a, b. Bogen u. Wildpfeil, Queah
(V8 nat. Gr.). c. Fischpfeil zu
Bogen a, Queah (*/b nat. Gr.).
d. Fischspeer, Fisherman Lake.
aber im Bug steht, in der linken
Hand die hell lodernde Fackel, in
der rechten den Speer zum tödtlichen
Wurf oder Stoss bereit. Die Fackel
ist ein 2—3 M. langer, armdicker
Bündel von feingespaltenen Palmwedelrippen,
von welchen stets ein
Yorrath zum Anzünden bereit liegt.
Der Speer aber besteht aus der bis
6 M. langen, schlanken Wedelrippe
einer Weinpalme, an deren unterem,
dickerem Ende ein etwa handlanger,
dreigabeliger, selbstgeschmiedeter
Speer, mit vielen Widerhaken versehen,
auf kunstgerechte Weise festgebunden
ist (Fig. d). .Sobald nun
der links und rechts vor sich hinleuchtende
Harpunier einen Fisch
im Wasser „stehen” sieht, holt er
zu kräftigem Stosse aus, sticht ihn
in den Rücken und zieht ihn aus
dem Wasser, um denselben darauf
im Canoe vollends abzumachen.
Selbstverständlich werden mit dem
Speer nur grössere Fische gefangen,
unter denen besonders die während
der Trockenzeit, wenn das Wasser
des grossen Sees salzig ist, zahlreich
vorhandenen, bis 1 M. langen und breiten
Pfeilschwanzrocken am wenigsten
Schwierigkeiten darbieten, da
sie bei ihrer grossen Rückenfläche
eben so leicht zu erkennen als auch
zu harpuniren sind. Die Lanzenwer-
fer führen übrigens ihr Instrument
mit solcher Geschicklichkeit, dass
ihnen selten eine Beute entgeht.
Ebenso sicher wissen die Fischer zu Fuss mit ihrem entlass
(Machete, Buschmesser) beim Scheine der Fackeln, selbst das
kleinste Fischchen, die kleinste Krabbe entzwei zu hacken. Eine
grosse Wasserfläche bei finsterer Nacht mit all den Lichtern
draussen und dem Ufer entlang, das Aufsprühen der Funken
beim Anfachen der schwächer werdenden Flamme, das Schwingen
neu entzündeter Feuerbrände, welche die schwarzen Gestalten der
schweigenden Fischer sowie die ins Wasser vorgeschobenen
Mangrovebüsche und die überhängenden Bäume phantastisch
beleuchten — das Alles gewährt einen zauberhaften Anblick.
Den Fischfang mit Pfeil und Bogen habe ich nur auf dem
Du Queah River beobachtet. Der Schütze sitzt vorn in dem
durch einen Jungen geruderten Canoe. Der Bogen ist gleich
dem früher beschriebenen Jagdbogen, und der Pfeil besteht aus einer
durch inländische Schmiede verfertigten, 10 Cm. langen Eisenspitze,
vorn sehr scharf und mit einem Widerhaken versehen ,
hinten röhrenförmig auslaufend und auf einen etwa 2 M. langen,
dünnen Schaft passend, der ebenfalls aus einer Palmblattrippe
verfertigt ist (p. 272, Fig. c)\ Die eiserne Spitze sitzt nur lose auf dem
Schaft und fällt leicht ab, ist aber vermittelst einer starken
Schnur mit dem Schaft verbunden. Ist nun dieser eigenthüm-
liche, lanzenartige Pfeil abgeschossen, und hat er.den Fisch getroffen,
so lässt durch die rasche Bewegung des Letztem die
Eisenspitze vom Schafte los, und der Fisch schleppt diesen
in diagonaler Richtung an der Schnur hinter sich her, bis er
ermüdet oder zwischen Wasserpflanzen hängen bleibt. Eine
andere Art des Fischfangs, die ich am Blow Creek beobachtet,
wurde bereits früher (I. Theil, p. 341) beschrieben, und des
Ausgrabens von Fischen wird später erwähnt werden.
Die Gewinnung von See s a lz durch die Eingebornen ist jedenfalls
sehr alt und scheint mehr oder weniger ein Monopol der
Küstenbewohner zu sein. Doch giebt es auch gewisse inländische
Häuptlinge, die alljährlich während der Trockenzeit Salzsiedereien
an der Küste anlegen und dort während einiger Monate
der Bereitung von Kochsalz obliegen.
Zum Zwecke der Salzbereitung werden zur Trockenzeit auf
einer hohen Stranddüne, wenn möglich an einer beckenartigen
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