Da nun dieser Haarschmuck, der ungemein viel Arbeit kostet,
nicht jeden Tag neu gemacht werden kann, so entwickelt sich
bald in dem fett- oder ölgetränkten Flechtwerk ein Heer von
Ungeziefer, und es trägt darum jede Negerin ein hölzernes, spitzes
Stäbchen im Haar, mit dem sie, wenn nöthig, ihre lästigen Miether
auf einen Augenblik zur Ruhe weist. Bei den Krunegerinnen ist
dieser Haarstocher sogar ein Gegenstand geworden, auf den man
besondere Sorgfalt verwendet. Während er nämlich bei ändern
Negerinnen aus einem harten, gut polirten Holzstäbchen besteht,
haben erstere einen solchen von Knochen oder Elfenbein, den
sie am der Basis mit einem Stückchen Fischotterfell verzieren.
Sehr interessant ist es, einem Kränzchen sich gegenseitig frisi-
render Frauen zuzusehen. Diese setzen sich, von einem halben
Dutzend bis zu 20 zusammen, vor einer Hütte in einen grossen
Kreis zu ebener Erde, je eine zwischen die ausgespreizten Beine
der hinter ihr Sitzenden, worauf dann eine der ändern mit dem
erwähnten Stäbchen die Haarflechten auflöst. Die zahlreich herumspazierenden
Schmarotzer werden sehr geschickt abgenommen,
zwischen den Zähnen zerknackt und als vorzüglichster aller Leckerbissen
verspeist, wobei infolge der sinnreichen Einrichtung keine
der Betheiligten zu kurz kommt. Das durchsuchte falsche Haar
wird dann auf einem Taschentuch in die Sonne gelegt, um nachher
aufs Neue zusammengeflochten und verwendet zu
werden. Eine solche Sitzung dauert wenigstens
zwei Stunden und wird, nachdem der erste Theil
der Traktanden, das Auflösen und Absuchen der
Haare, einmal erledigt ist, von fröhlichen Scherzen
M und allgemeinem Gelächter begleitet, was in der
zwanglosen Weise, wie sie diesen Naturkindern
fi eigen ist, nicht verfehlt, einen günstigen Eindruck
4* zu machen. Solche Haarfrisuren sind mit dem
Toilettenspiegel Bemalen und Einsalben des Körpers nahezu die einer Negerin . . m ,
aus Weflah. einzigen Toilettegeschäfte der Negerinnen, denn auf
(*/6nat.Gr.) das Bischen Zeug, das sie um ihre Lenden tragen,
brauchen sie wahrlich nur wenig Zeit zu verwenden.
Ab und zu findet man bei Negerinnen kleine Toilettenspiegel, bestehend
aus einer Scherbe von europäischem Spiegelglas, das, wie
nebenstehende Figur zeigt, auf kunstlose Weise eingerahmt wird.
Die K l e i d u n g der Eingebornen ist äusserst einfach. Die
Kinder gehen bis gegen das achte Jahr meist völlig nackt und
tragen ausser einigen Grigris höchstens den einen oder ändern
Schmuckgegenstand. Bei den Golah haben junge Mädchen oft
eine Schnur oder einen dicken
Perlenstrang um die Lenden,
worüber vorn und hinten ein
kaum handbreiter, zwischen
den Beinen durchgehender
Tuchstreifen mit bis auf die
Kniee herunterreichenden
Troddeln gezogen ist. Junge
Mädchen anderer Stämme
tragen an der Lendenschnur
manchmal ein mit bunten
Glasperlen besetztes, kaum
handgrosses Schürzchen.
Das gewöhnlichste und meist
auch einzige Kleidungsstück
der Männer aller Stämme
bildet aber eines jener grossen,
importirten Taschentücher,
wie sie in den Faktoreien an
der Küste zu einem Shilling
das Stück zu haben sind, und
das auf verschiedene Weise
Mädchen aus dem Mamba-Stamm. zwischen den Beinen durch
und auf Bauch und Rücken
über eine um die Lenden gebundene Schnur gezogen wird.
Yerheirathete Frauen tragen gewöhnlich einen Streifen von selbstgefertigtem
oder importirtem Baumwollenzeug, entweder bedruckt
oder von blauer Farbe, um die Lenden gewunden, das bis unter
die Kniee reicht und den ganzen Oberkörper unbedeckt lässt.
Nur an Festen oder auf Ausgängen tragen die Männer, und auch
dann nur die vornehmen, ein einfaches, ärmelloses, langes Hemd
(country gown) von inländischem Tuch oder importirtem, meist