richter, jede Provinz einen monatlichen und einen dreimonatlichen
Gerichtshof1). Sitz der Landesregierung und des hohen
Gerichtshofes ist Mo n ro v ia , welcher Ort zugleich auch die
Hauptstadt der Provinz Messurado ist. Hauptort der Provinz
Grand Bassa ist U p p e r Bu c h a n a n , derjenige von Sinoe
Gr e e n v i l l e und Ha r per derjenige von Maryland. Englisch ist
die herrschende Landessprache.
Die ebenfalls emancipirte Colonie Maryland mit einer ähnlichen
Verfassung blieb vorläufig von Liberia unabhängig. Ihr oberster
Leiter hatte den Titel eines Superintendenten, und ihre Militärmacht
bestand aus etwa 175 Mann, vertheilt in je eine Compagnie
Infanterie und Artillerie.
Die ersten Wahlen fanden am 5. October 1847 statt. Der
bisherige Gouverneur J. J. R oberts wurde zum Präsidenten, der
uns ebenfalls bereits bekannte, frühere Vice-Agent B r a n d er zum
Vice-Präsidenten erwählt. Hierauf wählte der neue Präsident sein
Cabinet, bestehend aus einem Staatsminister (Secretary of States),
einem Finanz-, Kriegs- und Marineminister (Secretary of Treasury,
War and Navy), einem Minister des Innern (Secretary of Interior),
einem Staatsanwalt (Attorney General) und einem Generalpostmeister
(Postmaster General), Minister der öffentlichen Bauten.
Die würdige und taktvolle Weise, in der Liberia seinen Haushalt
auf einer neuen Basis auf baute, die freisinnigen Prinzipien,
die in der neuen Verfassung nieder gelegt wurden, die Bitte um das
>) Der monatliche Gerichtshof bestellt aus einem Sichter, der sich in
wichtigem Fragen einen oder zwei Friedensrichter beiordnet. Unter seinem
Vorsitze werden Contrakte registrirt, testamentare Verfügungen behandelt,
dringende Fälle vorläufig untersucht und Schuldforderungen unter dem
Betrage von 200 Dollars behandelt. — Der dreimonatliche Gerichtshof besteht
aus einem Richter und zwei Kammern von Geschworenen, der Grand- und
Petty Jury. Die Grand Jury unterwirft die vorkommenden Fälle einer
vorläufigen Untersuchung, während die Petty Jury die Vertheidigung durch
die Advokaten anhört und, advisirt durch den Richter, das Urtheil fällt,
besonders in kriminellen Fällen. Die Geschworenen werden durch den Clerk
des Gerichtshofes einberufen, und der Advokat hat das Recht, im Namen
seines Clienten solche Geschworene, die er für ungeeignet hält, abzulehnen.
Wenn ich nicht irre, hat der Präsident das Recht der Begnadigung bei
Yerurtheilung zur Todesstrafe.
Wohlwollen der Staaten der civilisirten Welt und schliesslich
die äusserst glückliche Präsidentenwahl konnten nicht verfehlen,
auf die ganze civilisirte Welt einen günstigen Eindruck zu machen.
Es verdient ganz besonderer Erwähnung, dass, als Liberia einmal
seine Unabhängigkeit erklärt hatte und wünschte, als selbständiger
Staat von den ändern Mächten anerkannt zu werden, gerade
England der erste Staat war, welcher der Republik diese Anerkennung
öffentlich zu Theil werden liess. Schon einige Wochen
nach der Unabhängigkeitserklärung erschien nämlich ein englisches
Kriegsschiff auf der Rhede von Monrovia und löste 21 Kanonenschüsse
zum Zeichen der Anerkennung der liberianischen Flagge.
Am dritten Januar 1848 eröffnete Präsident R o berts die erste
Sitzung der gesetzgebenden Versammlung und begab sich bald
darauf nach Boston und New-York, und nachher nach Europa,
um persönlich mit den fremden Mächten Beziehungen anzuknüpfen
und sich für die Anerkennung der Republik zu verwenden.
Er war von zwei Commissären, den Herren B ew e r l y
W ilson und J. S. P a y n e , begleitet. In Amerika wurde das Ver-
hältniss zu der Colonisationsgesellschaft endgültig geregelt, wobei
letztere ihr ganzes angekauftes Grundgebiet der Republik als
Eigenthum überliess unter der einzigen Bedingung, in den noch
unbesetzten Gegenden jederzeit befreite Sklaven ansiedeln zu
dürfen. Obwohl es R oberts nicht gelang, von der nordamerikanischen
Regierung die officielle Anerkennung der Republik zu
erlangen, war er doch so glücklich, ein günstiges Handelstraktat
abzuschliessen.
Auch mit England, das, wie wir wissen, die Republik bereits
anerkannt hatte, konnte R oberts einen Handelsvertrag schliessen.
Vom Scheitel bis zur Sohle ein Gentleman, wurde er auch dort
mit dem grössten Wohlwollen empfangen und in politischen und
aristokratischen Kreisen mit Beweisen grösster Achtung überhäuft.
Die Königin schenkte ihm für seine Republik die Kanonenboote
„Lark” und „Quail”, um mit mehr Erfolg den Sklavenhandel
unterdrücken zu können, und Lord A sh l ey nebst einigen
Ändern, die sich ungemein für die Unterdrückung des Sklavenhandels
durch Liberia interessirten, verschaffte ihm die Mittel,
um die Gallinasländer anzukaufen und dort den Sklavenhan