Obschon wir auf depi erhabenen Aussichtspunkte durch Gestrüpp
vortrefflich gedeckt waren und lautlos liegen blieben, hatten wir
nicht die Ehre, mit den Thieren Bekanntschaft zu machen —
dieselben mussten Lunte gerochen haben und traten nicht ins
Freie heraus. Aber schon in der ersten Nacht, in der wir uns
nicht mehr auf den Anstand begaben, wurde, und zwar ohne
Zweifel von denselben Thieren, ein weiteres Stück der Pflanzung
gänzlich abgeweidet.
So geschickt das scheue Thier sich den Nachstellungen des
Die Tapirantilope (Terpone longiceps, Gray). ('/17 nat. Gr.).
Jägers zu entziehen versteht, so streitlustig und tapfer nimmt
es den Kampf auf, wenn es angeschossen oder in die Enge
getrieben ist. An und für sich schon ein ungeschlachtes Thier,
wird dann der Büffel geradezu gefährlich, indem er in wilder
Wuth mit gesenktem Kopfe und erhobenem Schwänze auf den
Jäger oder seine Begleiter anrennt und sein Opfer in die Luft
wirft oder es an einem Baumstamm zerdrückt und nachher
zerstampft. Bei allen Eingebornen gilt denn auch der Büffel für
weit gefährlicher als der Leopard, welchpr in Bezug auf Standhaftigkeit
und Muth seinen Ruf bei Weitem nicht verdient.
Die merkwürdigste unter den neun in Liberia constatirten
Antilopen ist unstreitig die Ta p i r a n t i l o p e (Terpone longiceps),
von welcher Art drei weibliche Exemplare erbeutet wurden.
Diese von allen übrigen in hohem Grade abweichende A rt,
deren Männchen bis heute unbekannt is t,. erreicht die Stärke
eines Damhirsches, doch ist sie bedeutend niedriger. In ihrem
Habitus erinnert sie an die auf Celebes vorkommende Anoa
depressicornis, doch hat sie weit schlankere Beine; in der
Farbe gleicht sie merkwürdigerweise dem Schabrakentapir. Eine
fernere Eigenthümlichkeit dieser Antilope sind die übrigens auch
bei den Leierantilopen vorkommenden, sackartigen Leistendrüsen
zwischen Bauch und Oberschenkel, welche so gross sind, dass
mau bequem eine Limone hineinlegen könnte. Es sind dies
jedenfalls Talgdrüsen, welche das Thier mit seiner Muffel ausdrückt,
um nachher das kurze, otterglänzende Haar einzufetten.
Dappeb. (holl. Ausg. p. 390), der diese Leistendrüsen bei der
Schirrantilope erwähnt, nennt dieselben „Luftlöcher, durch welche
die Thiere ihren Athem ausblasen, so dass sie im Laufen und
Springen nicht müde werden.” Die hier beigefugte Abbildung
macht eine nähere Beschreibung des Thieres überflüssig.
Etwas unterhalb Schieffelinsville, diesem Orte schräg gegenüber,
in dem Dreieck, das durch den Junk River einerseits und
seine beiden Nebenflüsse, den Du Queah- und den Farmington River
andererseits gebildet wird, erhebt sich ein von Sümpfen umgebener,
bewaldeter Höhenzug, der in dem sogenannten Sharp Hill seinen
höchsten Punkt erreicht. Auf diesem Rücken sind die in unsern
Besitz gelangten Antilopen erlegt worden. Da die Sümpfe in
der Trockenzeit so weit austrocknen, dass man nicht mehr in
Canoes hindurchfahren kann, aber doch zu feucht bleiben, als dass
man zu Fusse durchkommen könnte, so wird allein in der Regenzeit
auf diese Thiere Jagd gemacht, und es soll eine grosse
Seltenheit sein, wenn eines derselben in der Trockenzeit erlegt
wird. Dass aber diese Antilope auch anderwärts vorkommt,
beweist' ein Exemplar, das ich während meiner ersten Reise in