denjenigen einer an Bäumen aufrankenden Pflanze, die sie, den
Hals lang ausgestreckt, bis auf eine Höhe von acht Fuss abweidet.
Diese Antilope war schon Dappek bekannt, doch wurde sie
erst in den dreissiger Jahren von Ogilby als neu beschrieben
und mit einem wissenschaftlichen Namen belegt. Die grossen,
an der Basis sehr weiten Hörner sind bei den Eingebornen als
Kriegshörner gesucht und werden zu diesem Zwecke mit einem
nahe der Spitze angebrachten, seitlichen Blaseloch versehen;
Das Moschusthier (Hyaemoschus aquaticus, Ogilby). (*/l2 nat. Dr.).
manchmal sind diese Kriegshörner mit allerlei Fellstücken und
Tuchlappen bekleidet (siehe Taf. XXVII, Fig. 4).
Ich kann die Betrachtung der Wiederkäuer nicht abschliessen,
ohne des Wa s s e rmo s c h u s t h i e r e s (Ryaemoschus aquaticus),
in Liberia water-deer genannt, zu gedenken. Dieses niedliche,
ungehörnte Thierchen kommt nur in Westafrika vor und ist,
merkwürdig genug, der einzige afrikanische Vertreter der Sonst
nur aus Asien bekannten Moschüshirsche. Es ist bei weitem
nicht so zierlich gebaut wie die Waldantilopen und hat nur
kurze Beine mit stark entwickelten und sehr- hoch eingelenkten
Afterhufen. Das alte Männchen hat ausserdem lange, unter der
Oberlippe hervorragende Eckzähne. Das Moschusthier lebt in der
Nähe des Wassers, schwimmt und taucht ausgezeichnet und
weiss sich durch stilles Verhalten sehr gut den Blicken des Vorbeigängers
zu entziehen. Entdeckt und verfolgt, sucht es mit einigen
gewaltigen Sprüngen das Weite oder stürzt sich ins Wasser, wo
es untertaucht und nur die Nase zum Athmen über die Oberfläche
erhebt. Man fängt diese Thierchen, deren Fleisch mit
Recht als eine Delikatesse betrachtet wird, mit Schlingen,
gelegentlich auch wohl mit Netzen. In der Nähe von Bendoo
am Fisherman Lake war ich eines Tages so glücklich, ein altes
Weibchen dieser Art zu bekommen.
In einem Canoe gegen Mittag ohne Beute von der Jagd
zurückkehrend, schoss ich auf die Bitte meiner Ruderer einen
über uns hinfliegenden schwarzweissen Fischadler, der, sieh
einige Male überstürzend, in geringer Entfernung herunterfiel.
Bevor wir uns aber genähert hatten, war es ihm gelungen,
das Ufer zu erreichen und sich im Gebüsch zu verkriechen.
Während wir nach dem Vogel suchten, sprang vor einem der
boys ein Moschusthier auf und eilte in den See hinaus. Da alle
drei boys gleich hinter ihm her waren, so konnte ich keinen Schuss
anbringen. Das Wasser war in der Nähe des Ufers sehr untief,
so dass das Thierchen nicht tauchen konnte, und bevor es tiöferes
Wasser erreicht hatte, wurde es von den Burschen erhascht
und im Triumphe zum Canoe gebracht. Es war das erste Exemplar
dieser damals im Leidener Museum noch nicht vertretenen
Art, und da ich fürchtete, dasselbe möchte uns bei der ersten
Gelegenheit ausreissen und wir ausserdem, von Fieber geschwächt,
stärkende Kost nöthig hatten, so verurtheilte ich es zum Tode.
Es wurde mir oft erzählt, dass das water-deer Fische fresse; das
Oeffnen des. Magens und Darmkanals ergab aber keine Spur
von Fischen, sondern nichts als etwas Gras. Es war nicht das
erste Mal, dass wir ein lebend eingefangenes Thier unsem
leiblichen Bedürfnissen aufopferten; diesmal war ich jedoch
etwas voreilig gewesen, denn in der Abenddämmerung des
nämlichen Tages schoss Sala kaum 50 Schritte von der Station