ich eines der Alten erdrosselt vor dem Neste hängen. Die Eier
dieser Vögel sind reichlich anderthalb Om. lang und 1 Cm. dick;
sie zeigen auf blassgrünem Grunde unregelmässige, braune Flecken,
welche sich um das dickere Ende zu einem Kränzchen zusammendrängen.
Als vorzügliche Sänger zeichnen sich unter den Timeliiden die
zahlreichen Arten der Geschlechter Criniger und Xenoächla aus.
Diese haben fast durchweg ein olivengrünes Gefieder, und die
meisten Arten kennzeichnen sich durch einige lange Grannenhaare
, welche über die Genickfedern hinausragen. Daher der
Name Criniger oder Trichophorus, wie diese Vögel auch wohl
genannt werden. Doch giebt es in dieser grossen Gruppe auch
noch andere gute Sänger, namentlich unter den Gattungen
Cossypha, Alethe und Turdinus. Zwei neue, von uns entdeckte
Arten von Timeliiden sind Sylviella stampflii, mit ausserordentlich
kurzem Schwanz, und Drymocataphus johnsoni, so genannt zu
Ehren des gegenwärtigen Präsidenten von Liberia.
Unter den der obigen Gruppe sehr nahe verwandten Pycno-
notiden verdient der G r a u vogel (Pycnonotus barhatus) besonders
erwähnt zu werden. Dieser schlägt seinen Wohnsitz mit Vorliebe
in den buschreichen Gärten der liberianischen Ansiedlungen auf.
In Monrovia sowie auch an ändern Küstenplätzen ist er ganz
besonders häufig und ruft Einem schon beim ersten Morgengrauen
unter dem Fenster mit heller Stimme sein „tschi-tschiga”
als Morgengruss entgegen. Der P f e f f e r v oge l (pepper-bird), wie
ihn die Liberianer nennen, ist wirklich einer der frühesten Vögel
der Niederlassungen, und die liberianischen Hausmütter stellen
ihn denn auch den Langschläfern unter ihren Kindern als Muster
frühen Aufstehens vor, indem sie ihm, an seine Gesangstrophe
anschliessend, die Worte in den Mund legen:
Don’t you hear ?
Quick, get up,
Wash your face,
Go to school,
Lazy boy!
In dichtem Buschwald findet man gelegentlich, obwohl sehr
selten, die prachtvoll gefärbte Pitta angolensis, die einzige afrikanische
Vertreterin der P r a c h t d r o s s e l n , deren eigentliche
Heimat in Asien und den ostindischen Inseln bis Neuguinea hin
zu suchen ist. Dieser herrliche Vogel, der bei seiner verborgenen
Lebensweise äusserst schwer zu beobachten ist, wurde
mehrfach, in Laufschlingen gefangen, lebend zu uns gebracht,
doch waren wir nie im Stande, denselben längere Zeit am Leben
zu erhalten, trotzdem er begierig die reichlich dargereichten Termitenlarven
verzehrte.
Von eigentlichen Dro s s e l n haben wir nur Turdus pelios
angetroffen, die mit ihrem angenehmen Gesang den dichten Buschwald
belebt, sowie eine Art Er d d ro s s e l (Geocichla princ&i),
welche früher nur von der Goldküste bekannt war.
Die echten Säng e r fanden wir eigenthümlicher Weise .durch
drei europäische Wintergäste vertreten, nämlich durch die Ga r t
e n g r a smü c k e (Sylvia hortensis), den We i d e n l a u b s ä n g e r
(Phylloscopus trochilus) und den g r o s s e n R o h r s ä n g e r
(.Acrocephalus turdoides). Dieser fröhliche Bote aus den europäischen
Schilf- und Binsenbrüchen kam in den ersten Tagen Decembers
in Robertsport an und logirte sich im hohen Schilfgrase vor
meiner dortigen Station ein, woselbst er mich nicht hur morgens
und abends, sondern auch den Tag über mit seinem schallenden
„karrakit, karra, karra, karrakit” erfreute. Er hielt sich tagelang
so treulich in der Nähe meines Hauses, dass ich ihn jeden Tag
durch das Fenster sehen konnte und es nicht über mich gebracht
hätte, ihn wegzuschiessen.
Auch unter den stelzenartigen Vögeln ist ein Wintergast zu
verzeichnen, nämlich die K u h s t e l z e (MotaciUa flava), welche
wir schon in den Dünen von Dakar am grünen Vorgebirge zu
Hunderten als Gesellschafter der dort weidenden Buckelochsen
antrafen, und die auch in den Grassteppen und neu angelegten
Pflanzungen Liberia’s keine seltenen Erscheinungen sind. Am
Mittelläufe der Flüsse, namentlich auf den Felseninseln und
Sandbänken des St. Paul’s- und Du Queah River, fanden wir
zahlreiche Wi t tw e n s t e l z e n (Motacilla vidua), sowie an letztgenanntem
Flusse die weit seltenere l a n g s c hwä n z i g e Bach