etwa zu Ende Februar oder Anfang März. Die Monate beginnen
jeweilen mit Neumond und werden zu 28 Tagen gerechnet Ein
Negerjahr würde somit 13 statt 12 Monate enthalten. Dass diese
Zeitemtheilung originell und nicht etwa von uns entlehnt ist
beweist der Umstand, dass die Negersprachen eigentümliche
Wörter für Jahr und Monate besitzen. Ersteres heisst in der
Veysprache sang. Eine oft gehörte Redensart der Veyneger. ist
auch: Kolli tan sägbwa sang döndo muhn (dreizehn Monate
machen ein Jahr). Kalli bedeute Mond (im Sinne von Gestirn)
und Monat zugleich.
Unsere eingebornen Dienstboten, die nach ihrer Zeitrechnung
beim Mond (by the moon\ nicht Monat, gemiethet wurden, sahen
beim Eintritt auf den Stand des Mondes und wussten dann mit
ziemlicher Sicherheit anzugeben, wann der moon abgelaufen sei.
Diejenigen, welchen die Vereinigung der Tage zu Wochen schon
geläufig ist, bedienen sich zur Aufzeichnung jedes Tages eines
Kerbholzes, auf dem sie sechs Tage durch eine Meine und je
den siebenten durch eine grössere Einkerbung zu bezeichnen
pflegen, oder aber eines Zählapparates (Kalenders), der aus einem
irgendwo aufgehängten Schnürchen besteht, an
welchem sieben Holzstäbchen fest angereiht
sind. Jeden Tag wird Eines der Hölzchen heruntergeschoben.
Wenn nun alle sieben wieder
beisammen sind, also eine Woche verstrichen
is t, so wird an einem daneben hängenden
Schnürchen eines der vier angereihten Hölzchen
heruntergeschoben. Sind einmal alle vier 'her-
Kalender, Yey-Stamm unter, so ist der moon zu Ende. Bei der Be-
(‘/6 nat. Gr.). Stimmung der Tageszeiten halten sie sich an
den Aufgang und Untergang der Sonne und
deren Mittagsstand. Die Mitte zwischen diesen Zeiten, Morgens
9 Uhr und Nachmittags 3 Uhr, bezeichnen sie mit breakfast- und
dinner-time.
Bei einer so gut entwickelten Zeitrechnung muss es befremden,
dass kein Eingeborner weiss, wie alt er ist, und man muss wohl
annehmen, dass den Kindern absichtlich ihr Alter nicht genannt
wird. Darüber befragt, antwortet Einem der Neger: „Das hat
mir Niemand gesagt, damit ich nicht wisse, wann ich sterben
müsse.” Das Alter, welches ein Neger erreichen kann, lässt sich
somit nur annähernd bestimmen. Man trifft unter ihnen hin und
wieder ehrwürdig aussehende Greise mit weissem Haar und Bart
a n , und es ist wohl kaum anzunehmen, dass diese Naturmenschen
vor dem 60sten Jahre ergrauen. In Cobolia habe ich die Mutter
Von König Morana Sando kennen gelernt, deren Alter ich füglich
auf 70 Jahre schätzen darf. Morana selbst stand damals jedenfalls
hoch in den Fünfzigen, war aber, obschon bereits ergraut,
noch ein äusserst robuster Mann, und sein wahrscheinlich ältester
Sohn, Prinz Davinda , mochte auch schon hoch in den Dreissigen
stehen. Die Königin-Mutter, eine unschädliche Geisteskranke,
tanzte aber bei meinem Besuche in Cobolia noch so leicht wie
ein Mädchen und schien auch, obschon die personifizirte Hässlichkeit,
noch sehr rüstig und kräftig zu sein.
Epidemien scheinen unter den Eingebornen nur selten vorzukommen1),
und auch das Klima, welches dem Weissen &o sehr
zusetzt und selbst die schwarzen. Ansiedler nicht verschont, übt
auf die Eingebornen keinen merkbar schädlichen Einfluss aus.
So sterben denn diese Leute, soweit sie nicht zufälligen Krankheiten
zum Opfer fallen; meist aus Altersschwäche oder infolge
von Entbehrungen in Hungerjahren.
Ein Sterbefall ist, noch mehr als bei uns, eine überaus traurige
und ergreifende Scene. Alle Leute eines Ortes, Verwandte und
Bekannte geben sich, sobald bei einem Kranken das Leben entwichen
ist, oder manchmal auch schon vorher, wahrhaft wahnsinnigen
Schmerzausbrüchen hin. Ich war verschiedene Male Augenzeuge
von solchen Sterbefällen, und jedesmal hat mich die Aeusserung
wildesten, zügellosesten Schmerzes erschüttert. Desto mehr war
ich dann später erstaunt, wenn ich sehen musste, wie schnell
manchmal die so tief Betrauerten der Vergessenheit anheimfielen.
Die Neger sind eben, wie in mancher ändern Hinsicht, Kinder
geblieben, die sich in ihrem augenblicklichen Schmerze nicht zu
fassen wissen, denselben aber ebenso schnell vergessen, wie er
heftig gewesen war.
') Da p p e r weiss von einer Pockenepidemie unter den Vey zu erzählen.