Modi- oder Aussageformen, insofern man diese als bestehend
betrachten will, nicht alterirt.
10°. Die H ü l f s z e i tw ö r t e r sein und haben (be) werden
sehr oft weggelassen. So sagt man z. B. nicht, das Haus ist
gross, sondern lang kulh (Haus gross), wohl aber: n' ga be niehh
oder m' be niehh (ich bin hier), oder ml be n' dschah (wörtl. ich
bin mein Heim), ich bin daheim; ml Uh n' dschah, ich bin nicht
daheim (bih = bin nicht), oder miehh be ml büluh (wörtl.
Messer hat meine Hand), ich habe ein Messer, oder: gbwändi be
(oder ä be) gbwüru (wörtl. Hitze hat meine Haut), ich habe Fieber.
11°. Eine weit bedeutendere Rolle spielen die P ro n omin a , die
verdienen, hier eingehend betrachtet zu werden.
a. P e r s o n a l e Pro n omin a .
ich, meiner, mir, mich
du, deiner, dir, dich
er (sie, es), seiner, ihm, ihn
wir, unser, uns, uns
ihr, euer, euch, euch
sie, ihrer, ihnen, sie
nah■ oder n'ga, verkürzt m’ (m' fah, mein Vater)
i oder iwah, auch iah
a oder dwah
muhh
uoh (woh)
änuhh (auch wohl, zu Gunsten
des Wohlklanges, änua oder ända).
b. P o s s e s s i v e Pro n omin a .
mein, dein, sein (ihr, sein), unser, euer, ihr, sind von den personalen
Pronomina nicht verschieden.
c. D em o n s t r a t i v e P ro n omin a .
Sing. dieser, diese, dieses
„ jener, jene, jenes
jene, e, e
he oder ke me; kai me — dieser Mann.
k£ me nuhh (dieser dort) kai me nuhh =
jener Mann (wörtl.: dieser Mann dort).
k& m6 nu (Verkürzung von ke m& %nü);
kai me nu = diese Männer.
ke m6 nu nuhh (Verkürzung von k& me
Snu nuhh); kai mi nu nuhh= jene Männer.
d. R e l a t i v e P ro n omin a .
Sing. welcher, welche, welches
Plu r. welche, welche, welche
muhh; kai mühh nah = der Mann, welcher
kommt.
muhh; kai enu mühh nah = die Männer,
welche kommen.
e. I n t e r r o g a t i v e Pronomina .
wer, wessen, wem, wen?
was, wessen, wem, was?
welcher, welche, welches
Jemand
Niemand
dscho? — dscho bé niehh? = Wer ist hier?
m'Uh oder Uh fing? — m'Uh bé niehh =
Was ist hier?
ména
f. I n d e f i n i t i v e Pro n omin a .
moh (Person); moh bé niehh? = Ist Jemand
hier?
moh noh (keine Person); moh m'Uh niehh ?
(Ist Niemand hier? wörtl. Jemand ist
nicht hier?).
12°. Die Veysprache hat eine Menge Suffixe, welche die verschiedenartigsten
Bedeutungen haben können und die meist.als
Endsilbe gebraucht werden. Einer der am häufigsten vorkommenden
ist die Endung ro, wie in kiro (schlafen), n'dschäro (vor mir),
nah nähro (ich komme wieder), nah dschéle ro (ich komme wieder
zurück).
13°. Ein und dasselbe Wort dient oft als Ausdruck für verschiedene,
weit aus einander liegende Begriffe. So bedeutet z. B.
das Wort kóro Reis, Bach, unten, unterhalb, alt.
Die Veysprache, ist auch darum interessanter als alle anderen,
weil sie eine eigene Schrift besitzt , die von Dualu Bü k e r e , dem
Vater des gegenwärtigen Häuptlings von Mendo, in den dreis-
siger Jahren erfunden und verbreitet wurde. Diese Schrift ist
allgemeines Eigenthum des eingebornen Adels, d. h. der Familien
von Fürsten und Häuptlingen, geworden und wird sehr häufig
gebraucht. In Hokhie hatte ich einen Bedienten, der seinem am
Mahfa River wohnenden Vater oft lange, in dieser Schrift verfasste
Briefe schrieb. Wie die Schüler der Mandingoderwische,
so benutzen auch die Söhne der Vey (die Töchter wird diese
Kunst nicht gelehrt) zum Erlernen des Schreibens hölzerne Tafeln mit
einem Handgriff am untern Ende. Als Feder dient ein Streifen
der harten Rinde eines Palmblattschaftes, das vorn wie eine
Feder zugeschnitten und gespalten wird, und die schwarze Tinte
wird aus gewissen Pflanzensäften bereitet. Ist die Schreibtafel
vollgeschrieben, so wird sie abgewaschen und getrocknet, um
aufs Neue gebraucht zu werden. Es machte stets einen sehr angenehmen
Eindruck auf mich, wenn ich sah, wie ein Vater seinen