenden  
 Temperenzgesellschaften,-  schon  im  Januar  darauf  ein  Statut,  
 nach  welchem  nebst  den  gewöhnlichen  Einfuhrzöllen  in  jeder  
 Provinz  für  den  Import  von  Spirituosen  eine  jährliche  Abgabe  
 von  2000  Dollars,  ebenfalls  in  Gold,' entrichtet  werden  musste.  
 Dieses  Gesetz  tra t  im  October  des  nämlichen  Jahres  in  Kraft  
 und  verursachte  sowohl  der  holländischen  als  der  deutschen  
 Firma,  die  beide  in  allen  vier  Provinzen  Faktoreien  besitzen,  
 eine  Auslage  von  8000,  dem  Staat  aber  eine Mehreinnahme  in  
 Gold  von  16,000  Dollars. 
 Im  Januar  1884  erliess  die Legislative  ein  additioneiles  Gesetz,  
 nach  welchem  1)  die  Einfuhrzölle  für  alle  Kupfer-  und  Messingartikel  
 und  1js  der  Eingangszölle  für  alle  Artikel,  die  bis  dahin  
 noch  mit  currency  verzollt  werden  konnten,  in  Gold  entrichtet  
 werden  mussten,  und  2)  dass  nicht mehr wie  früher 4$,  sondern  
 %  des  als  Abgaben  eingehenden  Papiergeldes  vernichtet  werden  
 sollte. 
 Nun  hatte  aber  diese  Yernichtung  von  Papiergeld  in  solchem  
 Maasstabe  den  Nachtheil,  dass  die  Regierung  sich  selbst  der  
 Mittel  beraubte,  um  ihren  finanziellen  Verpflichtungen  nachzukommen, 
   und  so  musste  denn  die  fernere  Ausführung  dieser  
 Bestimmung  unterbleiben.  Auch  die  exorbitante  Steuer  von  2000  
 Dollars  auf  den  Verkauf  von  Spirituosen  musste  man  wieder  
 fallen  lassen,  da  die  Handelsfirmen  drohten,  keine  Spirituosen  
 mehr  importiren  zu  wollen,  und  das  Ausbleiben  aller  Eingangszölle  
 auf  Spirituosen  für  die  Staatskasse  ein  nicht zu  verschmerzender  
 Verlust  gewesen  wäre.  Die  letzten  fünf  Jahre  haben  
 sich  überhaupt  auf  finanziellem  Gebiete  durch  allerlei  Versuche  
 gekennzeichnet,  um  den  traurigen  Zustand  zu  verbessern,  doch  
 sprang  man  bei  allem  guten  Willen  von  einem  Extrem  ins  
 andere,  ohne  schliesslich  viel weiter  zu  kommen.  Diese  Versuche  
 können  denn  auch  unmöglich  ein  günstiges  Resultat  haben ,  so