verfertigt, werden nicht selten angetroffen. Dieselben sind besonders
bei dem Queah- und Pessy-Stamme beliebt. Ueber die . oft
kunstreich gearbeiteten, prachtvollen Kopfbedeckungen der Kriegsobersten
wird später das Nöthige gesagt werden.
Gänzlichen Mangel an Kleidern findet man bei erwachsenen
Eingebornen selten, wohl aber legen die Ruderer auf langem
Canoefahrten selbst ihr . Taschentuch ab , um darauf zu sitzen,
und die Lastträger auf Landreisen thun oft dasselbe, indem sie
das Lendentuch als Kissen verwenden, um den Druck des Tragkorbes
auf den Rücken weniger fühlbar zu machen. Ganz nackte
Kinder beiderlei Geschlechts bis zu einem Alter von etwa acht
Jahren sind jedoch alltägliche Erscheinungen.
Die Neger, und unter ihnen besonders die Frauen, -lieben
es ungemein, sich so viel möglich mit allerlei Schmuck geg e n s
t ä n d e n zu behängen. In den Gegenden westlich von Monrovia,
namentlich unter dem Veystamme, zieht man das Silber all cm
ändern Material zu solchen Sachen vor. Da aber im Lande selbst
kein Silber gefunden wird, so wird das durch Handel in ihre
Hände gelangende amerikanische und englische Silbergeld zu diesem
Zwecke verwendet und zu Finger- und Zehenringen, Armspangen,
Agraffen und grossen Schatullen verarbeitet, die an ebensolchen,
oft mehrfachen Halsketten auf der Brust getragen werden.
Besonders bei den Vey sieht man oft erwachsene Mädchen
ganze Hals- und Armbänder, ja sogar Leibgürtel tragen, an
denen eine Silbermünze neben der ändern angereiht ist, und hie
und da begegnete ich solchen Töchtern, die buchstäblich von
Silber strotzten. Auf unserer Jagdstation in Hokhie am Fisherman
Lake besuchte uns eine zeitlang eine Frau aus der Nachbarstadt
mit zwei jungen, hübschen Töchtern, um uns dieselben
zur Heirath anzubieten. Beide waren mit silbernem Schmück
auf oben beschriebene Weise ganz behängt. Jede trug in ihrer
zierlich geflochtenen und hochaufgethürmten Haarfrisur eine
silberne Agraffe, an einer vielfachen Halskette eine jener grossen
Schatullen, um die Lenden einen Gürtel von Silbermünzen,
zahlreiche silberne Armspangen und Fingerringe und ebensolche
Ringe an den Unterschenkeln. Ich schätzte den reinen Silberwerth
jeder dieser schwarzen Schönheiten auf 30 Dollars und
war daher ganz erstaunt, als die würdige Mutter bei meinem
scherzweisen Markten um den Preis einer jeden von 30 Dollars
auf 20 heruntergieüg. Ein schwarzer Freund aber, der, wie Mutter
und Töchter, meinen Scherz für Ernst auffasste, zog mich bei
Seite und raunte mir ins Ohr, dass ich mich in Acht nehmen
solle, da der Schmuck nur geliehen sei und den Mädchen nach
dem Verkaufe abgenommen würde.
Ueberhaupt sind die mannigfaltigen Schmuckgegenstände, welche
die Eingebornen beiderlei Geschlechts, besonders aber die Frauen,
auf dem Leibe tragen, äusserst. interessant. Es ist unmöglich,
in kurzen Worten alles das aufzuzählen und zu beschreiben, was
in diese Oategorie gehört, und oft ist es sehr schwierig zu sagen,
ob irgend ein Schmuck blos Zierath oder ob derselbe in die
endlose Reihe der greegrees (Zaubermittel oder Ta.lisma.na) zu
rechnen sei.
Zu den ursprünglichsten Schmucksachen gehören jedenfalls die wie
Perlen an Schnüren getragenen Eckzähne von Leoparden, Tigerkatzen
und Pinselschweinen , sowie Leopardenklauen und Krokodilzähne.
Die Eckzähne von Leoparden stehen in besonders hohem
Ansehen und zieren meist die Frauen und Töchter vornehmer
Leute. Der Kopf eines solchen Thieres wird nur der Eckzähne
wegen mit einem Sklaven bezahlt. Diese Zähne werden gewöhnlich
an Schnüren um Hals, Hand-und Fussgelenke getragen. Junge
Kinder beiderlei Geschlechts, besonders aber die Mädchen, zieren
sich oft mit einem bis fünf Centimeter dicken Strang von zusammengedrehten
Glasperlenschnüren, meist weiss oder blau, oft
auch von beiden Farben gemengt, der insoweit noch als Kleidungsstück
betrachtet werden kann, als bei den Mädchen oft das schon
genannte Läppchen, mit Glasperlen besetzt, als Schambedeckung
daran gehängt ist. Auch erwachsene Mädchen und verheirathete
Frauen tragen dergleichen dicke Perlengürtel, aber stets unter
dem Lendentuch auf dem blossen Leibe. Auch als Halsbänder
finden einfache Perlenschnüre Verwendung, besonders bei Kindern,
gelegentlich auch bei Erwachsenen beiderlei Geschlechts.
Sehr beliebt sind ferner in neuerer Zeit die sogenannten tenda-
beads, lange Achatkorallen, die fast überall im Innern eine sehr
gangbare Münze von einem Shilling Werth das Stück repräsen-
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