Nester auf Bäume und Sträucher. Wohl die bissigste und deshalb
auch am meisten gefürchtete Art ist die r o t h e Ba umame i s e
{red tree-ant). Sie ist sehr gross, gelbroth, langbeinig und lebt
das ganze Jahr hindurch auf Sträuchern und Bäumen, auf denen
sie, zu kleinen Colonien vereinigt, in zusammengerollten, grossen
Blättern wohnt. Wehe dem Jäger, welcher das 'Unglück hat,
unter einer solchen Colonie durchzugehen und zufällig an einen
Ast oder ein Stämmchen zu stossen! Im Nu ist er mit den
ergrimmten Thieren überfüllt, und ohne sich an Ort und Stelle,
oft mitten im Wasser stehend, gänzlich der Kleider zu entledigen
und dieselben einer gründlichen Untersuchung zu unterwerfen,
wird er die grimmigen Quälgeister nimmer los. Für den Nicht-
betheiligten giebt es wohl kaum etwas Komischeres als der
Anblick eines Ändern, welcher urplötzlich und scheinbar ohne
jede Ursache sein Gewehr zur Seite wirft, die Kleider auffeisst,
dass die Knöpfe davon fliegen, und unter grässlichen Verwünschungen
strampelnd und stampfend davonrennt, um an weniger
gefährlicher Stelle mit den Uebelthätern blutige Abrechnung zu
halten.
Als entschieden nützliche Insekten aus der Ordnung der Hautflügler
sind die Bi e ne n (Apis fasdata) zu betrachten, welche
in den Wäldern leben und namentlich am unteren Bande der
Hochfläche häufig sein sollen. Sie bauen ihre Nester in Baumhöhlen
und verrathen sich durch Summen, wie unsere Honigbiene.
Die Art und Weise, wie die Bienennester ihres Honigs
beraubt werden, wurde schon im ersten Bande, p. 159, ausführlich
beschrieben. Man plündert dort die Bienennester des
Honigs, nicht des Wachses wegen, wie dies in den Aequatori-
algegenden und Südafrika geschieht. Nur bei den Mandingo-
stämmen wird Wachs gewonnen, doch kommt dieses nie auf
den liberianischen Markt. Eine andere, sehr kleine und schwarze,
stachellose Bienenart (Trigona) nistet in den Häusern. In Schief-
felinsville hatten y ir einen Schwarm dieser Art in einem morschen
Thürpfosten unserer Wohnung. Unbehindert durch unser fortwährendes
Aus- und Eingehen, sammelten diese Bienen so fleissig,
dass der Honig bald über den Thürpfosten herunterfloss. Derselbe
roch und schmeckte stark nach Ameisensäure, was übrigens auch
von dem Honig der eben erwähnten Waldbiene gesagt zu werden
verdient.
Auch We sp e n haben wir wiederholt angetroffen. Sehr häufig ist
namentlich eine grosse Maurerwespe (Synagris) welche ihre Nester
von Thon an Balken, Wände u.s.w. im Innern der Häuser, ja
selbst in den Wohnzimmern, anklebt.. Es begegnete uns nicht
selten, dass diese Insekten die sonderbarsten Stellen zur Befestigung
. ihrer Lehmzellen wählten, und oft genug waren Bücher,
Jagdtaschen und Kleidungsstücke, die eine zeitlang ungebraucht
an der Wand gestanden oder gehangen hatten, gänzlich festgemauert,
wenn wir sie einmal herunternehmen wollten. Die
Eingebornen pflegen denn auch von redseügen oder zänkischen
Frauen zu sagen: „Bei der ist auch keine Gefahr, dass ihr die
Wespen den Mund zumauern.” — Ausser den eben genannten
giebt es aber auch Wespenarten, welche, ähnlich unseren Papierwespen
(Polistes), ihr aus Faserstoff wabenartig gebautes und gestieltes
Nest an irgend einem Gegenstände aufhängen, wie ein
mitgebrächtes Exemplar beweist, welches an der unteren Fläche
eines Kaffeeblattes befestigt ist. Dass Wespen recht unangenehm
werden können, habe ich einmal an mir selbst erfahren müssen.
Als ich nämlich eines Morgens auf der Jagd am Ufer des Fisherman
Lake zwischen einigen Mangrovebüschen durchschlüpffce, wurde
ich von den gestörten Bewohnern eines Wespennestes so
wüthend angegriffen und zerstochen, dass ich unter Zurücklassung
meiner Flinte die Flucht ergreifen musste. Jeder Versuch,
um das Gewehr wieder zu bekommen, wurde durch die
kleinen Insekten, welche, auf ihrem papierenen Neste sitzend,
förmlich auf mich lauerten und bei der ersten Vorwärtsbewegung
unbarmherzig über mich herfielen, vereitelt, bis ich schliesslich
meinen boy, welcher mit einem zweiten Gewehr unweit von
mir auf Posten stand, herbeirief' und das Nest sammt seinen
Bewohnern durch einen auf kurzen Abstand abgegebenen Schuss
vernichtete. Mit furchtbar zerstochenem und geschwollenem
Kopf, Hals und Armen kam ich nach Hause, wo ich trotz
■ sofortiger Anwendung von Ammoniak noch tagelang unter den
Folgen dieses unliebsamen Abenteuers zu leiden hatte. Dass ich
unter den genannten Umständen unterliess, Exemplare dieser