schlossen hatten. Während 4 Compagnien regelmässige Truppen
die Ruhe der Colonie nach aussen handhabten, entwickelte sich
auch das innere, selbst das geistige Leben, sehr rasch. Schulen
wurden gegründet, Kirchen gebaut, die erste Druckerei eröffnet
und eine Zeitung, the Liberia Herald, , herausgegeben. Auch
besass Liberia seit 1824 sein eigenes Strafgesetzbuch.
Doch die Kräfte A shmun’s , des Nimmermüden, giengen zur
Neige, und er musste sich entschliessen, nach Amerika zurückzukehren.
Am 28. März 1828 nahm er Abschied von seiner
geliebten Colonie, die er, so wie er sie jetzt zurückliess, ruhig
als seine Schöpfung betrachten konnte. Begleitet von den Truppen
und sämmtlichen Bewohnern Monrovia’s, die ihm unter Thränen
die Hand zum Abschied reichten, gieng er an Bord des Schiffes
„Doris”, das ihn wohlbehalten nach Amerika brachte. Dort legte er
dem Comité Rechenschaft über seine Verwaltung ab und starb kurz
darauf, den 25. August 1828, in einem Alter von nur 35 Jahren.
Zu seiner Erinnerung wurde ihm durch die Colonisationsgesellschaft
in New York ein Monument errichtet, während in Liberia
nur eine der Hauptstrassen Monrovia’s, die As hmun Street , die
Erinnerung an den Namen dieses Vaters der Colonie wach erhält.
Bei seiner Rückkehr nach Amerika hatte A shm u n der Colonisationsgesellschaft
aufs Wärmste empfohlen, der kräftig aufblühenden
Colonie eine grössere Autonomie zu gewähren. Da die bis-
da.hin erzielten Fortschritte diesen Vorschlag rechtfertigten, so
wurde wirklich beschlossen, in diesem Sinne die nöthigen Schritte
zu thun und den jungen Staat allmälig auf seine einstmalige
Selbständigkeit vorzubereiten. Schon am 28. Oktober 1828 veränderte
das Comité der Gesellschaft die frühere. Regierungsform,
die ziemlich selbstherrlich gewesen war, dahin, dass die höchste
Leitung des Staates einem Agenten und Vice-Agenten anvertraut
wurde, deren Ernennung die Gesellschaft jedoch sich selbst vorbehielt.
Alle übrigen Beamten aber sollten fortan durch die
Colonisten selbst gewählt werden, unter Vorbehalt der Sanktion
des durch das amerikanische Comité gewählten Agenten oder
seines Stellvertreters.’ Stimmberechtigt sollte jeder. Schwarze oder
Farbige sein, der in Liberia Land besass und den Eid auf dip
Verfassung abgelegt hatte.
Der erste der zahlreichen, kurz aufeinander folgenden Agenten
während dieser neuen Epoche in der Geschichte der Colonie war
L ot Ca r e y , der durch A shmun selbst bei seinem Wegzuge zu
seinem provisorischen Stellvertreter ernannt worden war. Ca r ey
starb infolge eines Unfalls auf dem Feldzuge gegen den König
B r is t e r , im Deeember 1828.
Zu Ende des nämlichen Jahres erschien in Monrovia der erste
legitime Nachfolger A shmun’s , Dr. R ich a rd R a n d a l l , der in 1829
auf einige Stunden Entfernung östlich von Millsburg die Niederlassung
C a r e y s b u r g gründete, für die Aufnahme von
Negern, die einem gekaperten Sklavenschiffe abgenommen worden
waren. Leider erlag dieser rührige Leiter nach einer kurzen,
aber vielversprechenden Laufbahn am 19. April 1829 dem Fieber,
inmitten seiner Unterhandlungen mit dem mächtigen Condo-
könige B o a t sw a in in Boporo.
Auf ihn folgte ein junger Arzt, Dr. Me c h l in , der zugleich mit
ihm nach Liberia gekommen war. Sein erstes Streben war, durch
neue Verträge das liberianische Grundgebiet am St. Paul’s River auszubreiten.
In seinen Unterhandlungen mit den inländischen
Fürsten zeigte er so viel Takt und Geschick, dass sich bald
zwei derselben, L ong P e t e r von Cape Mount und B ob G r a y
von Grand Bassa, um seine Freundschaft bewarben und es als
eine Gunst betrachteten, sich mit ihren Stämmen der Colonie
anschliessen zu dürfen. An der Mündung des Junk River gründete
er die Ansiedlung Mar s hal l . Auch scheute er keine Mühe,
den noch immer in der Nähe wuchernden, Sklavenhandel zu unterdrücken.
Zu diesem Zwecke wurde besondere Sorgfalt auf die
schon durch A shmun gegründete und von einer Ringmauer umgebene
Faktorei von Cape Mount verwendet; denn dieser schöne Platz
musste auf alle Fälle für Liberia gesichert werden.
Ueberhaupt gab die Unterdrückung des Sklavenhandels den
Liberianern viel zu schaffen. So flüchtete im Jahre 1832 ein
Transport Sklaven, die der Sultan von Brumley an den berüchtigten
Sklavenhändler P edro B lanco $ am Gallinas River liefern
') Ich kann nicht unterlassen, hier einiges aus den Bemerkungen über
diesen mächtigsten aller Sklavenhändler der Westküste Afrika’s mitzutheilen,