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helle Zeichnung auf dem Rücken kein Parallelogram bildet, sondern
vorn und hinten wimpelartig ausgeschnitten ist. Eine andere,
sehr kleine, ebenfalls zu den Yipern gehörende Art ist Atheris
chloroechis, mit herzförmig verbreitertem Kopf. Diese hell grasgrüne,
mit einzelnen blauen Tupfen besäte Schlange ist dadurch
merkwürdig, dass sie einen Greifschwanz besitzt, welcher auch
in der Ruhe stets eine ausgesprochene Neigung zum Einrollen
zeigt. Ich habe diese Art mitten im Hochwalde unter todtem
Laube gefunden (siehe Vipern chloroechis, I. Band, p. 259).
Unter den verschiedenen übrigen Giftschlangen sei ihrer Grösse
und Gefährlichkeit wegen noch Naja nigricollis erwähnt, welche
zu den Brillenschlangen gehört. Sie ist oben einfarbig blauschwarz,
unten grünlich oder gelblich, erreicht eine Länge von 8 Fuss
und ist besonders dadurch gefährlich, dass sie sich gern in den
Dächern und Dachräumen der Negerhütten einnistet, Woselbst sie
eifrig Jagd auf Ratten und Mäuse macht, aber gerade dadurch auch
die Leute der Gefahr aussetzt,' auf sie zu treten und von ihr
gebissen zu werden. Diese Schlange geht auch ins Wasser und
schwimmt mit emporgehobenem Kopfe. Bei Canoefahrten sieht
man sie häufig auf über das Wasser hinaushängenden Aesten
liegen, und die schwarzen Ruderer sind sehr darauf erpicht,
dass dem Leben des gefährlichen Thieres ein rasches Ende
gemacht werde. Auch die sehr häufig auf Oelpalmen gefundene
Dendroaspis jamesoni verdient besondere Erwähnung, weil sie
die einzige Gifschlange ist, welche in Körperbau und Lebensweise
so sehr an die nichtgifbigen Baumschlangen erinnert,
dass sie von Nichtkennern leicht mit diesen verwechselt wird.
Unter den nichtgiftigen Schlangen steht die a f r i k a n i s c h e
Ri e s e n s c h l a n g e (Python sebae) wegen ihrer Grösse und Stärke
obenan. Wenn auch nirgends gerade häufig, ist sie doch über'
die ganze Gegend verbreitet und wird hie und da auch in
Gefangenschaft gehalten. Bei den Liberianern ist sie allgemein
unter dem Namen der Boa constrictor bekannt. Das bei Bavia gefangene,
im ersten Bande p. 121 u. ff. beschriebene Exemplar war
14 Fuss lang, doch sollen manche eine Länge von 20 Fuss erreichen.
Eine an die Boen sich anschliessende Schlangenart ist
Bryx reinhardtii. Diese wird wohl kaum über zwei Fuss lang