mehr Frauen und Sklaven besitzt er. Ich habe Fürsten gekannt,
die 20, 30, ja selbst 50 und mehr Frauen besassen, was übrigens
um so leichter möglich ist, als die Erben (Brüder und Söhne)
auch die Frauen des Erblassers mitbekommen. Diese Eigenthüm-
lichkeit ist ausserordentlich bezeichnend für die sociale Stellung,
welche die Frau unter den Eingebornen einnimmt. Zwar werden
die Weiher nicht auf eine Linie mit den Sklaven gestellt, aber
unter den zahlreichen Frauen eines Häuptlings ist doch nur die
erste, die sogenannte head-woman, ihrem Manne gewissermaassen
gleichberechtigt. Sie tritt so zu sagen als Hofmarschall auf,
leitet sämmtliche häuslichen Angelegenheiten, hat eine gewisse
Aufsicht über die übrigen Frauen ihres Mannes und steht letzterem
gar oft auch in ernsten, politischen Fragen rathend zur Seite,
wenn sie nicht gar, was auch wohl geschieht, faktisch das
Regiment führt. Dieses Einflusses eingedenk, habe ich denn auch
hei Besuchen, die ich dem einen oder ändern Würdenträger zu
machen hatte, nie versäumt, mich der head-woman (Hauptfrau)
vorstellen zu lassen und, ausser den für den Häuptling bestimmten
Geschenken, auch ihr irgend eine Gabe mitzubringen.
Diese kleine Ausgabe wurde mir denn auch stets reichlich bezahlt
durch das freudestrahlende Gesicht, mit dem sie zu ihren Manne
sägte: „Ehng! kai mena ako bele, ako sa ko bele mang moa” (Ah,
dies ist ein guter Mann, der weiss Jemandem .gut zu thun), und
dann auf mich zutrat, mir die Hand reichte und in gebrochenem
Englisch sagte: Thanky, thanky, Daddy, thanky plenty! (Danke,
danke, Herr, vielen Dank!).
Die übrigen Frauen leben in der Regel nicht alle mit ihrem
Manne zusammen, sondern sind theils in verschiedenen Städten
des Landes zerstreut, theils leben sie auf Farmen, wo sie die
Arbeiten einer Anzahl ihr zugetheilter Sklaven überwachen. Ab
und zu kommt dann der Herr bald bei der einen, bald hei der
ändern zum Besuch und bleibt so lange es ihm gefallt, oder bis
das Beste, was seine Frau ihm vorsetzen kann, aufgebraucht
is t, worauf er seine Gastreise wieder fortsetzt. Selbst den Frauen
der bessern Stände, und in noch viel höherem Maasse denjenigen
der Hörigen und Sklaven, fällt ein ganz bedeutender Theil der
Arbeit zu. Wie die Sklaven müssen sie arbeiten | | während die
freien Männer nur thun, was ihnen beliebt. Der Frau liegt es
namentlich ob, nachdem die Felder mit Hülfe der Männer bestellt
worden sind, dieselben zu überwachen, die Ernte emzuhnngen,
die Speisen zu bereiten und -überhaupt alle häuslichen Arbeiten
zu verrichten. Es giebt jedoch auch unter diesen Negern mitunter
Frauen, die.sich eine hohe, angesehene Stellung zu erringen
wissen und in staatswirthschaftlichen Dingen grossen Einfluss
ausüben oder nach dem Tode ihres königlichen Gemahls wohl
gar die Regierung an sich reissen und mit kundiger und kräftiger
Hand das Scepter zu führen verstehen. Ein Beispiel für diesen
Fall liefert Königin Sandimany von Japaca (siehe I. Band, p. 24 ).
Die Stellung des Sklaven ist in der Regel durchaus nicht eine
beklagenswerthe und in mancher Hinsicht dem Lehen vieler
Leute aus dem Arbeiterstande in unserm hochcivilisirten Europa
weit vorzuziehen. Der Sklave wird von seinem Herrn, so lange
er arbeitsam ist und sich ordentlich aufführt, gut behandelt und
gewissermassen als Glied der Familie betrachtet, so dass man
oft nur mit Mühe einen Unterschied zwischen Herrn und Sklaven
erkennen kann. Letztere werden auch nur im Nothfalle verkauft,
z. B. wenn der Herr eine Schuld auf keine andere Weise mehr
abzuzahlen weiss, oder wenn ihm der Eine oder Andere schlechte
Streiche macht, was besonders unter den auf obgenannten Farmen
lebenden Sklaven vorzukommen pflegt. Der Durchschnittspreis für
einen Sklaven ist gegenwärtig 15 Dollars, und mehr als 20 Dollars
wird überhaupt nie für ihn bezahlt. Der Sklave kann auf drei verschiedene
Arten in sein Dienstverhältniss gelangen: entweder ist
er von einer Sklavin geboren, oder er ist Kriegsgefangener, oder
er hat sich gegenüber Ändern in Schuldverhältnisse gestürzt , die
ihn der Freiheit verlustig machen. Gewöhnlich wird zwar ein m
Kriegsgefangenschaft gerathener Freier gegen Einsatz von zwei,
Yornehme auch von mehr, Sklaven wieder ausgeliefert. Kriegsgefangene
Sklaven werden aber gewöhnlich nicht ausgelöst.
Manche Herren, namentlich die Fürsten und Häuptlinge, besitzen
oft viele Hunderte von Sklaven, die grössentheils dem
Landhau obliegen und manchmal in besondern Städten beisammen
wohnen. Eine solche Sklavenstadt ist z. B. Toöcoro am Morfl
River, welche einem gewissen Mr. Cole gehört, der früher selbst