sich auch die Eingebornen — diese allein beschäftigen sich mit
Kautschuksammeln — Brust und Bauch mit dem abgezapften
Milchsaft, worauf dieser sich rasch verdickt und dann in dünnen
Blättchen von der Haut abgerollt und ebenfalls zu jenen faust-
grossen Stücken zusammengeballt wird. Bei dem letztgenannten
Verfahren behält das Kautschuk eine weit hellere Farbe und
soll auch von besserer Qualität sein, als das durch Abkochen
gewonnene, welches unter dem Einflüsse der Luft bald die bekannte
, schwärzliche Farbe annimmt. Die Kautschukliane wird
in kurze Stücke zerschnitten und' das Kautschuk davon abgekocht.
Um dasselbe nicht durch Austrocknen an Gewicht verlieren
zu lassen, sind die Kautschuksammler gewohnt, ihre Vorräthe
in kaltem Wasser zu bewahren, bis sich eine Gelegenheit findet,
dasselbe zum Verkaufe nach den Faktoreien zu bringen; ja viele
gehen sogar so weit, das Produkt mit Erde oder Steinen zu
verunreinigen, um sein Gewicht zu erhöhen. Infolge dessen
pflegt man in den Faktoreien die Kautschukklumpen stets durchzuschneiden,
bevor man sie kauft.
Einige Mangrovearten enthalten in ihrer Rinde einen vorzüglichen
Ger b s t o f f , den die Eingebornen wie die Liberianer mm
Gerben von Thierhäuten benutzen. Das Holz der Mangrovebüsche
und -Bäume liefert auch eine vorzügliche Feuerung, und in Monrovia,
wo es in der Nähe nur noch wenige Wälder giebt, wird es
allgemein als Brennholz verwendet.'
Sogenannte offizineile Pflanzen giebt es in Liberia eine Menge;
doch werden sie nur von eingebornen Heilkünstlern (leaf-dödors)
und als sogenannte Hausmittel angewendet und. aus einer derselben,
dem sogenannten sass-wood, wird ein Gifttrank gebraut. Zur
Ausfuhr gelangen nur die Ca l a b a r b o h n e n , die giftigen Früchte
eines zu den Papilionaceen gehörenden Baumes (Physostigma
venenoswm), deren Extract, das Physostigmin, in der Augenheilkunde
Verwendung findet.
Die Wälder Liberia’s enthalten verhältnissmässig nur wenige
Bäume, welche essbare Früchte liefern. Zu erwähnen sind, ausser
der überall wildwachsenden Oelpalme, die Tamarinden, deren
Schoten einen angenehm säuerlichen Geschmack haben und ein
kühlendes Gemüse liefern. Sehr häufig findet man im Urwalde
einen Baum (Parinariwm sp.?), dessen grünlichgelbe Pflaumen,
dort bush-plums genahnt, von Affen, Eichhörnchen, Antilopen,
Wildschweinen und einer Menge von Vögeln, sowie von den
Eingebornen gleich sehr gesucht werden. Sie werden meist frisch
gegessen, oft auch gedörrt und für die Regenzeit bewahrt, und
manchmal wird aus ihnen eine Art Bier gebraut, das, mit Ingwer
versetzt, ganz angenehm schmeckt.
In den waldbedeckten Schluchten des Cape Mount-Gebirges
habe ich mehrmals eine Bebe
angetroffen, welche kleine
blaue, säuerlich schmek-
kende Trauben liefert und
deren grüne, gegabelte Ranken
ähnlich aussehen und
ebenso sauer schmecken,
wie’ die unserer Weinrebe.
Eine bedeutende Rolle
spielt nicht nur in Liberia,
sondern. überhaupt in einem
grossen Theile des westlichen
Afrika die Kolanuss.
Diese . ist die Frucht des,
besser in Lichtungen und
Buschwerk als im Hochwalde
gedeihenden, nicht
sehr hohen, aber grossblättrigen
Stinkbaumes (Sterculia
acuminata, Pal. de Beauv.).
Sie schmeckt ziemlich bitter
und wird von sehr vielen
Eingebornen wie auch von
Zweig eines Kolabaumes. Liberianern leidenschaftlich
(Sterculia acuminata, Pal. de Beauv.). gekaut, da sie in hohem
‘Maasse die Speichelabsonderung
befördert und Hunger und Durst fernhalten hilft. Auch
in Gegenden, in welchen sie nicht gedeiht, wie in der Mandingo-
ebene, ist sie so sehr geschätzt, dass sie, zwischen frische Baum-
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