Menschenfresser, warum jemand, der hier an Land gehen will,
seine Augen offen behalten muss” 1).
Jedenfalls datirt das Seefahrer leben der Kru erst aus der Zeit,
in welcher der Sklavenhandel schwunghaft betrieben wurde.. Es
war unter den Sklavenhändlern naGh und nach eine feste Norm
geworden, keine Kruleute als Sklaven zu exportiren, da dieselben
ihnen als Hülfsmannschafb bei dem Einschiffen der Sklaven
aus ändern Plätzen, besonders aus dem Gebiete westlich vom
Sinoe Biver, wo sich zahlreiche Sklavenfaktoreien befanden,
nachgerade unentbehrlich' geworden waren. Uebrigens, behauptete
man auch, der Kruneger sei wegen seiner grossen Vaterlandsliebe
nicht zum Export geeignet, da er an Heimweh — aus
Tücke, wie die Sklavenhändler es zu nennen pflegten — sterben
würde. Da p p e r erwähnt auch nicht des eigenthümlichen Stammeskennzeichens
der Kru , eines schwarzen oder blauschwarzen,
fingerbreiten Streifens, der sich mitten auf der Stirn vom Haarboden
senkrecht bis auf die Nasenwurzel, manchmal auch bis
zur Nasenspitze hinunterzieht und durch Tätowiren verursacht
wird. Da auch durchaus nicht alle Kru diesen Streifen haben, sondern
derselbe mehr den Seefahrern und ihren Angehörigen eigen-
thümlich ist, so kann man den Ursprung dieses Tätowirens
kaum im Kultus des Stammes suchen, sondern dürfte es mehr
als Kennzeichen in Gebrauch gekommen sein, um die Kru
in den Augen der Sklavenhändler vor den übrigen Negern kenntlich
zu machen.
Was nun den Namen der Kru betrifft, so ist man ziemlich allgemein
der Ansicht,, dass derselbe von dem englischen Worte
crew (Schiffsmannschaft) herrühre, welcher Name dann allmälig
auf den ganzen Stamm, der diese crew liefert, übergegangen sei.
Diese Annahme wird noch dadurch verstärkt, dass die Leute
sich selbst nicht Kru, sondern Grebo nennen. Bei Dap per kommt
das Wort Kru als Stammesname nicht vor, da er dem Stamme
!) Obwohl diese Küste jedenfalls schon damals Negersklaven nach den
spanischen und portugiesischen Märkten lieferte, weiss doch Dapper nichts
davon zu erzählen, sondern erwähnt nur den ausgedehnten Handel in
Maleghetta- oder Guineapfeffer, Elfenbein, Bothholz und Beis, den besonders
holländische, englische und portugiesische Kaufleute dort betriehen.
überhaupt keinen Namen giebt. Dagegen erwähnt er, merkwürdig
genug, eines Ortes an jener Küste, den er Krouw nennt;
ein benachbartes Dorf nennt er Settars Krouw, welcher letztere
Platz , nach der genauen Beschreibung der Configuration der
Küste zu urtheilen, unzweifelhaft das heutige Settra Kroo ist.
Dieses Dorf wäre also schon vor mehr als 200 Jahren ein bedeutender,
durch europäische Kaufleute besuchter Platz gewesen.
Ueberhaupt finden wir in Dap per zahlreiche Küstendörfer vermeldet,
die unter dem nämlichen Namen heute noch bestehen.
Nun wäre es leicht möglich, dass die Kaufleute die Bewohner
jener Dörfer, sowie der benachbarten Küstenplätze Nanna Kroo,
Kroöbah und anderer, kurzweg Kruleute oder Krooboys genannt
und diesen Namen allmälig auf den ganzen Stamm angewendet
hätten. Mit gänzlicher Sicherheit lässt sich aber diese vielbesprochene
Namensfrage wohl kaum mehr lösen.
Auch bei etwas späteren Autoren des 17. Jahrhunderts, wie
B osman, Barbot u. A. finden wir die Namen Krow, Kroo, Krue
Krew. Nach Bischof P a y n e , in seinem Grebo Dictionury von
1860 und 1867 ist der Name Kru (Kroo) verderbt aus Kr ao,
dem Namen des Stammes bei und um Settra Kroo. Das o am
Ende ist nach diesem Autor dasselbe Personen- oder Volksnamen
bildende Pluralsuffix wie bo in Grebo und 2 0 -3 0 ändern Stammesnamen
(siehe Ch r is ta l l e r , die Sprachen in dem Negerfreistaat
Liberia in der Zeitschrift für aff. Sprachen, 1889, p. 318).
Die Monatsgage eines Krooboy, an Bord der Schiffe beträgt in
der Regel sechs Dollars nebst freier Kost, welche letztere aus
etwa U/ü Liter importirtem Reis und dem üblichen Schnäpschen
besteht. Den Reis kochen sie selbst an Bord in der ihnen angewiesenen
Kruküche und wissen stets auf die eine oder andere
Weise etwas Salzfleisch oder Speck dazu zu erhalten.
Die Krooboys werden dem Schiffskapitän stets durch den Chef
oder Häuptling des betreffenden Ortes geliefert, welcher für den
Abschluss des Miethcontrakts ein schriftliches Beweisstück (book)
verlangt und für seine Bemühungen die erste Monatsgage der gelieferten
Leute vorausbezahlt erhält und in die Tasche steckt ‘).
g Diese zeitweilige Emigration der Kruneger ist in Liberia durch ein
eigenes Gesetz, die sogenannte shipping law, geregelt. In den Hafenplätzen der