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schien ein gesunderer Wind in den liberianischen Regierungskreisen
wehen zu wollen. Zahlreiche, energische Maassregeln wurden
genommen, um die Einkünfte des Staates zu erhöhen, das entwer-
thete Papiergeld wieder in Ansehen zu bringen, und die Kaufleute
zu verpflichten, die Eingangszölle für gewisse Importartikel theil-
weise in Gold zu bezahlen. Ein Th eil der auf diese Weise
erhobenen Gelder (10°/o) sollte zur Abzahlung der Staatsschuld
verwendet werden. Yor 1884 war der wirkliche Werth des
Papiergeldes (currency) auf ungefähr die Hälfte des Nominalwerthes
herabgesunken, ja es konnte von einem wirklichen Kurse nicht
einmal die Rede sein, da die Faktoreien nur so viel currency
an Zahlungsstatt annahmen, als sie brauchen konnten, um Eingangszölle
und andere Abgaben zu bezahlen. Auch Gerichtskosten,
Bussen u. dgl. konnten mit currency, und zwar zu
vollem Kurse, bezahlt werden. Dies hatte zur Folge, dass alles
gemünzte Geld der Staatskasse fern blieb und diese letztere alle
Ausgaben mit Papier bestreiten musste, was besonders durch
die ohnehin nicht sehr hoch besoldeten Staatsbeamten1) schwer
empfunden wurde, da dieselben für ihr Geld so gut wie nichts
zu kaufen im Stande waren.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen, nahm Ende 1882 die
gesetzgebende Yersammlung nach langen Debatten ein Gesetz
an, das in Liberia unter dem Namen Gold Law (Goldgesetz)
bekannt ist, und nach welchem die Eingangszölle für Spirituosen,
Schiesspulver, Gewehre und Messingwaaren in Gold bezahlt
und ein Yiertel von allem eingegangenen Papiergeld vernichtet
werden sollte.
Dieses Gesetz fand allseitig eine günstige Aufnahme und wurde,
was leider nicht von allen Gesetzen gesagt werden kann, conse-
quent durchgeführt, wodurch natürlich der Geldmarkt einen bedeu')
Die Besoldungen einiger der höchsten Staatsbeamten sind:
Präsident $ 2,500.- nebst $ 1,000 Zulage für besondere Ausgaben.
Staatsminister........................................$
Finanz-, Marine- und Kriegsminister. „ 1000.- a g
Minister des Innern.................................. 600.—
Generalpostmeister.................................. 500.—
Staatsanwalt........................................... 700.—
tenden Impuls zum Bessern bekam. Baares Geld, das früher im
Yerkehr kaum, und in der Staatskasse gar nicht angetroffen
wurde, cirkulirte bald überall, und der Handel, der früher unter
der Entwerthung des Papiergeldes litt, lebte sichtlich auf.
Mit diesen Resultaten noch nicht zufrieden, erliess die Regierung,
beeinflusst durch die in Liberia sich rasch ausbreitenden
Temperenzgesellschaften,- schon im Januar darauf ein Statut,
nach welchem nebst den gewöhnlichen Einfuhrzöllen in jeder
Provinz für den Import von Spirituosen eine jährliche Abgabe
von 2000 Dollars, ebenfalls in Gold,' entrichtet werden musste.
Dieses Gesetz tra t im October des nämlichen Jahres in Kraft
und verursachte sowohl der holländischen als der deutschen
Firma, die beide in allen vier Provinzen Faktoreien besitzen,
eine Auslage von 8000, dem Staat aber eine Mehreinnahme in
Gold von 16,000 Dollars.
Im Januar 1884 erliess die Legislative ein additioneiles Gesetz,
nach welchem 1) die Einfuhrzölle für alle Kupfer- und Messingartikel
und 1js der Eingangszölle für alle Artikel, die bis dahin
noch mit currency verzollt werden konnten, in Gold entrichtet
werden mussten, und 2) dass nicht mehr wie früher 4$, sondern
% des als Abgaben eingehenden Papiergeldes vernichtet werden
sollte.
Nun hatte aber diese Yernichtung von Papiergeld in solchem
Maasstabe den Nachtheil, dass die Regierung sich selbst der
Mittel beraubte, um ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen,
und so musste denn die fernere Ausführung dieser
Bestimmung unterbleiben. Auch die exorbitante Steuer von 2000
Dollars auf den Verkauf von Spirituosen musste man wieder
fallen lassen, da die Handelsfirmen drohten, keine Spirituosen
mehr importiren zu wollen, und das Ausbleiben aller Eingangszölle
auf Spirituosen für die Staatskasse ein nicht zu verschmerzender
Verlust gewesen wäre. Die letzten fünf Jahre haben
sich überhaupt auf finanziellem Gebiete durch allerlei Versuche
gekennzeichnet, um den traurigen Zustand zu verbessern, doch
sprang man bei allem guten Willen von einem Extrem ins
andere, ohne schliesslich viel weiter zu kommen. Diese Versuche
können denn auch unmöglich ein günstiges Resultat haben , so