Einsenkung, in welche zur Fluthzeit viel Seewasser einströmt
und zur Ebbezeit stehen bleibt um theilweise zu verdunsten,
grosse schuppenartige Gebäude, sogenannte salt-kitchms, errichtet
und durch die Salzsieder, gewöhnlich mit Frauen und Kindern,
bezogen. Die eine Wand des langen Rechtecks entlang werden
in der Hütte selbst eine Reihe von 6—10 primitiven Feuerstätten
aus Thon angelegt und vor allem wird für guten Zug gesorgt,
den man, nebenbei gesagt, bei den gewöhnlichen Feuerstätten der
Neger nie findet. Auf diese werden grosse, flache Messingpfannen,
sogenannte neptunus, von 1 M. Durchmesser gesetzt und
hierauf mit Seewasser aus den bereits erwähnten, natürlichen
Salzpfannen gefüllt. Die Arbeit des Salzsieders ist es nun, Tag
und Nacht ein kräftiges Feuer zu unterhalten und das verdunstete
Wasser stets wieder durch neues zu ersetzen. Schliesslich
bildet sich - ein dicker Niederschlag von Salz, der dann noch
vollends abgedampft und nachher in grossen, mit Bananenblättem
gefütterten Körben bewahrt wird, bis man zur Verpackung desselben
schreitet.
Ist das Salz für den Handel mit dem Inlande bestimmt, so -
wird es in röhrenförmige, aus dünnem, mattenartigem Flechtwerk
hergestellte Behälter von gegen 1 M. Länge und kaum
4 Cm. Durchmesser verpackt. Eine solche Röhre wird bei den
Vey als Einheit betrachtet und koh dondo (ein Salz), bei den
Liberianern salt-stick (Salzstock) genannt. Diese Salzstöcke werden
dann, um sie gut auszutrocknen, in der Salzküche über
dem Feuer aufbewahrt und später, in Tragkörben zu Ladungen
zusammengepackt, durch Sklaven nach dem Innern transportirt.
Dort ist Salz so gut wie baares Geld, und sein Werth verdoppelt
sich in der Regel mit jeder Tagereise Entfernung von
der Küste. So sollen vor Jahren in der mehrgenannten Stadt
Boporo zehn solcher Salzstöcke mit einem Sklaven bezahlt worden
sein. Es wurde bereits früher erwähnt, dass wir auf unserer
Station bei Soforeh Place während der Reisernte für einen
Esslöffel voll Salz je ein Pfand Reis erhielten. In der Mandingo-
ebene wird übrigens nach A ndeeson auch Steinsalz aus dem
fernen Innern eingeführt.
In frühem Zeiten mag man wohl allein auf die natürlichen
Salzpfannen angewiesen gewesen sein, der Verdunstung auf
künstlichem Wege etwas nachgeholfen und das sehr salzhaltige
Wasser in irdenen Töpfen abgekocht haben. Jedenfalls ist die
Salzgewinnung sehr a lt, denn die Salzsiedereien auf der Küste,
zwischen dem Manna- und dem Mahfa River, die ich in 1881
und auch während meiner zweiten Reise in 1886 besuchte, werden
schon von D a p p e r erwähnt1).
Gegenwärtig wird Kochsalz massenhaft zu sehr niedrigem
Preise aus Europa importirt. Infolgedessen hat die einheimische
Salzproduktion bedeutend abgenommen, was am besten an dem
stark verminderten Verkauf der Neptunen in den Faktoreien
nachgewiesen werden kann, und bald ist vielleicht die Zeit
gekommen, dass die Salzbereitung in Liberia gänzlich verschwunden
und vergessen sein wird.
Der vegetabilischen Gewürze wurde schon früher erwähnt,
und es bleibt mir nur noch übrig, zwei Genussmittel zu nennen,
die wegen ihrer allgemeinen Beliebtheit unsere Beachtung verdienen,
nämlich den Tabak und die Kolanuss.
Die Eingebornen, sowohl Männer als Frauen, wie übrigens
auch die Liberianer beiderlei Geschlechts, sind leidenschaftliche
Liebhaber des Rauchens. Nur ist ihnen der Tabak, weil nicht
im Lande selbst produzirt, nicht immer zugänglich, und ich
habe oft gesehen, dass Weiber eine glühende Holzkohle in ihren
Pfeifenstummel8) steckten, um wenigstens etwas Rauch unter
die Nase zu bekommen und sich am Kohlendampf zu berauschen.
Sehr ergötzliche Scenen bereitete mir in Hill Town oft das
Rauchen einer Cigarre. Dann kamen nämlich fast regelmässig
kleine Jungen und Mädchen, ja selbst erwachsene Frauen, einen
Ring um mich herum schliessend, um diesen Genuss zu
theilen. Die nächst sitzende Person liess sich dann von mir eine
*) Auf pag. 385 des genannten Buches steht: Tusschen de twee rivieren
Magioibba (Manna) en Navah (Mahfa) leggen längs de zee-strant hier en daar
eenige zoutdorpen, daar by d’inwoonders zout uit zee-water gekookt wort.
2) Als Tabakspfeifen sind importirte weisse Thonpfeifen allgemein beliebt;
sie nehmen als Kleingeld zum festen Werthe von zwei Dollarcents im Tauschhandel
eine bedeutende Stelle ein.