Grössten, ist der Mähnena f f e (Golobus polycomus). Derselbe
scheint, wenigstens in den von uns besuchten Gebieten, sehr
selten zu sein. Schweitzer hat nur e in Exemplar dieser Art
erhalten *) und das Einzige, welches wir selbst in unsem Besitz
bekamen, ist ein etwa 3 Wochen alter Säugling aus den Hinterländern
von Grand Cape Mount. Der alte Mähnenaffe ist schwarz
von Farbe und hat seidenartig glänzendes, langes und schwarzes
Haar, das namentlich an den Körperseiten mähnenartig herunterhängt.
Hinterkopf, Nacken, Halsseiten, Schultern und Arme
sind mit ähnlichen, aber schmutzig weissen Haaren bedeckt, die
den Eindruck einer grossen, weissen Mähne machen. Der gewaltige
Schwanz ist ebenfalls weiss unu kurz behaart, aber am Ende
mit einer langen, weissen Quaste versehen.
Sehr verschieden von der Färbung des Alten ist das oben
erwähnte Saugjunge. Dasselbe hat seidenartiges, etwas krauses
Haar von weisser Farbe; doch haben die Arme schon theilweise,
und die Füsse gänzlich, die schwarze Farbe des Alten angenommen.
Der Schwanz ist weiss, mit schwarzen Haarspitzen, ebenso die
stark entwickelte Endquaste. Da unser Vorrath an condensirter
Milch bald zur Neige gieng und in Hokhiö-Buluma keine Säugamme
aufzutreiben war, gieng das interessante Thierehen ein, nachdem •
wir es kaum 14 Tage besessen hatten.
Weniger selten als der Mähnenaffe ist sein nächster Verwandter,
der Bä r en a f f e (Goldbus ursinus), bei den Liberianern black
monkey genannt. An Grösse ist dieser Affe von dem erstgenannten
nicht verschieden. Die Länge eines erwachsenen Männchens
beträgt von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel 80 Cm., und
ebensoviel auch der als Balancirstange verwendete Schwanz. Die
Behaarung ist von gleicher Beschaffenheit wie bei dem vorigen;
doch ist die weisse Farbe nur auf ein breites Stirnband, die
Kopf- und Halsseiten, die Kehle, die Vorderseite der Oberarme
und den Schwanz beschränkt, welch Letzterer jedoch keine deutliche
Quaste hat; auch zeigt die weisse Behaarung auf Stirn -
und Kopfseiten einen starken Anflug von Silbergrau.
Viel häufiger als die beiden letztgenannten Arten i st d e rr ot he
') Gegenwärtig in den Sammlungen des Berliner zoologischen Museums.
St umme l a f f e (Goldbus ferrugineus), in Liberia unter dem Namen
red monkey bekannt. Derselbe kommt bis an die Küste heran
und wagt sich manchmal, namentlich wo dicht stehende Bäume
ihm die Wanderung ermöglichen, bis mitten in die Negerdörfer
herein, wie dies ein Exemplar beweist, welches ich aus einem mitten
in der Niederlassung Robertsport stehenden Mangobaume herunterschoss.
Dieser Affe erreicht kaum die Grösse der beiden vorigen
Arten; auch ist sein Haar weniger lang, aber ebenso glänzend
schwarz von oben und auf den Seiten; Brust und Bauch sind
dunkel rostroth, der lange, starke Schwanz aber ist schwarz und
hat keine Quaste. Auch bei dieser Art sind die Saugjungen weiss,
jedoch weniger intensiv als bei den beiden vorgenannten.
Die vierte Art ist der e c h t e St umme l affe (Goldbus verus),
in Liberia mangroe-monkey genannt. Derselbe liebt die Nähe des
Wassers und treibt sich in den Mangrovewäldern herum. Er ist
ein scheuer Geselle, dem eine geringere Grösse und der gleich-
mässig gelbgrün gegrisselte Pelz besser als seinen grossen und
auffällig gefärbten Vettern ermöglichen, sich dem Auge des Jägers
zu entziehen. Ich halte diese Art durchaus nicht für selten, und
ist es jedenfalls seiner zurückgezogenen Lebensweise, seinem Aufenthalt
in schwer zugänglichen Revieren und seiner grünen Färbung
zuzuschreiben, dass unsern Sammlungen nur zwei Exemplare dieser
Art einverleibt werden konnten (siehe auch I., Band, p. 294).
Weit besser als die Stummelaffen sind in Liberia, und zwar
sowohl in Arten- als in Individuenzahl, die Meerkatzen vertreten.
Eine, wie es scheint, bis jetzt nur in den westlichen Grenzgebieten
Liberia’s angetroffene Art ist die Ca l l i t r i c h e (Gerco-
pithecus callithrichus), welcher in Färbung und Grösse ungefähr mit
Colobus verus übereinstimmt und daher von den Liberianern oft
mit diesem verwechselt wird. Das einzige Exemplar, das ich wild
gesehen, schoss ich nahe unserer Station in Hokhiö; auch der
aus Robertsport lebend mitgebrachte Affe Jack (siehe I. Band p. 382
u. ff.) gehörte zu dieser Art. In Senegambien und Sierra Leone
soll dieselbe häufig sein und wird sie von dort aus oft in Europa
importirt. Oestlich von Cape Mount scheint die Callitriche
nicht vorzukommen; wenigstens habe ich dieselbe im östlichen
Liberia nirgends gefunden und - auch auf keinem der von mir