men) verkauft. Sie enthalten meist einen auf Papier geschriebenen
Koranspruch oder sonst etwas Derartiges, und es werden
ihnen grosse Zauberkräfte zugeschrieben. In diesen Artikeln
herrscht grosse Verschiedenheit, und es ist nie möglich, eine auch
nur einigermaassen complete Sammlung solcher Gegenstände zu beschaffen.
Dieselben sind nämlich sehr theuer, da nicht nur deren
wirklicher Werth, sondern auch die in ihnen gewähnte Zauberkraft
bezahlt werden muss.
Auch auf dem Gebiete der Textilindustrie haben es die Eingebomen
zu einer hohen Stufe gebracht, und hier stehen wieder
die Mandingo obenan. Ihre Arbeiten lassen überall den maurischen
Einfluss erkennen, und es wäre eigentlich in mehr als
einer Hinsicht richtiger gewesen, dieselben ausserhalb der mir
gesteckten Grenzen zu lassen und nur gelegentlich ihres oft sehr
tief eingreifenden Einflusses auf, die eigentlichen Bewohner der
Urwaldzone zu erwähnen.
In erster Linie sind die Kattuntücher (country-cloth) erwähnens-
werth, welche die Bewohner des Innern, die Mandingo und ihre
Nachbarstämme, sowie die Bewohner des westlichen Liberia,
besonders die Yey, Golah und Barline, aus selbstgepflanzter
Baumwolle weben.
Ausserdem werden durch die Mandingo auch sehr zierliche
Reise- und Brieftaschen, Säbel- und Dolchgriffe sowie Scheiden,
Bekleidungen von Pulverhörnern, ferner Peitschen, Sättel, Zäume,
Gurten und Riemen, Tabaksdosen und viele andere Dinge aus
Leder verfertigt, die sich alle eben so sehr durch Solidität als
durch geschmackvolle Arbeit und schöne Verzierungen auszeichnen
und den praktischen Sinn ihrer Verfertiger verrathen. Was Intelligenz,
Kunstfleiss, Arbeitsamkeit und infolgedessen auch Wohlstand
betrifft, so stehen unzweifelhaft die Mandingo unter allen
ändern Stämmen obenan, während unter den Waldbewohnern
jedenfalls die Yey den ersten Rang behaupten.
Obschon die Baumwollenindustrie die Concurrenz mit den
massenhaft eingeführten und sehr billigen ausländischen Geweben
auf die Dauer nicht aushalten kann und von Jahr zu Jahr mehr
an Bedeutung verliert, so beschäftigt sie doch noch immer zahlreiche
Hände. Nur selten werden reine Baumwollpflanzungen
angelegt, man pflegt die Samenkörner vielmehr zusammen mit
dem Reis auszusäen, so dass die Baumwollpflanzen nachher
überall in den Reisfeldern zerstreut stehen.
Ob die. Baumwollstaude, die, wenn nicht mit ihr identisch, so
doch mit der in Amerika kultivirten nahe verwandt ist, ursprünglich
Afrika angehört oder aus Amerika eingeführt wurde, lasse ich
dahingestellt. Indessen möchte ich das Erstere annehmen, nicht
allein im Hinblick auf die allgemeine Verbreitung der Pflanze,
sondern auch auf das Alter dieser Industrie, deren schon durch
Dap p e e erwähnt wird, und zwar in einer Zeit, welche noch
keinen bedeutenden direkten Verkehr mit Amerika aufzuweisen
hatte. Nur von der Baumwollstaude werden die Saathüllen verwendet,
während diejenigen des imposanten Wollbaums (engl.
silk-cottontree), die in Ostindien den sogenannten Kapok liefern,
keine Verwendung finden.
Nachdem die reifen Saathüllen vom Strauche gepflückt sind,
werden die schwarzen Samenkörner herausgeklaubt, was keine
leichte Arbeit ist, und nachher die glänzendweisse Wolle in die
Sonne gelegt, um aufzulockern und nachher durch Schlagen mit
einer auf einen Bogen gespannten Sehne gekardet zu werden.
Wenn nun die Frauen wenig andere Arbeit haben, besonders
in der Regenzeit, so beschäftigen sie sich mit Spinnen, wobei
es noch sehr primitiv zugeht. An einem ungefähr fusslangen
Holzstäbchen, dem Spinnrocken, den man in der linken Hand
hält, wird ein- Büschel gekardete Baumwolle lose befestigt und
dann mit der rechten Hand zu einem .Faden ausgezogen und
gedreht, der auf einer ebenfalls fusslangen Spindel aufgerollt
wird. Diese Letztere ist nahe an ihrem unteren Ende mit einer
als Schwungrad dienenden, kreiselartigen, kleinen Scheibe von
gebranntem Thon versehen, ganz so wie sie in den keltischen
Pfahlbauten gefunden wird, und dreht in einer glatten Fläche,
wozu meist ein Stück eines Schneckenhauses oder eine Topfscherbe
verwendet wird (siehe folgende Seite, Textfigur). Mit
Daumen und Mittelfinger der rechten Hand wird die Spindel,
nachdem der gesponnene Faden angedreht i s t , in eine kreiselnde
Bewegung gebracht und so der Faden aufgerollt.
Ist bis zu diesem Stadium, vom Pflanzen des Strauches ab,